LK 1072, 2697411/1261628.
Höhe 443 m.
Datum der Grabung: 19.9.2016-15.6.2017.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: R. Windler, Neues zur Winterthurer Stadtbefestigung. Die Ausgrabungen in der Alten Kaserne (Technikumstr. 8). Nachrichten des Schweizerischen Burgenvereins 63, 1990, 90-100; R. Windler/A. Rast-Eicher, Spätmittelalterliche Weberwerkstätten in der Winterthurer Altstadt. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 27/28, 1999/2000, 1-82.
Geplante Notgrabung (Unterkellerung).
Grösse der Grabung 282 m².
Siedlung.
Stadtmauer.

Die Unterkellerung der zwei Liegenschaften an der Tösstalstrasse 2, eines Wohnhauses und einer Scheune, löste eine archäologische Flächengrabung aus. Das Areal befindet sich in der Neustadt, der östlichen Vorstadt von Winterthur, wo im Spätmittelalter und in der Neuzeit Handwerker tätig waren. In einem Schopf im Innenhof ist ein Stück der jüngeren Stadtmauer der Neustadt aus dem ausgehenden 14. Jh. im Aufgehenden erhalten.

Die ältesten Befunde sind ein West-Ost und zwei Nord-Süd ausgerichtete Gräben vorläufig unbekannter Zeitstellung. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Gräben mit Kies aufgefüllt und die gesamte Fläche ausplaniert. Unmittelbar an der Gasse kam ein Erdkeller mit zwei unterschiedlich abgeiefen Bodenbereichen zum Vorschein, in denen sich längliche Gruben und Pfostenlöcher abzeichneten, die als Standorte von fünf Webstühlen zu deuten sind. Dieser Webkeller wurde in der 2. H. 13. Jh. aufgegeben.

Aus der Kellerverfüllung stammen neben Geschirrkeramik die Reste eines Kachelofens, nämlich Becher- und Pilzkacheln sowie Ofenlehm, ferner eine Knochennadel und ein Spinnwirtel. Ein zweiter 8 m langer und 6 m breiter Erdkeller wurde in der hofseitigen Grabungsfläche dokumentiert; er lag vermutlich neben einem grösseren, 1996 teilweise nachgewiesenen Steingebäude am Holderplatz 6. Der Keller war senkrecht ins Erdreich eingetieft; er brannte um die Mitte oder in der 2. H. 14. Jh. aus.

Erstmals ließ sich in Winterthur der Zugang in einen Erdkeller archäologisch nachweisen. Es handelt sich um eine in das Erdreich eingetiefte Treppe, deren Stufen mit vermörtelten Steinplatten und Holzbrettern verkleidet waren. Unter einer Brandschuttschicht haben sich die trapezförmigen Gruben von sechs liegenden Webstühlen erhalten. In den Gruben wurden die Tritte für die Bedienung der Schäfte der Webstühle, zwei Webschiffchen, davon eines aus Ebenholz mit erhaltener Fadenspule (Abb. 49), eine Schaftrolle und Reste eines Holzgefäßes nachgewiesen.

Neben einem Webstuhl gelang es, ein Daubengefäß in situ zu bergen. Aus dem Brandschutt sind neben Geschirr- und Ofenkeramik und einem Grapen wattierte und genähte Gewandteile (Leinen und Baumwolle), Gewebefragmente, Fasern, Schnüre und zahlreiche Leinsamen besonders zu erwähnen. Im Hof befand sich ein Steinkeller, dessen Ausdehnung und Datierung unklar bleiben.

Von der Nutzung der Liegenschaften als Stallscheunen zeugen mehrere Jauchegruben, die im 18. Jh. mit Bauschutt und Geschirrkeramik aufgefüllt wurden.

Archäologische Funde: Geschirr- und Ofenkeramik, Ofen- und Hüttenlehm, Hohlglas, Ziegel, Holzteile von Webstühlen, 2 Webschiffchen, Holzgefässe, Knochenartefakte, Gewebe, Fasern, Schnüre, Buntmetall, Metallgefässe, Schlacken, Glättsteine.
Probenentnahmen: C14, Holzbestimmungen, botanische Proben (Schlämmproben).
Datierung: archäologisch. 12.-15. Jh.; 18. Jh.
KA ZH, A. Matter und B. Zollinger.