LK 1145, 2581 700/1 214 815. Höhe 427.7 m.
Datum der Entdeckung: 7.6.2018.
Datum der Bergung: 13.4.2021.
Bibliografie zur Fundstelle: Ramstein, M. (2019) Mörigen BE, Uferzone. JbAS 102, 173; Ramstein, M./Bolliger, M. (2022) Mörigen, Uferzone. Ein frühlatènezeitlicher Balken aus dem Bielersee. ArchBE 2022 (in Vorbereitung).
Geplante Bergung und Dokumentation vor Konservierung. Einzelfund: Balken.

Im April 2021 wurde der 2018 entdeckte Balken aus dem Bielersee geholt (Abb. 27), um nach einer sorgfältigen Reinigung und Dokumentation zur Konservierung ans Nationalmuseum in Kongens Lyngby, Dänemark, transportiert zu werden. Gleichzeitig erfolgte die dendrochronologische Datierung des ungewöhnlichen Objekts. Der Balken ist 4,16 m lang, knapp 30 cm breit, bis zu 12 cm dick und besteht aus einem halbierten Eichenstamm, dessen flach gearbeitete Innenseite etwas ausserhalb des Markes liegt. Beide Enden wurden gerade zugerichtet und sind erhalten. Die Aussenseite weist über weite Strecken die Rundung vom Übergang des Kernholzes zum Splintholz auf. An einem Ende sind partiell Splintholzreste erhalten. Die Waldkante oder gar die Rinde fehlt. Sechs rechteckige, durchgehende Löcher mit den Massen 41/35 x 14 cm, 24 x 13 cm, 24 x 13 cm, 22 x 12 cm, 22 x 11 cm und 35/29 x 12 cm zeichnen das Stück aus. Die beiden äussersten Durchbrüche sind dabei breiter als die vier inneren und besitzen auf der Innenseite einen rund 7 cm breiten, schrägen Abschluss. Am besser erhaltenen Ende weist der Balken eine seitliche Kerbe von 7 cm Tiefe und 13 cm Breite auf, die sich innen auf 4,5 cm Breite verjüngt. Das andere Ende ist zu stark erodiert, um eine vergleichbare Kerbe beobachten zu können. Sie könnte aber zum seitlichen Ausbruch an dieser Stelle geführt haben. Die Distanzen zwischen den Durchbrüchen variieren, auffällig ist dabei vor allem die grössere Distanz in der Mitte. In Fundlage befand sich die flache Seite des Balkens unten, gegen den Seegrund. Diese Seite ist dementsprechend deutlich besser erhalten. Zahlreiche Arbeitspuren lassen sich darauf beobachten, darunter Kratzspuren, Arbeitskanten von einem Beitel oder einer Dechsel und eine Nut entlang eines Durchbruchs. Spuren einer gerundeten Metallbeilklinge von 5 cm Breite zeigen sich in der seitlichen Kerbe und im danebenliegenden Durchbruch. Die dendrochronologische Analyse erfolgte an der flachen Stirnseite des Balkens, die mit einer Rasierklinge leicht präpariert und für die Jahrringzählung fotografiert wurde. Die Bildmessung wurde im Anschluss mit drei Bohrproben aus dem Bereich mit erhaltenem Splint sowie aus dem Bereich mit der längsten Sequenz zum innersten erhaltenen Ring hin ergänzt. Es konnte eine Baummittelkurve mit insgesamt 174 Jahrringen erstellt werden, wodurch die fehlenden Jahrringe bis Fällzeitpunkt relativ genau geschätzt werden können. Der Abgleich mit lokalen und regionalen Eichenreferenzen ergibt eine eindeutige Datierung des letzten erhaltenen Ringes ins Jahr 387 v. Chr. Das Fälldatum dürfte nach Ausweis der statistischen Splintschätzung um das Jahr 384 v. Chr. liegen. Ob es sich beim Balken von Mörigen um ein angeschwemmtes Stück handelt oder ob wir in der Nähe mit einer frühlatènezeitlichen Siedlung rechnen müssen, bleibt vorerst unklar. Ebenfalls hypothetisch bleibt die Verwendung des Balkens. Der Vergleich mit einem ebenfalls latènezeitlichen Balken aus der Siedlung im Ramsautal am Dürrnberg (A) lässt aber eine Interpretation als Schwellbalken wahrscheinlich scheinen.

Probenentnahmen: Holz für C14-Analyse, Bohrkerne für Dendrochronologie und allfällige Holzanalysen.
Datierung: dendrochronologisch. Latènezeit, 384 v. Chr.
A D B, M. Ramstein.