LK 1052, 2690 100/1 275 150. Höhe 372 m.
Datum der Grabung: 30.3.-30.11.2020. Wird 2021 fortgesetzt.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 91, 2008, 224; JbAS 92, 2009, 327; JbAS 101, 2018, 236; JbAS 102, 2019, 172f.; JbAS 103, 2020, 156; Zingg, L. (2018) Neu entdeckte prähistorische Siedlungsspuren im Kiesgrubengebiet bei Marthalen. Archäologie im Kanton Zürich 03, 28-71.
Geplante Notgrabung (Kiesabbau). Grösse der Grabung ca. 16500 m².
Siedlung. Werkplatz.
Die geplante Erweiterung des Kiesabbaugebiets von Niedermartel erforderte eine vorgängige archäologische Untersuchung. 2007/2008 fand man in der westlich anschliessenden Parzelle Teile einer frühmittelalterlichen Siedlung sowie eine Hockerbestattung aus der Frühbronzezeit. In den Parzellen unmittelbar südlich und südwestlich des aktuellen Projekts werden seit 2017 Ausgrabungen durchgeführt, bei denen unter anderem die Fortsetzung der genannten frühmittelalterlichen Siedlung sowie reich ausgestattete Gräber der späten Bronze- und der älteren Eisenzeit dokumentiert wurden. Bereits in den früheren Grabungen wurden immer wieder neolithische Einzelfunde geborgen. Erst dieses Jahr gelang es jedoch, auch Befunde aus dieser Zeit freizulegen. In einem alten Bachlauf im anstehenden Kies hatte sich eine Fundschicht mit viel neolithischem Fundmaterial erhalten. Wegen der schwierigen Schichtverhältnisse war das Erkennen der Befunde fast ausschliesslich durch die Analyse der Fundverteilung möglich. So zeichnete sich insbesondere eine etwa 4x4 m grosse Aktivitätszone ab, bei der es sich aufgrund von ebenfalls vorhandenem Hüttenlehm um einen Hausstandort handeln dürfte. Es wurden Mahlsteine sowie ein reiches Ensemble an Keramik- und Silexfragmenten geborgen. Die typologische Einordnung steht noch aus, grob lassen sich die Funde der Epirössener Zeit (um 4300 v. Chr.) zuweisen. Dies deckt sich gut mit der Datierung von zwei Holzkohleproben von 4445-4339 calBC und 4495-4358 calBC, 2 sigma. Unweit davon befand sich zudem eine Grube mit horgenzeitlicher Keramik.
Aus dem Frühmittelalter (vor allem 7. Jh.n. Chr.) konnten ein Grubenhaus sowie diverse Pfostenstellungen dokumentiert werden. In der Umgebung lagen diverse Feuerstellen ohne baulichen Kontext. Zwei Essen, eine Werkgrube sowie grössere Mengen an Schlacke (meist Kalottenschlacke) liefern den Nachweis für Eisenverarbeitung vor Ort.
Bisher erst oberflächlich freigelegt wurde eine Grube mit viel hallstattzeitlicher Keramik. Pfostenstellungen in der Nähe deuten zudem auf eine Bebauung aus dieser Zeit hin. Ein zugehöriges Gehniveau ist nicht mehr erhalten, das Fundmaterial konnte meist nur aus den umliegenden Schwemmschichten geborgen werden.
Als singulärer Befund anzusprechen ist eine 1.15x1.85 m grosse, ungefähr rechteckige Grube. In Aussehen und Verfüllung ist sie vergleichbar mit mittel- bis spätbronzezeitlichen Brandgruben, wie man sie bei Grabungen im nahen Umkreis schon mehrfach dokumentierte. Da jedoch datierendes Fundmaterial fehlt, ist eine zeitliche Einordnung vorerst spekulativ.
Zudem ist die Beobachtung zu erwähnen, dass in weiten Bereichen der Grabungsflächen über dem anstehenden Schotter eine vermutlich von Fliessgewässern abgelagerte, sandige Schicht vorliegt. Darin konnten regelmässig Silexabschläge gefunden werden. Möglicherweise lässt sich auch eine Grube mit dieser Schicht in Verbindung bringen. Das Fehlen von keramischem Fundmaterial eröffnet die Frage, ob damit die Überreste mesolithischer Aktivitäten vor Ort oder in der näheren Umgebung gefasst wurden.
Archäologische Funde: Eisen, Buntmetall, Keramik, Glas, Silex, Lavez, Stein.
Faunistisches Material: Tierknochen, Geweih.
Probenentnahmen: Holzkohle, Sedimentproben für Archäobotanik, Profilkolonnen für Mikromorphologie.
Datierung: archäologisch. Frühes Jungneolithikum (ca. 4300 v. Chr.), Horgen; Hallstattzeit; Römische Zeit (Einzelfunde); Frühmittelalter - C14. ETH-108 779, 5533±25 BP, 4445-4339 BC, cal. 2 sigma; ETH-108 780, 5607±25 BP, 4495-4358 BC, cal. 2 sigma.
KA ZH, L. Freitag.
Marthalen ZH, Binderwis
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Marthalen
Kanton
ZH
Ort
Binderwis
Koordinaten
E 2690100, N 1275150
Höhe
372 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
16500 m2
Datum Beginn
30 März 2020
Datum Ende
30 November 2020
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2021
Epoche
Jungsteinzeit/Neolithikum, Römisches Reich, Mittelalter, Eisenzeit
Art der Fundstelle
Siedlung, Handwerk/Gewerbe/Industrie (Fabrik)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Metall (Werkzeug), Keramik, Glas, Stein
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle, Andere