LK 1195, 2759764 / 1190 861. Höhe 594 m. Datum der Grabung: 28.10.-1.12.2020. Alte Fundstelle. Geplante Grabung (Sanierung Werkleitungen). Grösse der Grabung 59 m². Siedlung.
Die Sanierung der Werkleitungen im Süden des heutigen Karlihofplatzes (direkt vor den Häusern Nr. 4 und 5 gelegen) machte eine begleitende archäologische Untersuchung notwendig, insbesondere da am Westrand des Karlihofplatzes laut dem sogenannten Knillenburger Planprospekt (einem im Zeitraum 1635-1640 entstandenen Ölgemälde) noch im 17. Jh. eine komplette Häuserzeile stand, die spätestens im frühen 18. Jh. abgegangen sein dürfte. Der Bodeneingriff konzentrierte sich im Wesentlichen auf einen 1,6 m breiten und in Ost-West-Richtung 37 m langen Streifen zur Neuerrichtung der Kanalisationsleitung. Zu Beginn der Arbeiten konnte auf der gesamten Länge des ausgehobenen Abschnittes flächig gegraben werden. Mit Fortschreiten der Baumaßnahmen und aus sicherheitstechnischen sowie zeitlichen Gründen konzentrierte man sich in weiterer Folge auf die Dokumentation des Nord-Profils. Bereits 2012 wurden vor der Einbringung von zwei Unterflurabfallcontainern - diese liegen nur knapp 3 m nördlich des Werkleitungsgrabens - Mauerzüge freigelegt. Außenniveaus zu den Mauern konnten aufgrund jüngerer Störungen damals keine mehr gefasst werden. Während der anfänglichen Flächengrabung im Herbst 2020 konnten die baulichen Reste von mindestens drei Gebäuden dokumentiert werden. Darüber hinaus wurde eine halbrunde, Ost-West orientierte Mauerstruktur erfasst, die den Südabschluss der im 1823 von Stadtvermesser Peter Hemmi erstellten Stadtplan Chur verzeichneten barocken Gartenanlage des Regierungsgebäudes (Neues Gebäu/Graues Haus) bildet. Im östlichen Abschnitt des Grabens wurde die parallel zum Leitungsgraben verlaufende Südmauer des bis in die Mitte des 20. Jh. noch erhaltenen kantonalen Polizeigebäudes dokumentiert. Die Westmauer dieses Gebäudes konnte bereits 2012 in Teilen ergraben werden. Von der ehemaligen Bebauung am Westrand des Platzes konnte ein in den anstehenden Schotter eingetiefter Kellerraum gefasst werden. Es fanden sich Anzeichen, dass der Kellerboden im Laufe seiner Nutzung des Hauses abgesenkt und die Außenmauern unterfangen wurden. Ein Bauvorgang, der bei einer Vielzahl von Häusern im mittelalterlichen Stadtkern von Chur zu beobachten ist. In der letzten Nutzungsphase war der Kellerraum verputzt und mit einem Mörtelboden ausgestattet. Der Kellerraum war bis zur Abrisskante der West- und Ostmauer ca. 1,5 m hoch mit Brand- und Bauschutt verfüllt. Dies spricht für die Zerstörung und anschließenden Abtrag der Häuserzeile aufgrund eines Schadensfeuers. Aufgrund der späteren Eingriffe waren zu den mittelalterlichen Gebäuderesten keine Außenniveaus zu fassen. Ältere Reste eines früheren Brandereignisses am Kellerboden konnten anhand von C14-Daten ins 13./14. Jh. gestellt werden. Nebst diesen Befunden wurden auch zwei Pfostensetzungen ergraben, welche als stratigrafisch älteste Strukturen anzusprechen sind und in die anstehenden Schotterablagerungen der Plessur eintiefen. Es ist davon auszugehen, dass die beiden Strukturen zeitgleich entstanden. Die Verfüllung der Pfostengruben datiert in das 8./9. Jh. n. Chr. C14. Das Ausgangsniveau dieser Strukturen konnte nicht mehr bestimmt werden. Der Bereich dürfte spätestens durch den Einbau des aktuellen Straßenkoffers gestört worden sein. Tiefer liegende, natürliche Schotter-, Lehm- und Sandschichten belegen ferner mehrfache, ältere Hochwasserereignisse.
Archäologische Funde: Holzkohle, Ofenkeramik, Baukeramik. Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: C14-Proben, Sedimentproben. Datierung: archäologisch. - C14. BE-14778.1.1, 1226±22 BP, 704-882 AD, cal. 2 sigma; BE-14779.1.1, 718 ± 22 BP, 1268-1376 AD, cal. 2 sigma. AD GR, E. Scheiber.
Chur GR, Karlibofplatz
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Chur
Kanton
GR
Ort
Karlibofplatz
Koordinaten
E 2759764, N 1190861
Höhe
594 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Nein
Probenentnahmen
Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C
Institution
--
Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
59 m2
Datum Beginn
28 Oktober 2020
Datum Ende
01 Dezember 2020
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2021
Epoche
Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
organisches Material, Keramik (architektonisches Element)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
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