LK 1032, 2707041 / 1279100. Höhe 403 m.
Datum der Grabung: 2.5.-16.9.2016.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 97, 2014, 254 (mit älterer Literatur)
Geplante Notgrabung (Überbauung). Grösse der Grabung 2700 m².
Gräberfeld. Kalkbrennöfen. Siedlungsbefunde.

Wegen einer geplanten Überbauung in der Flur Mettlen auf den auf einer Terrasse gegen den Rhein gelegenen Parzellen 1386, 438 und 440 wurden seit 2011 Untersuchungen im Bauperimeter durchgeführt. Da 2016 das konkrete Bauprojekt sowie die vorgesehenen Installationsflächen vorlagen, wurde die Grabungsfläche entlang der Mettlenstrasse sowie gegen die Uferböschung hin erweitert. Dort liessen sich in den geophysikalischen Messungen 2011 etwa sechs rundliche Strukturen erkennen, die als Töpferöfen gedeutet worden waren. Ein bereits um 1940 wohl beim Anlegen eines Mannschaftsunterstandes entdeckter sowie ein bei Grabungen 2013 dokumentierter Töpferofen unterstützten diese Interpretation. Entgegen der Annahme erwiesen sich die Strukturen nun als Kalkbrennöfen. Insgesamt wurden zwölf solche Anlagen gefasst, die den Überschneidungen nach zu urteilen nicht alle gleichzeitig verwendet worden waren. Sie waren in das anstehende Sediment der Uferböschung eingetieft und wurden für jeweils maximal 2-3 Brennvorgänge genutzt. Möglicherweise wurden hier ausgebrochene Kalksteine unmittelbar östlich gelegener Steingebäude des frühkaiserzeitlichen vicus Tasgetium gebrannt, um Kalkmörtel für die Errichtung des spätkaiserzeitlichen castrum Tasgetium zu gewinnen. Dafür spricht auch die gemäss Gesteinsbestimmungen unterschiedliche Herkunft der gebrannten Kalksteine. Allerdings blieben datierende Funde im Bereich der Öfen zu selten, um ihre Nutzung sicher mit der Bauzeit des Kastells in Verbindung zu bringen. Weiter wurden mehrere langschmale, mit Bruchsteinen, Mörtelresten und ausschliesslich römischer Keramik verfüllte Strukturen dokumentiert. Vermutlich handelt es sich um die Reste ausgebrochener Mauern.
In Fortsetzung des 2012 und 2013 dokumentierten frühmittelalterlichen Gräberfeldes wurden 42 weitere Ost-West orientierte Bestattungen geborgen. Viele von ihnen lagen wiederum direkt unter der Grasnarbe, weshalb sie oft schlecht erhalten waren und sich nur selten zugehörige Grabgruben fassen liessen. Am deutlichsten waren die Gruben bei fünf oberflächlich in einen römischen Kalkbrennofen eingetieften Gräbern zu erkennen, wo Steine aus dem Aushub zu deren Begrenzung wiederverwendet worden waren. Mit den neu dokumentierten umfasst das Gräberfeld in Mettlen nun 131 Bestattungen mit den üblichen Beigaben - Beinkämme, Keramikgefässe, einige Waffen wie Spathen, Saxe, Lanzen- und Pfeilspitzen bei Männergräbern, Glasperlen bei Frauengräbern. Erste Untersuchungen von organischen Resten in freigelegten Blöcken haben gezeigt, dass diese vergleichsweise schlecht erhalten sind. Im östlichen Abschnitt der Grabungsfläche wurden zudem rund 20 Befunde untersucht, welche aufgrund des enthaltenen keramischen Fundmaterials als prähistorische Gruben und Pfostengruben zu deuten sind. Der schlechte Erhaltungszustand der Befunde, die stark fragmentierten und verrollten Funde sowie die C14-Analysen von aus den Strukturen geborgenen Holzkohlefragmenten können im Moment nicht in sinnvollen Zusammenhang gesetzt werden.

Archäologische Funde: wenig prähistorische und römische Gefässkeramik (2.-4. Jh. n.Chr.), römische Münzen (1.-4. Jh. n.Chr.), Metallobjekte, Grabbeigaben Frühmittelalter
Anthropologisches Material: Skelette von 42 Individuen.
Faunistisches Material: wenige Grosstierknochen
Probenentnahmen: Holzkohle zur C14-Datierung, Sedimentproben.
Datierung: archäologisch. Jungsteinzeit; Eisenzeit; 1.-4. Jh. n.Chr., 6.-8. Jh. n.Chr. - C14. ETH-72347: 4209 ± 25 BP (2813-2745 BC, cal. 2 Sigma); ETH-72348: 4182 ± 26 BP (2816-2672 BC, cal. 2 Sigma); ETH-72349: 2548 ± 24 BP (800-747 BC, cal. 2 Sigma); ETH-72350: 2259 ± 22 BP (298-211 BC, cal. 2 Sigma).
Amt für Archäologie Thurgau.