LK 1070, 658 520/258 910 (Mittelpunktkoordinate). Höhe 359.50 m.
Datum der Grabung: 2.6.-30.11.2009.
Bibliografie zur Fundstelle: Jber. GPV 2002, 42-44 (mit der älteren Literatur).
Geplante Notgrabung. Grösse der Grabung ca. 1300 m². Siedlung (Zivilsiedlung des Legionslagers). Unmittelbar vor der Südwestecke des Legionslagers Vindonissa, unter der heutigen Fehlmannmatte, liegen die Reste eines ausgedehnten Baukomplexes, mit ca. 150 x 125 m Außenmaßen einer der größten Steinbauten der römischen Schweiz. Die Anlage wurde 1902 entdeckt und wegen der Nähe zum Amphitheater zunächst als Gladiatorenkaserne, später dann als Forum bezeichnet. Der rekonstruierte Grundriss beruht auf einer größeren Anzahl von Sondagen und Baustellen-Beobachtungen, großflächige Ausgrabungen haben indes noch nicht stattgefunden. Für das bislang kaum überbaute Areal liegt ein großes Neubauprojekt vor. Zusammen mit Bauherrschaft und Gemeinde konnte die Kantonsarchäologie Aargau erreichen, dass die gemauerten Außenbereiche des römischen Großbaus weiterhin unversehrt im Boden bleiben. Hingegen wird der riesige Innenhof zum Großteil einer Tiefgarage und Kellerbauten weichen müssen. Seit August 2009 legt die Kantonsarchäologie deshalb eine große Fläche im südlichen Bereich des Innenhofes frei. Ausgelöst durch Werkleitungs-Arbeiten, wurde vorgängig dazu bereits ab Juni 2009 eine Grabung an der Nordostecke der Anlage durchgeführt. Der Osttrakt bestand offenbar aus zwei langgezogenen Hallen von 6 bzw. 7,2 m Breite ohne weitere Innengliederung. Neu ist der Nachweis von Lisenen, welche die Ostfassade in Abschnitte von jeweils 4,5 m rhythmisierten. Beim Südtrakt wurde der bekannte Traufwasserkanal auf einer Länge von ca. 35 m freigelegt. Dessen südliche Wange ist so massiv fundamentiert, dass darauf eine Mauer gestanden haben muss, der hofseitige Bereich des Südtraktes also ebenfalls als riesige, nicht weiter unterteilte Halle rekonstruiert werden kann. In allen ergrabenen Flächen wurden Holzbaustrukturen festgestellt, die zeitlich nicht zum Steingebäude gehören. Langgezogene Pfostengräben sind möglicherweise als Reste eines hölzernen Vorgängerbaus zu deuten. Auf einer Fläche von mindestens 200 m² waren zudem parallel verlaufende Negative von Baumstämmen oder Hälblingen zu beobachten. Es handelt sich hierbei vielleicht um einen massiven Unterbau, wie er von römischen Getreidespeichern (horrea) bekannt ist. Ferner sind Befunde vorhanden, die sicher jünger sind als der römische Steinbau. Rätselhaft sind hierbei mehrere riesige Pfostengruben mit bis zu 1,8 m in die Tiefe reichenden Pfostenstandspuren, die eigentlich nur zu einem großen, mehrstöckigen Holzbau gehören können. Datierende Funde oder zugehörige Gehniveaus waren aber nicht vorhanden. Die Grabung muss 2010 fortgesetzt werden, mit gezielter Schwerpunktbildung sind voraussichtlich rund 9000 m² im mittleren und nördlichen Innenhof-Bereich zu untersuchen. Nach den Ergebnissen der ersten Grabungsetappe zu urteilen war der riesige rechteckige Baukomplex südwestlich des Legionslagers in der Steinbauphase sehr einfach konzipiert: Bis zu 130 m lange Hallen umgaben einen gekiesten Innenhof von 120 x 105 m. Eine bauliche Gliederung in area sacra (mit Tempel) und area publica (mit Innenhof und Basilika), wie sie einem römischen Forum entspricht, ist beim Großbau von Vindonissa nicht erkennbar. Dessen bisherige Benennung als Forum ist daher neu zu überdenken. Handelt es sich tatsächlich um einen multifunktional genutzten Bau, wo Markttage gehalten, Gerichtstermine einberufen und den Göttern geopfert wurde? Oder hatte der Bau in Vindonissa, dessen Lage und Grundriss auffällige Parallelen in den Legionslagern Mirebeau, Nijmegen und Carnuntum besitzt, auch andere Funktionen, etwa die eines Exerzierplatzes (campus)?
Probenentnabmen: Erdproben, Sedimentproben, Mörtelproben, Gesteinsproben. Archäologische Funde: Auffallend wenig Fundmaterial, überwiegend 1. H. 1. Jh. n. Chr., dazu mittelkaiserzeitliche und spätrömische Streufunde. Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh. n. Chr. KA AG, J. Trumm und B. Wigger.
Windisch AG, Fehlmannmatte, sog. Forum
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Windisch
Kanton
AG
Ort
Fehlmannmatte, sog. Forum
Koordinaten
E 2658520, N 1258910
Höhe
360 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1300 m2
Datum Beginn
02 Juni 2009
Datum Ende
30 November 2009
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2010
Epoche
Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung, Siedlung (Militärcamp)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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