LK 1068, 2621149 / 1265450. Höhe 268 m
Datum der Grabung: 15.1.-14.2.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. Stiftung Pro Augusta Raurica 35, 1971, 9-11; JbAK 25, 2005, 87-115; 35, 2014, 241-331; 39, 2018, 100-102 ; 40, 2019 (im Druck)
Geplante Notgrabung (Werkleitungsbau). Größe der Grabung 260 m².
Siedlung.
Grab.

Bezogen auf die antike Topografie befindet sich das Areal in der Nordwestunterstadt von Augusta Raurica. Vom Werkleitungsbau wurden die sogenannte Ärztestraße sowie die daran anstoßende Bebauung tangiert. Von der hier mindestens 11 m breiten Straße hatten sich noch die untersten beiden Lagen des Straßenkörpers bestehend aus Kies aller Fraktionen und Geröll, erhalten. Südlich der Straße wurden vier Mauern angeschnitten, die zu einem bereits 1970 teilweise ausgegrabenen mittelkaiserzeitlichen Gebäudekomplex gehören. So liegen zwei der neu entdeckten Mauern genau in den Fluchten von bereits 1970 freigelegten. Sie waren bis auf die Fundamente abgebrochen worden; dazugehörige Bodenniveaus waren nicht erhalten. Überraschenderweise kamen im nördlichen Abschnitt des Leitungsgrabens acht spätantike Körperbestattungen zum Vorschein. Einige von ihnen waren durch bereits bestehende Werkleitungen stark gestört. Ein Grab war in Form einer Ziegelkiste angelegt (Abb. 26), deren Boden bestand aus fünf, die seitlichen Wandungen jeweils aus vier Leistenziegeln und die Stirnseiten aus jeweils einem Leistenziegel. Bedacht war die Kiste mit flachliegenden Leistenziegeln, von denen einige in die Kiste verstürzt waren. Die übrigen sieben Bestattungen waren reine Körpergräber. Sieben Gräber waren Nordwest-Südost mit den Schädeln jeweils im Südosten orientiert, eines Südwest-Nordost, mit dem Schädel im Südwesten. Lediglich aus zwei Bestattungen liegen Funde vor. In einem Grab trug die Verstorbene einen tordierten Bronzearmreif, auf dem sich in der Korrosion noch mineralisierte Haut- und Textilreste erhalten haben. Zusätzlich war ihr eine Münze mitgegeben worden: eine Prägung des Constantinus I. für Constantinopolis, die einen terminus post für die Bestattung zwischen 330 und 331 liefert. Die neu entdeckten Gräber liegen 70 m westlich der bereits seit längerem bekannten spätantiken Nekropole Kaiseraugst-Höll. Sie gehören mit großer Wahrscheinlichkeit zu diesem Bestattungsplatz, der somit um einiges größer sein muss als bisher angenommen. Aufgrund der Fundarmut sind die Bestattungen in die 2. H. 4. evtl. sogar ins beginnende 5. Jh. zu datieren. Auffällig ist, dass das Gräberfeld ziemlich genau in der Verlängerung der sogenannten Constantius-II.-Straße liegt. Letztere ist zwar westlich des Castrums bisher archäologisch nicht nachgewiesen; dennoch ist es wahrscheinlich, dass der angeschnittene Friedhof ihr entlang angelegt worden war - immerhin eine Ausfallstraße. Die bisher ebenfalls lediglich in Ausschnitten bekannte spätantike Nekropole Kaiseraugst-Rinau bildet im Osten des Castrums ihr Pendent.

Archäologische Funde: Bronze, Eisen, Keramik, Knochen; im Römermuseum Augst.
Anthropologisches Material: 8 Körpergräber, anthropologische Untersuchungen in Gang
Faunistisches Material: unbestimmt; im Römermuseum Augst.
Probenentnahmen: DNA-, REM-, Parasiten- und Sedimentproben, Untersuchungen in Gang.
Datierung: archäologisch. Mittlere Kaiserzeit bis Spätantike.
K A A G, J. Baerlocher.