LK 1052, 2690 100/1 275 150. Höhe 372m.
Datum der Grabung: 1.3.-31.10.2021.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 91, 2008, 224; JbAS 92, 2009, 327; JbAS 101, 2018, 236; JbAS 102, 2019, 172f.; JbAS 103, 2020, 156; JbAS 104, 2021, 144f.; Zingg, L. (2018) Neu entdeckte prähistorische Siedlungsspuren im Kiesgrubengebiet bei Marthalen. Archäologie im Kanton Zürich 03, 28-71.
Geplante Notgrabung (Kiesabbau). Größe der Grabung 8400 m². Siedlung. Werkplatz. Kultplatz?

Um neue Flächen für den Kiesabbau freizugeben, wurden die Grabungen der letzten Jahre fortgesetzt. Dabei konnten wieder Siedlungsspuren aus verschiedenen Epochen freigelegt werden. Einen besonderen Befund stellt ein großer Scherbenteppich aus der späten Bronze-/älteren Eisenzeit dar.
Im letztjährigen Bericht wurde eine oberflächlich freigelegte Grube mit viel hallstattzeitlicher Keramik erwähnt, die sich nun bei genauerer Untersuchung als großflächige Scherbenplanie herausstellte (Abb. 16). Der Kernbereich dieser Schicht umfasste etwa 200 m² und war bis zu 15 cm mächtig. Mit den randlich ausdünnenden Zonen misst der gesamte Befund rund 1500 m². Die Scherben wurden über einen längeren Zeitraum in einer ebenen Fläche mit feuchtem Untergrund abgelagert. Klar trennbare Niveaus ließen sich nicht beobachten. Als begleitende Befunde lagen nur vereinzelt diffuse Pfostengruben vor.
Insgesamt wurden etwa 3000-4000 kg Fundmaterial geborgen, wobei es sich fast ausschließlich um Keramik handelte. Schwerpunktmäßig liegen grobkeramische Töpfe vor, daneben fanden sich aber auch feinkeramische Schalen, Becher sowie drei Miniaturgefäße und andere Formen. Die Gefäße sind unterschiedlich stark fragmentiert und nur wenig verrundet, ganze Gefäße fanden wir keine. Der zeitliche Rahmen wird von einer degenerierten Binningernadel (Ha A) und einer Fusspaukenfibel (Ha D) eingegrenzt. Die Keramik passt gemäß einer ersten Durchsicht in diese Datierungsspanne. Möglicherweise kann der Scherbenteppich mit den Ha B- und Ha D-zeitlichen Bestattungen in Bezug gesetzt werden, die 2018 und 2019 in etwa 400 m Entfernung ausgegraben wurden.
In der Fortsetzung der frühmittelalterlichen Siedlung dokumentierte man acht Grubenhäuser sowie diverse Pfostengruben und Feuerstellen. Hervorzuheben ist zudem eine größere Mulde mit zwei Lagen von Steinen, die vermutlich als Rollierung für zwei aufeinanderfolgende Holzböden oder Arbeitsplattformen dienten. Größere Mengen an Schmiedeschlacken belegen eine Eisenverarbeitung vor Ort.
Neben diesen größeren Befunden wurden wiederum Spuren aus anderen Epochen gefunden. Dazu gehören die Ausläufer der epirössener Fundschicht vom letzten Jahr. Die in der Zwischenzeit vorgenommene typochronologische Einordnung weist sie einem frühen Bruebach-Oberbergen-Horizont zu. Aus einer Grube konnte ein kleines Ensemble latènezeitlicher Keramik geborgen werden. Zusammen mit den in den letzten Jahren angetroffenen Befunden und Funden verdichtet sich damit das Bild, dass auch mit einer Besiedlung dieser Zeitstellung im Umkreis zu rechnen ist.
Archäologische Funde: Eisen, Buntmetall, Keramik, Glas, Silex, Lavez, Stein, Bein.
Faunistisches Material: Tierknochen, Geweih.
Probenentnahmen: Holzkohle, Sedimentproben für Archäobotanik, Profilkolonnen für Mikromorphologie.
Datierung: archäologisch. Epirössen; Ha A-Ha D; Latènezeit; römische Zeit; Frühmittelalter.
KA ZH, L. Freitag.