LK 1165, 2575 345/1197470. Höhe 462 m.
Datum der Grabung: Februar 2019.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Schöpfer, Der Sensebezirk II, Die Kunstdenkmäler des Kantons Freiburg V, 66-88. Basel 2000; D. de Raemy, Châteaux, donjons et grandes tours dans les Etas de Savoic (1230-1330). Un modèle : le château d'Yverdon, 251-257.547-552. Lausanne 2004; Ch. Kündig, Das Schloss Murten: von Klebedächern, Fake-Scharten und falschen Fugen, FHA 20, 24f. Freiburg 2018.
Bauuntersuchung (Nivellierung Boden). Grösse der Grabung ca. 30 m². Siedlung. Infrastruktur.
Der untersuchte Raum im Schloss Murten befindet sich, mit Blick in Richtung See, mittig im linken Flügel und zwar im 1. Stock auf der seeabgewandten Rückseite eines als Kernbau angesprochenen Baukörpers. Die linke Außenfassade, die immer noch eindeutig als Wehrmauer erkennbar ist, liegt in der gleichen Flucht wie die weiter landeinwärts liegende Stadtmauer.
Der Raum wird als Büro genutzt und der schiefe Boden musste ausnivelliert werden. Hierfür wurden das aktuelle Parkett und Teile des Unterbodens entfernt, was den Blick auf historische Bauelemente freigab. Zum ersten Mal überhaupt konnte nun in einem der Räume des Schlosses eine archäologische Analyse durchgeführt werden (Abb. 57).
Die von Hermann Schöpfer vorgeschlagene Hypothese, dass der vorderste, seeseitige Teil des linken Schlossflügels den Kernbau zur Gründungszeit Murtens im 12. Jh. darstellt, scheint sich zu bestätigen.
Die Analyse zeigt, dass bereits von diesem Kernbau aus eine erste Einfriedung landeinwärts abgeht. Die beiden Bauelemente sind im Verband gemauert. Über den weiteren Verlauf dieser Einfriedung ist nichts bekannt. Sie ist 0.85 m dick und lässt die Kernbauecke um 0.5 m vorspringen. Es ist gut möglich, dass diese ersten baulichen Elemente in die Gründungszeit Murtens fallen, also in die 1170er bis 1180er-Jahre.
Die folgende Phase, in der die Wehrtauglichkeit der Umfassung verbessert wird, zeigt sich als 1.3 m dicke Vormauerung. Diese Arbeiten fallen wahrscheinlich in die Zeit, als Murten zum Protektorat von Pierre de Savoie wird (ab 1255).
Wie Dendrodaten bezeugen, erfolgt ein weiterer noch mittelalterlicher Um- bzw. Ausbau in den Jahren ab 1435. Eine Balkenlage wird direkt in die nun über 2 m dicke Außenmauer eingebaut, wodurch das immer noch aktuelle Bodenniveau des 1. Stocks geschaffen wird. Wenn nicht schon vorher, so entsteht spätestens jetzt ein Baukörper hinter dem Kernbau. Für die nachfolgenden 300 Jahre sind keine Befunde vorhanden.
1735/36 (Dendrodatum) werden in der Außenfassade neue und größere Fenster eingebaut, welche umfangreiche Ausbrucharbeiten und auch teilweise eine neue Bodenbalkenlage erfordern. Das untersuchte Zimmer bildet zusammen mit dem stadtseitig anschließenden Nachbarzimmer und dem in Richtung Innenhof gelegenen Gang eine Einheit und hat von Beginn weg einen Tonplattenboden. Nur ein oder zwei Jahrzehnte später werden die Räume zwischen dem Kernbau und dem untersuchten Zimmer mit einem Durchgang verbunden. Der teils erhaltene Tonplattenboden dieses Durchgangs hat eine andere Ausrichtung.
In der 2. Hälfte des 18. Jh. entsteht das Bedürfnis nach kleineren und für die Verwaltung besser nutzbaren Räumen. Es werden ein dem Hof zugewandter Gang und ein kleineres Zimmer mittels neuer Binnenwände abgetrennt. Damit der Hauptraum nicht zu klein ausfällt, wird vorgängig die Wandstärke der Umfassungs- und Kernbaumauern erheblich reduziert. Neu betragen die Wandstärken nur noch durchschnittlich 0.65 m. Der alte Boden wird aufgegeben und ein neuer Unterlagsboden überzieht die Reste des alten Tonplattenbodens sowie die Abbruchkrone. Vom Parkett aus dieser Phase ist nur noch ein Teil unter dem aktuellen Kachelofen erhalten. Der Raum erhält nun auch Zugänge über den Gang und den kleinen abgetrennten Raum. Auf der dem See und dem Kernbau zugewandten Seite wird die Durchgangstür verschoben und beidseits davon werden Schränke eingebaut. Der 2019 eingebaute Parkett wurde um 1910 verbaut; es handelt sich um die letzte dokumentierte Bauphase.
Probenentnahmen: Dendroproben (LRD19/R7697).
Datierung: dendrochronologisch; archäologisch; historisch.
AAF R, Ch. Kündig.
Murten FR, Schloss
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Murten
Kanton
FR
Ort
Schloss
Koordinaten
E 2575345, N 1197470
Höhe
462 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle
Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
30 m2
Datum Beginn
01 Februar 2019
Datum Ende
28 Februar 2019
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch, Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung, Infrastruktur
Art der Untersuchung
Bauuntersuchung
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
Holz/Holzkohle