LK 1176, 2761 977/1200 252. Höhe 572 m
Datum der Grabung: 26.4.-28.5.2021.
Neue Fundstelle.
Geplante Vorsondierung (Neubau). Grösse der Grabung ca. 800 m² (Fläche Sondagen), ca. 8670 m² (Bauperimeter).
Grab/Siedlung.

2019 wurde das sogenannte Untere Schloss aus dem 17. Jh. – ursprünglich Stammsitz der Familie Salis-Zizers – von einer Investorengruppe käuflich erworben. Diese Gruppe übernahm im Baurecht auch die direkt östlich gelegene, über 8600 m² grosse Parz. 439. Auf dieser bis anhin noch unbebauten, als Obstwiese und Weide genutzten Fläche sollen ab 2023 mehrere Wohneinheiten inklusive Tiefgaragenplätze und Kellerräume entstehen. Das Untersuchungsareal liegt am südlichen Rand des historischen Kerns von Zizers. In der Umgebung sind in den letzten Jahren bei Baubegleitungen immer wieder prähistorische Spuren beobachtet worden. Nur ca. 50 m nördlich der Parz. 439 liegt der 2003 entdeckte und zwischen 2009-2013 vom AD GR freigelegte karolingisch-ottonische «Königshof von Zizers».
Aufgrund der Nähe zu den genannten Fundstellen wurden ab dem Spätherbst 2020 erste Abklärungen auf der Parzelle unternommen, um vor Baubeginn allenfalls notwendige archäologische Maßnahmen zu veranlassen. Zunächst wurde grossflächig mittels Bodenradar prospektiert, wodurch sich vor allem ausgedehnte geologische und hydrologische Strukturen (Rüfen/Murgänge, Bäche) erkennen liessen. Zusammen mit der darauffolgenden Sondierung in Form von sechs Baggerschnitten (ca. 800 m²) konnte nun die Genese der Sedimente innerhalb der Parz. 439 weitgehend aufgeschlüsselt werden. Die meisten Schichten sind natürlichen Ursprungs und zeigen nur vereinzelt Spuren, die auf eine anthropogene Nutzung des Areals hinweisen. Zur zeitlichen Einordnung der aufgefundenen Stratigraphie wurde eine in mehreren Sondageschnitten in 2.5-4 m Tiefe angetroffene, auffällige Schicht aus fettem Lehm mit hellen Flecken und vereinzelt Holzkohleflittern mittels C14-Analyse datiert. Die (bisher) fund- und befundleere Schicht datiert ins Jungneolithikum, ist also gut ein Jahrtausend jünger als die mittelneolithische Fundstelle unter der nahegelegenen Burg Friedau, welche zur Hinkelsteingruppe zu zählen ist.
Direkte menschliche Aktivitäten konnten nur im Nordbereich der Parzelle nachgewiesen werden: Bei den angetroffenen Strukturen handelt es sich um ein Körpergrab, Feuerstellen und Pfostensetzungen. Sie sind anhand der C14-Analyse in spätrömische Zeit zu datieren, für welche in Zizers bislang nur Einzelfunde, aber keine Siedlungsstrukturen oder Bestattungen belegt sind. Im Grab fand sich, neben einem Eisenmesser und einer Schnalle aus Buntmetall, die Längshälfte eines Schafes oder einer Ziege als Speisebeigabe. Eine vergleichbare Bestattungssitte ist beispielsweise aus den spätantiken Gräbern von Bonaduz – Valbeuna und Rhäzüns Castugls/Cresta Leunga bekannt.

Archäologische Funde: Holzkohle, Eisen- und Buntmetallobjekte (Grab).
Anthropologisches Material: Überreste einer Körperbestattung.
Faunistisches Material: Tierknochen (u. a. ein halbiertes Schaf oder eine Ziege im Sehnenverband im Grab), Zähne und Mollusken.
Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben (Beckenboden Grab, Parasiten).
Datierung: archäologisch; C14. Spätrömische Zeit (Grab: BE16236.1.1, 1797 ± 24 BP, 212-334 AD, cal. 2 sigma; Feuerstelle: BE16237.1.1, 1767 ± 22 BP, 235-350 AD, cal. 2 sigma); Neolithikum (keine Befunde, BE-16235.1.1, 4642 ± 24 BP, 3514-3362 BC, cal. 2 sigma).
AD GR, B. Heinzle.