LK 1048, 2635 144/1267749. Höhe 284 m.
Datum der Grabung: 16.4.-2.5.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: K. Stehlin, Die spätrömischen Wachttürme am Rhein von Basel bis zum Bodensee. 1. Untere Strecke von Basel bis Zurzach. Bearbeitet von Victorine von Gonzenbach, 60f. Nr. 10. Basel 1957; W. Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein. Archäologische Führer der Schweiz 13, 21 Nr. 11, 2. überarbeitete Auflage, Basel 1993; JbAS 102, 2019, 196f.; M. Balmer, Die spätrömischen Kleinbefestigungen am Hochrhein zwischen Augst und Koblenz. Unpubl. Lizentiatsarbeit am Institut für Urgeschichte und Archäologie der römischen Provinzen der Universität Bern, 51f. Bern 1996 (mit Verweis auf weitere Literatur).
Geplante Notgrabung (Neubau Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage). Größe der Grabung ca. 636 m².
Siedlung.
Die Fundstelle liegt nördlich eines spätrömischen Wachturmes, der in den Keller des benachbarten Hauses integriert worden ist. Sie wurde bereits im Jahr 2018 sondiert mit dem Ziel, das Vorkommen eines eventuell dazugehörigen Wehrgrabens bzw. die Ausdehnung eines weiter im Westen erfassten frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes zu überprüfen.
Die Sondierungen ergaben zwei graben- bzw. grubenartige Strukturen, die nicht zweifelsfrei eingeordnet werden konnten. Auch die diesjährigen Untersuchungen fanden mit Unterstützung von Studierenden der Vindonissa-Professur der Universität Basel statt.
Nach dem großflächigen Abtrag der Deckschichten zeigte sich im untersuchten Areal kein Graben, sondern mehrere rechteckige Strukturen, bei denen es sich um Grubenhäuser handelt (Abb. 63). Insgesamt wurden sechs nicht einheitlich orientierte und z. T. eng nebeneinanderstehende Grubenhäuser tangiert. Bei dreien konnte die vollständige Ausdehnung erfasst werden. Sie variierte zwischen 2.8 × 4 m und 2 × 5 m. Inner- und außerhalb der Grubenhäuser haben sich keine Nutzungsniveaus mehr erhalten, und es sind keine Pfostenstellungen festgestellt worden. Hinweise auf eine Feuer- oder Ofenstelle innerhalb der Strukturen lieferten mehrere, z. T. locker gehäufte, einseitig hitzegerötete Steine.
Für eine zumindest zeitweilige Nutzung von zwei der Gruben als Webkeller spricht der Fund von einem bzw. zwei tönernen Webgewichten und einem knöchernen Pfriem. Damit vergesellschaftet waren spärliche Keramikfragmente von feiner überdrehter Ware, darunter ein stark ausgebogener Lippenrand sowie ein Fragment von einem Wellenrandhufeisen, welche die Auflassung dieser Strukturen im 13. Jh. oder danach belegen.
Ganz im Osten des untersuchten Areals kam ein jüngerer steinerner Keller zum Vorschein, der wohl zu einem Fachwerkhaus gehörte. Vom quadratischen, 4 × 4 m großen Keller hatten sich 50 bis 80 cm hohe Wände aus in Lehm gesetzten Geröllen und Bruchsteinen erhalten. Der Zugang erfolgte durch eine Treppe im Nordosten. Das mutmaßliche Fachwerkhaus wurde im 17. Jh. Opfer eines Brandes. Der daraus entstandene Brandschutt verfüllte den Keller. Ein großer Teil der darin enthaltenen Funde wies massive Brandschäden auf, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sie zum Zeitpunkt des Brandes in Gebrauch waren.
Die geborgenen Fragmente von engobierten und grünglasierten Gesims-, Friesen-, Kranz- und Blattkacheln mit rhombischen oder vegetabilen Rapportmustern oder mit Darstellungen der Kardinaltugenden stammen von einem oder zwei differenziert aufgebauten Kachelöfen. Unter den Gefäßkeramikfragmenten herrschen Töpfe und Schüsseln vor. Bei den Schüsseln kommen unglasierte oxidierend gebrannte Exemplare mit verdicktem Lippenrand vor, oder solche mit Sichel- oder Kragenrändern. Letztere sind mit weißer, grüner und gelber Innenglasur auf Engobe oder mit grüner und braungelber Glasur versehen.
Gelbglasierte Schüsseln mit Malhorndekor sind mit wenigen Fragmenten vertreten. Das gesamte Fundmaterial datiert in die Zeit des 16.-17. Jh. und weist eine außerordentliche Geschlossenheit auf. Bemerkenswert sind einige flache Rheinkiesel mit eingekerbten Längsseiten und mit Reibspuren von der ehemals umgewickelten Schnur an der Oberfläche. An einem Exemplar hafteten sogar noch Bruchstücke davon. Diese Kiesel sind als Netzsenker genutzt worden.
Als Terminus post quem für den Brand dienen zwei Münzfunde. Es handelt sich um einen 1545-1608 unter der Regentschaft von Charles III. geprägten halben Groschen aus dem Herzogtum Lothringen und um eine 1560 unter der Herrschaft von Franz II. geprägte Silbermünze, noch mit Prägestempel des Vorgängerkönigs von Frankreich, Heinrich II.
Archäologische Funde: Mörtel, Baukeramik, Ofenkeramik, Geschirrkeramik, tönerne Webgewichte, Münzen, Gürtelschnalle, Netzsenker, Gewandschließe, Bronze, Eisen.
Faunistisches Material: 1 Pfriem, unbearbeitete Tierknochen. Datierung: archäologisch. 12./13. Jh.; ausgehendes 16.-17. Jh.
KA AG, L. Galioto und D. Wälchli.
Wallbach AG, Rheinstrasse
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Details of the chronicle
Municipality
Wallbach
Canton
AG
Location
Rheinstrasse
Coordinates
E 2635144, N 1267749
Elevation
284 m
Site reference number
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Cantonal intervention number
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New site
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Sampling
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analyses
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Institution
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Discovery date
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Surface (m2)
636 m2
Start date
16 April 2019
End date
02 May 2019
Dating method
archaeological
Author
--
Publication year
2020
Period
Middle Ages
Site type
settlement
Type of intervention
excavation (rescue excavation)
Archaeological finds
ceramic, metal (coins/medals), metal (costume components)
bones
animal bones (dispersed)
Botanical material
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