LK 1068, 621 085/264 760. Höhe 271-276 m.
Datum der Grabung: 1.7.-31.10.2001
Bibliographie zur Fundstelle: T. Tomasevic-Buck, JbAK 1, 1980, 19-25; dies. JbAK 2, 1981, 7; F. Hoek, Ein aufschlussreicher römischer Keller in Augusta Raurica (Flur Obermühle), in: MILLE FIORI, FS L. Berger. Forschungen in Augst 25, 67-75 (Grabung 1975/76). Augst 1998; P.-A. Schwarz, Ein spätrömischer Turm in der Flur Obermühle, JbAK 19, 1998, 151-165 (Grabung 1984/85); J. Rychener/H. Sütterlin, Ausgrabungen in Augst im Jahre 2001. JbAK 23, 2002 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Bau eines Einfamilienhauses). Grösse der Grabung ca. 540 m² (davon 2001 rund ein Drittel fertig untersucht).
Siedlung. Häuserblock. Töpferei.

Die Flächengrabung Kunz-Suter war in unerwartet kurzer Zeit abgeschlossen (siehe oben), was es erlaubte, schon Anfang Juli 2001 mit einer weiteren Einfamilienhaus-Grabung zu beginnen (Baugesuch von 1997; Ausgrabung ursprünglich auf 2003 terminiert, dann vorverschoben auf 2002). Für das relativ grosse Areal ist eine Grabungszeit von rund zehn Monaten vorgesehen; die Ausgrabung wird die Augster Ausgrabungsabteilung also auch im Jahre 2002 noch voll beanspruchen.
Das Areal liegt im untersten Teil des Abhangs des Schönbühl gegen die Ergolz. Es beschlägt Teile eines grossen überbauten Blocks, der sich ausserhalb der eigentlichen Oberstadt mit ihrer regelmässigen Insula-Bebauung befindet. An der Ostseite ist er durch die römische Heilbadstrasse begrenzt, an der Nordseite durch die Rauricastrasse, an der Westseite durch die Grienmattstrasse; die Begrenzung an der Südseite ist bisher nicht bekannt.
Das Hanggefälle verläuft generell von Osten nach Westen, wobei der Abhang in römischer Zeit wesentlich stärker zerfurcht war als in der Neuzeit. Die bisher tiefste Stelle findet sich in der Südwestecke des Grabungsareals.
Teile des Häuserblocks sind ausgegraben (an der Nordseite 1984/85; an der Ostseite 1975/76). Da seinerzeit nur die Flächen der geplanten Neubauten untersucht werden konnten, fehlen leider direkte Anschlüsse zur aktuellen Grabungsfläche. Um den Aufwand für die Ausgrabung abschätzen zu können, wurde eine geophysikalische Prospektion mittels Georadar vorgenommen; durchgeführt am 15.05.2001 von J. Leckebusch und S. Vogt von der Kantonsarchäologie Zürich. Besonders interessierten uns die Befundtiefen, war doch aus der nördlich liegenden Grabung bekannt, dass die römischen Zeugnisse bis in eine Tiefe von 3 m unter aktuellem Terrain reichen würden. Es zeigte sich, dass in der neu zu untersuchenden Fläche nicht mit solchen Tiefen zu rechnen ist.
Nach dem Entfernen einer ziemlich massiven nachrömischen Mischschicht kamen zunächst Zeugnisse der neuzeitlichen Nutzung des Geländes zum Vorschein: dicht an dicht liegende hangparallele Gräben oder Furchen, die mit römerzeitlichem Schutt verfüllt waren. Der Befund war schon 1984/85 beobachtet worden. P.-A. Schwarz deutete ihn als Zeugnis für eine Maulbeerbaum-Plantage des 18./19. Jh. Beim Ausheben der Furchen wurden die römerzeitlichen Bodenzeugnisse tiefgreifend und teilweise flächendeckend beseitigt. Dadurch stiessen wir auf einem Teil der diesjährigen Grabungsfläche quasi sofort auf die frühesten Siedlungszeugnisse. Am Ostrand der Grabungsfläche fassten wir recht umfangreiche Zeugnisse einer Holzbauphase (Holz-Lehmwand-Bauten, ausgedehnte Kulturschicht), weiter gegen Westen die Reste zweier Töpferöfen. Nach dem bisher bekannten Fundmaterial zu urteilen, dürfte die erste Siedlungsphase noch in das 1. Viertel des 1. Jh. gehören. Zur Steinbau-Phase zählen Teile von Wohnräumen - darunter ein hypokaustierter Raum - an der Ostseite der Grabungsfläche. Noch nicht recht durchschaubar ist die Funktion der verschiedenen Räume - vielleicht auch Innenhöfe - im Westteil der Grabungsfläche; wir erhoffen uns von der nächstjährigen Ausgrabung klarere Aufschlüsse. Im Gegensatz zur ersterwähnten Ausgrabung stimmen diesmal übrigens Radarbild und (Mauer-)Befunde ziemlich gut überein.

Faunistisches Material: noch nicht untersucht.
Probenentnahmen: Sedimentproben, makrobotanische Proben. Datierung: archäologisch. Frühes 1. Jh. bis 3. Jh. n. Chr.
Ausgrabungen Augst, J. Rychener.