LK 1131, 2681 665/1 224 547. Höhe 421 m.
Datum der Bauuntersuchung: 16.4.-30.7.2020 und Juni/Juli 2021 (tageweise).
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Boschetti-Maradi, A. (2005) Das Neutor und die Neugasse in Zug - ein Ausgangspunkt der Stadterweiterung von 1478. Tugium 21, 75-95.
Geplante Bauuntersuchung (umfassende Gesamtsanierung).
Wohnhaus.

Den Kernbau an der Neugasse 17 in der Zuger Stadterweiterung bildet ein dreigeschossiges Wohngebäude, das sich aus einem Sockelgeschoss und einem zweigeschossig abgebundenen Bohlenständerbau zusammensetzt. Die ursprüngliche Eingangssituation ist nicht bekannt. Vermutet wird ein Hocheingang, der von einer schmalen Gasse im Süden betreten wurde. Diese Gasse wurde später in die Gebäude Neugasse 17 und 19 integriert, wodurch sich die noch heute bestehende, abgetreppte Parzelleneinteilung und Verschachtelung der beiden Häuser ergibt. Die dreiraumtiefen Wohngeschosse waren in Stube bzw. Kammer, Küchenbereich und einen Raum im Osten unterteilt. Die bis unter das Dach offene Rauchküche war auch Erschliessungsbereich für die angrenzenden Räume beider Wohngeschosse. Die 5.3 × 5.3 m grosse Stube im ersten Wohngeschoss war zur Neugasse ausgerichtet, sie hatte eine Raumhöhe von 2.1 m und war mit einer Bohlen-Balkendecke ausgestattet. Die vermehrte Verwendung von Eichenholz im Vergleich zum zweiten Wohngeschoss (Türpfosten, Fensterbänke, Geschossriegel) unterstreicht ihren repräsentativen Charakter. Bemerkenswert sind auch die hier besonders starken und damit gut isolierenden Wandbohlen (9-10 cm) und ein Doppelboden, bestehend aus Blindbodenbrettern, Estrichmörtel und Bodenbohlen. Ins zweite Wohngeschoss gelangte man über eine Treppe oder Leiter, welche zu einem Podest führte. An jener Stelle ist eine ursprüngliche Türe des Kernbaus vollständig erhalten, sie ist mit einem Kielbogen verziert und führt in die Kammer über der Stube. Die Türöffnung ist 1.6 m hoch und 74 cm breit, wobei man über eine 15 cm hohe Schwelle steigen musste. Im Inneren konnte eine Bohlenwand mit Rankenmalerei dokumentiert werden, der baugeschichtliche Befund datiert diese Ausschmückung vor 1605/06. Als Baujahr des Bohlenständerbaus kann durch dendrochronologische Untersuchungen das Jahr 1472 genannt werden. Der Beginn der äusseren Stadtbefestigung im Jahre 1478 (Neutor und Stadtmauer) ist durch Schriftquellen überliefert. Auch die Anlage der Neugasse wird allgemein in dieses Jahr datiert. Das Haus Neugasse 17 wurde sechs Jahre früher errichtet (auf eine Hausversetzung gibt es keine Hinweise), scheint sich aber dennoch an der neuen Gasse zu orientieren, dies wirft Fragen auf: Hatte die Planung und Parzelleneinteilung der Neugasse und damit die Stadterweiterung eine entsprechend lange Vorlaufzeit? Wurde gelagertes Bauholz verwendet? Hat die Anlage der Neugasse bereits errichtete Gebäude bzw. ältere Verkehrswege berücksichtigt? Die erhaltenen Stubenwände des Kernbaus zeigen weder nord- noch südseitig ursprüngliche Fenster, was darauf hindeutet, dass das Haus Neugasse 17 auf beiden Seiten wohl mit einem Nachbarn rechnete und nicht als Kopfbau geplant war. Entsprechend ist anzunehmen, dass die Parzelleneinteilung und die künftige Bebauung der Neugasse bei Baubeginn bereits bekannt waren. Weitere Dendrodaten zeigen, dass das Haus im Jahr 1606 um ein Geschoss in Fachwerkbauweise aufgestockt und der Dachstuhl neu erstellt wurde. Im östlichen Bereich wurde ein grosszügiger, saalartiger Raum mit einer Raumhöhe von 2.8 m angelegt.

Probenentnahmen: Dendroproben, Mörtelproben.
Datierung: dendrochronologisch. Mittelalter, 1472 n. Chr. (Kernbau); Neuzeit, 1606 n. Chr. (Aufstockung und Dachstuhl).
ADA ZG, E. Jans und C. Löckher.