LK 1032, 689 850/283 750. Höhe 398 m.
Datum der Grabung: November/Dezember 2007.
Bibliographie zur Fundstelle: Ex Terra Lux, Geschichten aus dem Boden. Schaffhauser Archäologie des Mittelalters. Schaffhausen 2002.
Geplante Notgrabung (Neubau). Größe der Grabung 110 m².
Bauuntersuchung.
Siedlung.
Nachdem schon 1960 beim Bau des benachbarten Autosilos etwas Töpfereiabfall aufgesammelt wurde, ließen sich 2007 in der Nähe, in einer regulären Grabung, die Reste von mindestens zwei Töpferöfen aus der 2. Hälfte des 15. und aus dem frühen 16. Jh. untersuchen. Vom Ofen 1 sind vorhanden: Teile der 15 cm dicken Feuerplatte aus Lehm, die begrenzt wird von einer kreisrunden(?; Innendurchmesser um 2 m?) in Lehm versetzten, doppelten Backsteinreihe, die noch drei Lagen hoch erhalten ist. Vermutlich von Ofen 1 gestört ist Ofen 3, der eine ovale Form aufweist, mit mindestens 1-1,8 m Breite und einer Länge von noch 1,35 m. Die Feuerplatte besteht hier aus in Lehm verlegten Backsteinen. An einem von ihnen haftete noch ein kleines Stück einer grün glasierten Ofenkachel, die hier gebrannt wurde. Von der ovalen, 12-18 cm mächtigen Ofenwand sind nördlich bis zu 40 cm hohe Reste, südlich nur noch ein Abdruck erhalten. Weil im Südosten, an der Schmalseite, die Feuerplatte über die potenzielle Wandflucht hinausläuft, wird man hier die Feueröffnung vermuten dürfen. Ob Ofen 1 ein liegender oder stehender Typ war, ist vorderhand unklar. Ofen 3 ist sicher liegend, d.h. Einfeuerung, Brennraum und Abzugöffnung liegen hintereinander. Er hat Ähnlichkeit mit dem Exemplar von Winterthur-Untertor (um 1400 datiert), der aber ein Gewölbe mit Wölbtöpfen aufwies (P. Lehmann, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt. Ber. Zürcher Denkmalpflege, Archäologische Monographien 12. Zürich/Egg 1992).
Weiter gibt es unter und um die Öfen Trockenlegungs- bzw. Drainageschichten, mit viel kleinteiligem Scherbenmaterial oder Holzkohle durchsetzt, sodann kleinere, fette Lehmhorizonte, die Ofenabbruchmaterial enthalten, wohl Arbeitsniveaus; schließlich teilweise hart gepresste Lehmsockel aus verbranntem und unverbranntem Lehm, dem Backsteinfragmente, Ofenkacheln und Scherben beigemischt sind, die man sich als Unterlage von Holzbauten, Hütten zum Lagern von Holz, Lehm ungebrannter Keramik etc. vorstellen kann. Die Töpfereibefunde, also der eigentliche Arbeitsplatz, nimmt so eine Fläche von mind. 4 × 10 m ein. Hinzu kommen gegen das Haus 60 hin zwei zugehörige Erdlatrinen. Die dem Haus nächste, Grube G6, mit Durchmesser um 2 m, war mit einer kompakten, 60 cm dicken Schicht von Keramik bedeckt, was volumenmäßig etwa 15 Grabungscontainern entspricht!
Das ganze Fundmaterial machte auf der Grabung über alle Töpfereikomplexe einen recht einheitlichen Eindruck. Es ist wohl davon auszugehen, dass der geschilderte Betrieb über wenige Generationen Bestand hatte. Sicher 80 % sind graue Ware wie Schüsseln, keramische Flaschen, Dreibein- und Henkeltöpfe, Lämpchen sowie bemerkenswerterweise mehrere keramische Grillroste. Der Rest ist hauptsächlich grün glasiert, meist auf weißer Engobe, wie Ofenkacheln, die sehr schön dem Spektrum in Bern entsprechen (E. Roth, Spätmittelalterliche, reliefierte Ofenkeramik in Bern. Bern 1994). Hinzu kommt wenig braun glasiertes oder unglasiertes rotes und gelbes Material.
Zur Töpferei gehören die heute geteilten Häuser 60/62. Haus 60 wurde zusammen mit Haus 58 vor dem weitgehenden Totalabbruch noch untersucht. Haus 58 reicht vermutlich ins 13., Haus 60 ins 14. Jh. zurück.
An weiteren Strukturen sind drei Gruben mit Funden aus dem frühen 13. Jh. zu nennen, die damals noch außerhalb der Stadtmauern angelegt wurden, sowie drei große, gemauerte und überwölbte Latrinengruben aus der Neuzeit.
Archäologische Kleinfunde: Keramik, Ofenkacheln, Kachelmodel, Terracotta, Fehlbrände, Baukeramik, Glas etc.
Datierung: archäologisch. 12.-16. Jh. - Dendrochronologische Proben noch undatiert. KA SH.
Schaffhausen SH, Vorstadt 58-60/62
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Schaffhausen
Kanton
SH
Ort
Vorstadt 58-60/62
Koordinaten
E 2689850, N 1283750
Höhe
398 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
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Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
110 m2
Datum Beginn
November 2007
Datum Ende
Dezember 2007
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2008
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (architektonisches Element), Glas
Knochen
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Botanische Funde
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