LK 1091, 2685590 / 1245650. Höhe 464 m.
Datum der Grabung: 15.5.-31.10.2017.
Neue Fundstelle.
Geplante Sondierung und Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung 1200 m².
Siedlung.
Die für eine Überbauung vorgesehene Parzelle wurde aufgrund der Nähe zu einer Gruppe von Grabhügeln der älteren Eisenzeit vorgängig sondiert. Dabei kamen Steinsetzungen sowie grössere Mengen an spätbronzezeitlicher Keramik zum Vorschein, worauf die Parzelle in einer Notgrabung eingehender untersucht wurde. Das Areal befindet sich auf dem Burghölzliplateau am Fuss eines Moränenwalls der letzten Eiszeit und wird von Südosten nach Nordwesten von einer Talsenke durchlaufen. Unter dem Humus und Aufschüttungen des 20. Jh. beginnen bereits die bronzezeitlichen Fundschichten. Darunter liegen weitere holozäne und spätglaziale Schichtpakete, deren geoarchäologische und palynologische Auswertung für die Landschaftsgeschichte im Hinterland des Zürichsees von grossem Interesse ist.
Auffälligste Befunde sind mehrere Steinsetzungen mit Material aus der nahegelegenen Moräne. Eine unterste hangparallele Steinsetzung bestand aus grossen Blöcken und wies nur Silexfunde auf. Sie wurde von einer jüngeren, anhand der Funde späbronzezeitlich datierten Steinsetzung mit identischem Verlauf überlagert; diese bestand aus deutlich kleineren Steinen. Eine zweite spätbronzezeitliche Steinsetzung durchquerte die Talsenke und endete bei zwei damals noch sichtbaren Findlingen. Sie bestand stellenweise aus grossen plattenartigen Steinen und wird als Weg durch die zeitweise wohl sumpfige Senke gedeutet. Eine oberste, ebenfalls hangparallele Steinsetzung wird in die römische Zeit oder nachfolgende Epochen datiert und als Weg gedeutet. Es wurden ausserdem verschiedene spätbronzezeitliche Gruben untersucht. Darunter eine ovale Feuer- und eine Abfallgrube, in der u.a. ein Fragment eines Rings aus Kaustobiolith gefunden wurde.
Die spätbronzezeitlichen Schichten lassen sich in zwei Pakete unterteilen. Dem unteren, es ist durch kolluviale Prozesse in einer geöffneten Landschaft entstanden, sind die beiden Steinsetzungen zuzuordnen. Das obere Schichtpaket zeigt stärkere Einflüsse von anthropogener Tätigkeit und weist u.a. die erwähnten Gruben auf. Obwohl die Befunde keine Hinweise auf Gebäudestrukturen lieferten, deuten das umfangreiche Fundensemble und die Steinsetzungen dennoch auf eine nahegelegene Siedlung hin. Durch die Ähnlichkeit der Befunde und des Fundmaterials ist zudem eine Verbindung zu den 200 bis 500 m weiter südlich liegenden und von der Kantonsarchäologie Zürich untersuchten Arealen anzunehmen. Ein Kuriosum stellte der Befund eines zugespitzten, in den Boden gestossenen Baumstamms von 30 cm Durchmesser dar, der in Schwemmschichten unter den bronzezeitlichen Schichtpaketen zum Vorschein kam und in dessen Umgebung sich mehrere Brandplätze sowie ein Steinbeil befanden; die C14-Analyse der äussersten Jahrringe ergab ein neolithisches Datum (ETH-82 163, ETH-82 164: 4991 ± 25 BP, für beide Proben identische Werte, 3799-3707 BC cal., 94,1%). Als weitere Besonderheit liessen sich Schichtverwerfungen dokumentieren, die nachbronzezeitlich wahrscheinlich bei einem Erdbeben entstanden.
Das spätbronzezeitliche Fundmaterial besteht grösstenteils aus Grobkeramik, die als häufigste Verzierung Fingertupfen am Rand und an Leisten aufweist. Die Feinkeramik wurde auch mit Ritzen und Kerben verziert. Unter den Bronzeobjekten zu erwähnen sind eine Rollenkopfnadel, eine Vasenkopfnadel(?) sowie ein asymmetrisch dreieckiger Anhänger mit Ritzverzierungen. An weiteren Funden sind zehn Fragmente von ringförmigen Webgewichten sowie zwei Fragmente von Mahlsteinpfannen aus Felsgestein nennenswert.
Archäologische Funde: Gefässkeramik, Webgewichte, Bronze, Kaustobiolith, Felsgestein, Silex, Tierknochen.
Anthropologisches Material/Faunistisches Material: einzelne kalzinierte Knochenfragmente (unbestimmt).
Probenentnahmen: C14, Dendro, Mikromorphologie, Makroreste.
Datierung: archäologisch. Jungsteinzeit; Spätbronzezeit; Römische Zeit(?). - C14. ETH-82 163, ETH-82 164, 4991 ± 25 BP, für beide Proben identische Werte: 3799-3707 BC cal., 94,1%.
Stadtarchäologie Zürich, B. Andres.
Zürich ZH, August-Forel-Strasse, nach 15
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zürich
Kanton
ZH
Ort
August-Forel-Strasse, nach 15
Koordinaten
E 2685590, N 1245650
Höhe
464 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Dendrochronologie, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
1200 m2
Datum Beginn
15 Mai 2017
Datum Ende
31 Oktober 2017
Datierungsmethoden
14C, Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2018
Epoche
Bronzezeit, Eisenzeit (La Tène früh (A, B)), Eisenzeit (La Tène mittel (C)), Eisenzeit (La Tène spät (D)), Jungsteinzeit/Neolithikum
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Metall (Werkzeug), Metall (Gefäss), Stein (Werkzeug), organisches Material (Kleidungsbestandteil)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen, Brandknochen
Botanische Funde
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