LK 1031, 2678 000/1 288 700. Höhe 421 m. Datum der Grabung: 20.3.-4.5., 17.7.-22.12.2023. Bibliografie zur Fundstelle: Homberger, V. (2013) Römische Kleinstadt Schleitheim-Iuliomagus. Streifenhäuser im Quartier Z'underst Wyler. Schaffhauser Archäologie 6. Schaffhausen. Geplante Notgrabung (Bau einer Reithalle mit Nebenbauten). Grösse der Grabung 230 m². Siedlung.

Im Gewerbegebiet von Schleitheim wird auf einer grossen, bisher unbebauten Parzelle eine Reithalle mit Wohnhaus errichtet. Die Bauparzelle liegt in der archäologischen Schutzzone des vicus Iuliomagus, einer römischen Kleinstadt, die zwischen dem späten 1. bis frühen 2. Jh. n. Chr. Bestand hatte. Entgegen der ursprünglichen Vermutung, dass sich die Parzelle im Randbereich des vicus befindet, ergaben die Vorabklärungen (Geomagnetik, Sondagen), dass dicht unter der Grasnarbe ein ganzes Quartier der römischen Stadt liegt. Da das Grundstück in den letzten Jahrzehnten nur als Weide genutzt wurde, ist die Schichterhaltung bis auf wenige neuzeitliche Bodeneingriffe (Werkleitungen) als sehr gut zu beurteilen. In Folge dieser Erkenntnis wurden die bauseits notwendigen Bodeneingriffe und damit die Grabungsfläche in Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft um die Hälfte reduziert. In einer ersten Grabungsetappe wurde zunächst eine kleine Fläche im Norden der Bauparzelle untersucht. Ein mit Steinplatten gedeckter, römischer Abwasserkanal dominierte die östliche Grabungsfläche. Dieser schnitt dort einen älteren, ebenfalls römisch zu datierenden Entwässerungskanal. Um die beiden Kanäle befanden sich mehrere Schotterpackungen, die als Gehniveaus eines Hinterhof-/Gartenbereiches zu interpretieren sind. Die westliche Grabungsfläche lieferte trotz des kleinen Ausschnitts anhand von Schotterschichten, Gräben und mehreren, als potenzielle Balkenauflagen zu interpretierenden Steinkonzentrationen Hinweise auf eine rückwärtige, mehrphasige Streifenhausbebauung. Die im Sommer 2023 begonnene zweite Grabungsetappe im Bereich der Erschliessungsstrasse liefert einen Querschnitt durch die römische Strasse, den Portikusbereich und ein Streifenhaus (Abb. 51). Die rund 80 cm mächtige, bereits mehrfach im vicus gefasste Strasse konnte nahezu in ihrer Gesamtbreite dokumentiert werden. Unmittelbar östlich an die Strasse schliesst ein perfekt erhaltener Portikusbereich an. Zahlreiche, z. T. nur sehr dünne Lauf- und Nutzungsniveaus innerhalb der Grabungsfläche zeigen eine Mehrphasigkeit an. Im Norden des zugehörigen Hauses wurden vorwiegend Schotterniveaus und im Süden fast ausschliesslich Stampflehmböden angetroffen. Diese konnten auf einer Länge von rund 15 m, getrennt durch mehrere Balkenlagen, nachgewiesen werden. Da die Niveaus aus dem nördlichen und südlichen Teil miteinander korrespondieren, ist zum jetzigen Zeitpunkt davon auszugehen, dass an dieser Stelle ein Streifenhaus mit einer längs orientierten Raumaufteilung rekonstruiert werden kann. Dass das untersuchte Areal auch vor dem Bau des Streifenhauses genutzt wurde, belegen mehrere Installationen für handwerkliche Tätigkeiten und grossflächige Kalkplanien, die ggf. mit der Urbarmachung und dem Bau der römischen Strasse in Verbindung zu bringen sind. Die Grabungen werden 2024 fortgesetzt.

Archäologische Funde: Gefäss- und Baukeramik, Metall (Bronze/Eisen; Münzen), Glas, Schlacke. Faunistisches Material: Tierknochen. Probenentnahmen: Holzkohle, Mikromorphologie, Sedimentproben. Datierung: archäologisch. 1.-2. Jh. n. Chr. KA SH, S. Kraus.