LK 1091, 683 500/247 128. Höhe 414 m.
Datum der Grabung: 7.5.-8.8.2007.
Bibliographie zur Fundstelle: Bericht Zürcher Denkmalpflege 4, 1964/65, 134.
Geplante Notgrabung (Bau von Unterflurcontainern). Grösse der Grabung ca. 20 m².
Kalkbrennofen. Friedhof.
Die bis in eine Tiefe von 4.8 m reichende Grabungsfläche liegt südlich des Chores des Grossmünsters in einer Randzone des ehemals grössten Begräbnisplatzes der Stadt. Vor der Belegung durch den Friedhof wurde die Stelle profan genutzt. Die ältesten Grabungsbefunde - ein mittelalterlicher Kalkbrennofen, eine Grube und eine einfache, aus Steinen gefügte Kanalkonstruktion - sind im Zusammenhang mit Bau- und Werktätigkeiten zu sehen. Das Innere des auf der Grabung zur Hälfte gefassten Ofens wies zahlreiche Kalkrückstände auf. Verglaste Steinoberflächen sowie Verfärbungen an Wandung und umgebendem Erdmaterial bezeugen die hohen Brenntemperaturen. Durch die Lage im innerstädtischen Raum vergleichbar sind die Kalkbrennöfen am Predigerplatz (JbAS 90, 2007, 204).
Die rechteckige, partiell mit Holz eingefasste Grube enthielt unter anderem Schlacken und Buntmetallfunde, die auf Metallverarbeitung hinweisen. Die Strukturen sind in die Moräne eingetieft und liegen rund 3 m unter der heutigen Pflästerung. Wahrscheinlich nehmen sie Bezug auf eine ältere Stützmauer, an deren Fuss sie sich befinden dürften. Die Interpretation des entsprechenden Mauerbefundes, der 1965 vor der Leutpriesterei (Grossmünsterplaz 6) beobachtet worden war, bleibt indessen unsicher. Noch unbestätigt ist die Datierung des Ofens in das 9./10. Jh., angezeigt durch eine C14-Messung von Holzkohle aus der Einfüllung der Ofenkammer.
Nach der Aufgabe des Ofens wurde das Gelände um mindestens 2.5 m erhöht. Erst nach diesem Eingriff wird eine Nutzung durch den Friedhof fassbar. Eindrücklich bezeugt ist sie durch zwei mit menschlichen Knochen verfüllte Gruben, von denen die tiefere 3.8 m unter die heutige Oberfläche reicht. Nach der Beurteilung der Anthropologin Elisabeth Langenegger gelangten die Knochen skelettiert und selektioniert in die Gruben. Es sind vor allem große Röhrenknochen und Schädelknochen vorhanden. Subadulte Individuen sind untervertreten. Die Merkmale sprechen dafür, dass die in den Gruben versenkten Gebeine aus Beinhäusern stammen. 1542 ließ das reformierte Grossmünsterstift die Beinhäuser räumen und die bis dahin dort aufbewahrten Knochen in Gruben beisetzen. Es spricht viel dafür, dass die angetroffenen Befunde mit diesem historisch überlieferten Vorgang in Zusammenhang stehen. Über der nördlichen Knochengrube wurden in späterer Zeit erneut Gräber angelegt. In einer dieser Bestattungen lag ein Paar goldener Ohrringe mit Email-Einlagen wohl des 17. Jh. 1786 wurde auf dem Grossmünsterfriedhof letztmals bestattet.
Die Bergung der Knochen aus den Gruben wurde mit dem Bagger durch das Bestattungsamt der Stadt Zürich durchgeführt. Ihm wurden die Gebeine, die ein Gesamtvolumen von 14 m³ erreichten, nach der anthropologischen Begutachtung zur Wiederbestattung im Friedhof Sihlfeld übergeben.
Örtliche Grabungsleitung: E. Weber, Zürich.
Anthropologisches Material: in zwei Gruben 14 m³ Gebeine von mehreren Tausend Individuen, ursprünglich in Beinhäusern aufbewahrt. Datierung: archäologisch, historisch, C14; Mittelalter; Neuzeit.
Stadtarchäologie Zürich, A. Motschi.
Zürich ZH , Grossmünsterplatz vor 7
Das Original-PDF ansehen
Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zürich
Kanton
ZH
Ort
Grossmünsterplatz vor 7
Koordinaten
E 2683500, N 1247128
Höhe
414 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
--
Probenentnahmen
--
Analysen
--
Institution
--
Datum der Fundmeldung
--
Oberfläche (m2)
20 m2
Datum Beginn
07 Mai 2007
Datum Ende
08 August 2007
Datierungsmethoden
14C, Historisch, Archäologisch
Autor*in
--
Publikationsjahr
2008
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Bestattung (Begräbnisplatz), Rohstoffgewinnung, -verarbeitung (Kalkbrennofen), Rohstoffgewinnung, -verarbeitung ((Hoch-)Ofen)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
--
Knochen
--
Botanische Funde
--
×