LK 1165, 575 510/197 580. Höhe 459 m
Datum der Grabung: 28.9.-15.10.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Schöpfer, Der Seebezirk II. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 95, Kanton Freiburg V, 194. Basel 2000; CAF 11, 2009, 230 f.
Ungeplante Notgrabung (Umbau). Größe der Grabung ca. 60 m². Siedlung.

Im Jahr 2008 wurde bereits das Gebäude selbst untersucht. Die gleichzeitig vorgenommene Sondierung im Erdgeschoss brachte eine Sumpfkalkgrube und weitere Gruben zutage. Bei den archäologisch begleiteten maschinellen Aushubarbeiten im Erdgeschoss des Gebäudes kam ein Kanal zum Vorschein, woraufhin die Arbeiten für die archäologische Notgrabung und Dokumentation angehalten wurden. Die Abfolge der Befunde lässt sich in sechs Schritten beschreiben:
Phase I umfasst eine Sandentnahmegrube und den Neubau des Gebäudes. Die sandigen, teils auch feinkiesigen fluvioglazialen Ablagerungen waren vermutlich der Grund für die Anlage einer 3.5 × 6 m großen und durchschnittlich 0.6 m tiefen, unförmigen Grube, die keinerlei Spuren einer gezielten Nutzung zeigt. Sie entstand wohl bei der Entnahme von Sand zur Herstellung von Mörtel und Putz. Das deutlich umgelagerte Füllmaterial der Grube war stark mit Brandrückständen (unter anderem Holzkohle, verbrannter Mörtel, Hitzesteine) durchmischt. Da die chronologisch relevanten Funde, darunter zahlreiche Fragmente von Ofenkeramik, in das 15. Jh. verweisen, könnte es sich um Rückstände des Stadtbrandes von 1484 handeln, ohne dass jedoch damit die Sandentnahme exakt datiert wäre. Möglicherweise gehört die Grube in die Zeit der Errichtung der älteren Gebäudeteile in spätgotischer Zeit (dendrodatierter Deckenbalken im Obergeschoss: 1522/23).
Phase II (um 1600) umfasst verschiedene kleine Planien und kleinere Gruben und Pfostenlöcher.
Phase III (1639-41) entspricht dem Neubau des Dachgeschosses mit südwestlicher Giebelwand.
In Phase IV wurde in die gassenseitige Fassade ein neues Tor mit Korbbogen und gegen den Innenhof eine Tür eingebaut. Diese Arbeiten fallen wohl zusammen mit der rückwärtigen Aufstockung im Jahr 1737/38.
Ein gedeckter Kanal repräsentiert Phase V. Er besteht aus Muschelkalkplatten in Werkstücken bis zu 0.40 × 0.55 × 2.20 m Größe und bezieht sich auf die neuen Öffnungen der Phase IV und den durch sie gebildeten Durchgang vom Hinterhof in Richtung Rathausgasse. Er hat ein starkes Gefälle von durchschnittlich 5% zu Rathausgasse hin und wird als Entwässerungskanal interpretiert. Über Funde (Malhornkeramik, Glas) in der Baugrube lässt er sich in das 19. Jh. datieren.
Verschiedene Befunde wie Binnenmauern und eine mit Zementsteinen gemauerte Grube werden als Phase VI zusammengefasst. Sie bezeugen jüngere Umbauten und Nutzungsphasen.

Sonstiges: Keramik, Glas, Knochenfunde.
Datierung: archäologisch; bauhistorisch; historisch.
AAFR, Ch. Kündig und D. Heinzelmann.