LK1047, 2611 266/1 267 591. Höhe 265.5-268.5 m. Datum der Grabung: Februar - November 2023. Bibliografie zur Fundstelle: Bernasconi, M./Straumann, S. (2009) 2009/16 Martinsgasse (A). Jber. ABBS 2009, 38-39; Hel mig, G. (1984) Vorbericht über die Ausgrabungen auf dem Martinskirchsporn (1980/6, 1982/35, 1983/31). Basler Zs für Gesch. u. Altkde. 84, 312-329; Martin, M. (1967) Martinskirchplatz 3. Basler Zs für Gesch. u. Altkde. 67, XVI-XVII, XXI; Stöckli, W./Reicke, D. (1999) Die bauanalytischen Untersuchungen der Martinskirche von 1982. Jber. ABBS 1999, 269-286.

Geplante Rettungsgrabung (Bau von Sanitäranlagen bei der Sakristei; Pflanzgruben Globus). Grösse der Grabungen ca. 100 m².

Siedlung; Gräber.

Zwei verschiedene Bauprojekte (Pflanzgruben zur Fassadenbegrünung des Globus-Neubaus und Neubau von Toilettenräumen an der Nordmauer der Kirche) machten 2023 archäologische Untersuchungen auf dem Martinskirchplatz notwendig. Der Martinskirchsporn gehört zu den archäologisch sensibelsten Zonen in Basel. Die mehrere Meter mächtige Stratigraphie umfass zahlreiche frühe Siedlungsreste (Spätbronzezeit, Latènezeit, Römerzeit, Frühmittelalter). Die urkundlich erstmals um 1101/03 erwähnte Kirche St. Martin könnte bis ins 7. Jh. zurückreichen. Die umgebenden Bereiche wurden ab dem 9./10. Jh. bis ins frühe 19. Jh. als Bestattungsplatz bzw. Kirchhof genutzt (letzte Bestattung 1814; Abbruch der Friedhofsmauer 1851). Für die Pflanzgruben wurden an den westlichsten Ausläufern des Martinskirchplatzes rund 66 m² bis auf eine Tiefe von rund 1.5 m untersucht. Neben Aufschlüssen zur mittelalterlichen Hangmauer kamen wie erwartet rund 60 cm unter der modernen Oberfläche die ersten Bestattungen zum Vorschein. Insgesamt konnten mindestens 50 ungestörte und teilweise ungestörte Individuen geborgen werden. Alle liegen in gestreckter Rückenlage mit dem Kopf im Westen. Aufgrund der wenigen Begleitfunde (Gewandhaken, Knochenwürfel, Nadeln, Totenkrone, Sargnägel) datieren die Gräber zwischen dem 17. und 19. Jh. Unterhalb der für das Bauprojekt notwendigen Aushubkote sind weitere intakte Schichten zu erwarten, welche für den Moment geschützt werden konnten. Der Sanitär-Anbau nördlich der Kirche kam auf bereits 1982 untersuchte Fundamente eines Anbaus zu liegen, der im 14. Jh. die Sakristei nach Westen erweiterte und 1851 wieder abgebrochen wurde. Auch die neuen Kanalisationsanschlüsse folgten dem Bestand, so dass bei geringen Bodeneingriffen dafür nur 3 Bestattungen geborgen und Details an den Mauern nachdokumentiert wurden. Ein neuer Schacht hingegen kam in unberührten Grund zu liegen: Im Aushub von ca. 4 m² Fläche und 2.6 m Tiefe zeugen 20 Bestattungen unterschiedlicher Orientierung mit vielen Überschneidungen von der langen und weniger organisierten Belegung dieses Friedhofareals; datierende neuzeitliche Begleitfunde waren nur bei wenigen vorhanden. Schon während der Friedhofsnutzung hatten grosse Bodeneingriffe und Planien mehrere Gräber gekappt oder komplett zerstört. Obschon eine dieser Planien aus Abbruchschutt des 4. Jh. bestand, zeigt die Gefäßkeramik darunter, dass hier erst im Spätmittelalter nach Norden aufplaniert wurde. Mehr Einblick in die alte Topographie erlaubte der punktuelle Eingriff nicht, aber randlich an seiner Unterkante kam unter der Sakristei-Anbaumauer eine Lage grosser, heterogener Werksteine zum Vorschein: Es dürfte sich um die Spolienlage der spätantiken Befestigungsmauer des Münsterhügels handeln, deren Fortsetzung 2009 weiter westlich in ähnlich grosser Tiefe dokumentiert wurde. Das Fundmaterial war in den Eingriffen für den Sanitär-Anbau unauffällig, Grabbeigaben blieben aus. Auch beim interessantesten Fund, einer kleinen Münzrolle mit sechs friesischen Denaren um 1100, dürfte es sich eher um ein verlagertes Objekt in einer Grabauffüllung handeln.

Archäologische Funde: Keramik (Spätantike, SpätmittelalterNeuzeit), Baukeramik (Antike, Spätmittelalter-Neuzeit), Münzen (unbestimmt, spätantik, hochmittelalterlich), Eisen (Sargnägel), Buntmetall (Gewandhaken, Nadeln), Knochenartefakte (Würfel). Spätantike Rhombische Bodenplatte aus dunklem Kalk.
Anthropologisches Material: Pflanzgruben: mind. 50 Individuen (Neuzeit); Sanitäranbau: 23 Individuen (Mittelalter-Neuzeit).
Faunistisches Material: Tierknochen, noch unbestimmt.
Probenentnahmen: Sediment (Makroreste), Holzkohle (C14), Stein, Mörtel.
Datierung: archäologisch; historisch. Spätantike-20. Jh.
ABBS, M. Allemann und S. Billo.