LK 1048, 634 070/270 740. Höhe 284 m.

Datum der Bauuntersuchungen und Sondierungen: Juni-Jul 2014.

Bibliografie zur Fundstelle: W. Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein. Archäologische Führer der Schweiz 13, 18 (mit Verweis auf ältere Literatur). 2. überarbeitete Auflage, Basel 1993; M. Balmer, Die spätrömischen Kleinbefestigungen am Hochrhein zwischen Kaiseraugst und Koblenz, 35-36 (mit Verweis auf weitere Literatur). Unpublizierte Lizentiatsarbeit am Institut für Urgeschichte und Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern 1996; P.-A. Schwarz, unter Mitarbeit von J.M Fankhauser, L. Freitag, S. Jeanloz, T. Lander und D. Schuhmann, Bericht zu den Bauuntersuchungen an den spätantiken Wachtürme in Koblenz und Möhlin. Jber. GPV 2014 (im Druck).

Freilegungsarbeiten sowie Zustandsdokumentation und Bauuntersuchung (Konservierungsmassnahmen und Umgebungsgestaltung). Wachturm.


Die KA AG und die Vindonissa-Professur lancierten 2014 ein längerfristiges Projekt zur Erforschung, Sanierung und «mise en valeur» der spätantiken Wachtürme und militärischen Anlagen am Hochrhein, so auch des Wachturms Möhlin-Untere Wehren. Die Überreste des mit Ausnahme der (landseitigen) Südmauer in den Rhein abgestürzten Wachturms waren bereits von Ferdinand Keller (1800-1881) beschrieben worden. Erste Freilegungsarbeiten erfolgten um 1900 durch Pfarrer Samuel Burkart, archäologische Untersuchungen in den Jahren 1918 und 1919. Da die Überreste des Wachtturms nie konserviert wurden, gerieten sie rasch in Vergessenheit und ließen sich - u. a. wegen ungenauer Koordinatenangaben - nicht auf Anhieb lokalisieren.

Die 2014 durchgeführten Arbeiten umfassten das Entfernen des Bewuchses, das Freilegen und Reinigen des Mauerwerks sowie die Dokumentation der antiken Bausubstanz (Konstruktionsweise; verwendetes Steinmaterial). Dabei zeigte sich, dass die seinerzeit unterbliebene Konservierung als Glücksfall anzusehen ist: es dürfte sich nämlich um die einzigen am Hochrhein noch obertägig sichtbaren Mauerreste eines spätantiken Wachturms handeln, die nicht durch neuzeitliche und moderne Restaurierungsarbeiten überprägt sind.

Da auch der Ansatz des westlichen bzw. östlichen Eckverbands erhalten sind, kann davon ausgegangen werden, dass der rund 9 m lange Mauerzug ziemlich genau der ehemaligen Länge der Südmauer entspricht. Des Weiteren zeigte sich, dass nicht nur das mit vereinzelten Ziegelsplittern durchsetzte, sehr solide Gussmauerwerk des Mauerkerns noch vorhanden ist, sondern auch Teile der inneren (rheinseitigen) Mauerschale des Fundaments sowie - zumindest partiell - die erste bzw. zweite Steinlage der landseitigen Schale des aufgehenden Mauerwerks. Letztere besteht aus sehr großen Bruchsteinen aus Muschelkalk und war - wie die Berichte zu den Untersuchungen in den Jahren 1918/19 nahelegen - ursprünglich verputzt. Da es aus statischen Gründen unmöglich war, den von der Böschung verdeckten Teil des rund 1.7 m breiten Fundaments freizulegen, ließ sich dessen Höhe nur annähernd eruieren.

Aus dem gleichen Grund konnte auch die Konstruktionsweise der Balkenarmierung im Fundament der Südmauer bzw. in dem heute verschwundenen, knapp 0.5 m langen Teilstück der Westmauer nicht zweifelsfrei ermittelt werden. Es handelt sich offenbar um nahe beieinander liegende, jeweils in der Mauerflucht verlaufende Rundhölzer. Bei der Analyse des hervorragend erhaltenen Gussmauerwerks zeigte sich zudem, dass dem Kalkmörtel Stroh beigemengt worden war. Dieses diente einerseits als Armierung, beschleunigte andererseits den Trocknungsvorgang.

Beim Entfernen der etwa 0.2 m mächtigen Humuskante wurden auf der Landseite Reste des Mauerschutts sowie Abfallschichten aus der Benutzungszeit des spätantiken Wachturms angeschnitten. Sie wurden aus konservatorischen Gründen nicht flächig freigelegt, sondern in situ belassen. Die sehr kleinflächigen Bodeneingriffe führten dennoch zu einer willkommenen Erweiterung des bekannten Fundspektrums (u. a. Ziegelfragmente, drei Keramikfragmente).

Unter den Neufunden hervorzuheben sind namentlich ca. 45 Tierknochen (Pferd, Schaf/Ziege, Schwein und Rind), Amphorenfragmente, eine Wandscherbe einer Argonnensigillataschüssel der Form Chenet 320 sowie eine Münze. Bei letzterer handelt es sich dabei um ein Aes 4 des Kaisers Constans (337-350), geprägt in den Jahren zwischen 341 und 348 n. Chr. in Lugudunum (Lyon).


Archäologische Funde: Münze, Baukeramik, Gefäßkeramik, Wandverputz, Glas, Metallobjekte.

Faunistisches Fundmaterial: Pferd, Schaf/Ziege, Schwein, Rind.

Probenentnahmen: Mörtel- und Sedimentproben.

Datierung: archäologisch; historisch. Spätantike, wohl zwischen 369 und 374 n. Chr.

KA AG/Vindonissa-Professur Uni Basel, T. Lander und P.-A. Schwarz.