LK 1032, 2707389/1278 692. Höhe 412 m.
Datum der Grabung: 3.5.-14.6. und 9./10.7.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: JbSGUF 76, 1993, 227; S. Benguerel/H. Brem/A. Hasenfratz et al., Archäologie im Thurgau. Archäologie im Thurgau 16, 289f. Frauenfeld 2010 (mit älterer Literatur).
Notgrabung vor Bauvorhaben (Bauprojekt).
Grösse der untersuchten Fläche 1700 m².
Siedlung.

Seit 2012 plante ein Baukonsortium auf einer rund 4000 m² grossen, bislang unbebauten Parzelle im Dorfkern von Eschenz den Neubau von drei Mehrfamilienhäusern mit Tiefgarage. Im Vorfeld der Bebauung der nordöstlich gelegenen Parzelle war bereits 1992 die Grundmauer eines rund 4 x 3 m grossen Gebäudes aus dem 7./8. Jh. n.Chr. (C14-datiert) freigelegt und dokumentiert worden. Aus einem Befund in der Baugrubenwandung der westlich gelegenen Parzelle, welcher als Bachlauf interpretiert wurde, wurden 2004 einzelne prähistorische Scherben geborgen. Da sich der Neubauperimeter weiter im südlichen Randbereich des römischen Siedlungsgebiets von Tasgetium befindet, war er im April 2013 durch insgesamt 13 Baggerschnitte sondiert worden. Dabei wurden Befunde und Funde aus der römischen Zeit bis in die Neuzeit dokumentiert und geborgen. Insbesondere ein rechteckiger, 3.3 x 2.3 m grosser Befund wurde als vermutlich frühmittelalterliches Grubenhaus interpretiert. Er liess sich jedoch weder stratigrafisch noch über die Funde sicher datieren. Anfang 2018 wurde das zwischenzeitlich mehrfach modifizierte Bauprojekt konkret. Um Verzögerungen zu vermeiden, wurde mit der Bauherrschaft abgesprochen, vorgängig zum Baubeginn mit archäologischen Arbeiten zu beginnen und Restflächen parallel zum bauseitigen Aushub zu untersuchen. Gefasst wurden auf einer Fläche von 800 m² im südwestlichen Quadranten der Parzelle insgesamt über 120 Befunde sicherer oder wahrscheinlicher frühmittelalterlicher Zeitstellung. Dabei handelte es sich ausschliesslich um Verfärbungen, welche sich zudem meist nur äusserst diffus vom umgebenden Sediment abgrenzten. Darunter waren zwölf weitere Grubenhäuser bzw. Erdkeller mit 44 dazugehörigen Pfostenstellungen, zumeist in den Ecken der Grubenhausbefunde gelegen. In Einzelfällen waren letztere noch mit einer Mächtigkeit von bis zu 1 m im Boden nachweisbar, konnten aber im Planum zumeist erst nach Abtrag der eigentlichen Grubenhausgruben gefasst werden. Zusätzlich fanden sich mehrfach Pfostenstellungen in der Mitte der Breitseiten der Grubenhäuser, welche somit wohl als Giebelpfosten interpretiert werden dürfen. Weitere 45 Befunde von Pfostengruben ohne direkten Zusammenhang mit Grubenhäusern sind vermutlich die Überreste grösserer Wohnbauten. Allerdings waren sie nur vage zu Grundrissen rekonstruierbar. Ausserdem wurden 15 weitere Gruben, davon zwei Brandgruben bzw. Feuerstellen, und die Sekundärbestattung wenigstens eines menschlichen Individuums dokumentiert. Der Siedlungsplatz scheint sich entlang des Südufers eines Bachlaufs zu erstrecken, welcher sich zuvor auch in der westlichen und nordöstlichen Parzelle fassen liess. Ein Sondierschnitt bis auf die westlich gelegene Nachbarparzelle erlaubte es zudem, die maximale Siedlungsausdehnung nach Westen zu erkennen. Die grösste Ausdehnung nach Süden und nach Osten hingegen lag ausserhalb der untersuchten Fläche. Das Fundspektrum umfasst, abgesehen von wenigen Ausnahmen, das übliche spärliche und kleinteilige keramische Fundmaterial aus dem Frühmittelalter. Besonders aus dem Humusbereich wurden unter anderem auch römische Gefäss- und Baukeramik geborgen. Weiter kam unter dem Humus ein diffuser Fundhorizont mit stark verrollter, vermutlich bronzezeitlicher Keramik zum Vorschein.

Archäologische Funde: Keramik, Baukeramik, Glas, Eisennägel, Messer.
Faunistisches Material: Tierknochen (Schlachtabfälle).
Probenentnahmen: Holzkohleproben, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Bronzezeit; Römische Zeit; Frühmittelalter. C14 in Arbeit.
Amt für Archäologie TG.