LK 1031, 2678050/1288600. Höhe 475 m.
Datum der Grabung: 17.3.-4.4. und 14.-25.8.2017.
Bibliografie zur Fundstelle: V. Homberger, Römische Kleinstadt Schleitheim-Iuliomagus. Streifenhäuser im Quartier Z'underst W/yler. Schaffhauser Archäologie 6. Schaffhausen 2013 (mit Angaben zu älterer Literatur).

Ungeplante sowie geplante Notgrabung (Leitungsbau); Sondierung (Bau Gewerbehalle). Grösse der Grabungen 3300 m². Siedlung.

Nach mehreren Jahren ohne Bautätigkeit im Bereich des ehemaligen Vicus Iuliomagus war die Kantonsarchäologie 2017 gleich drei Mal im Einsatz. Zwei Wasserleitungsgräben von insgesamt 150 m Länge und der Bau einer Gewerbehalle gaben Einblicke in bisher wenig bekannte Bereiche der römischen Kleinstadt. Die beiden Leitungsgräben durchschnitten mehrere römische Streifenhausparzellen von der damaligen Hauptstrasse bis hin zur rückwärtigen Siedlungsgrenze. Bis dato lagen modern gegrabene Aufschlüsse des Wohnquartiers nur von der anderen Strassenseite vor, entlang dem die Siedlung begleitenden Zwärenbach. Zwischen 1988 und 2000 waren hier in Ausschnitten insgesamt 8 Parzellen freigelegt worden, die mit Streifenhäusern in Holz bzw. Holz-Steinbauweise belegt waren.

Der erste Leitungsgraben wurde im Frühjahr 2017 angelegt. Nur durch Zufall erfuhr die Kantonsarchäologie davon. Im bereits ausgenommenen Graben konnte nur noch ein Profil von 90 m Länge dokumentiert werden. Dieses durchquerte mindestens sechs römische Parzellen. Neben der mächtigen Kofferung der römischen Hauptstrasse wurden weitere Pakete aus Kalkschotter ausgemacht. Sie zeigen Quer- oder Parallelstrassen oder aber befestigte Hinterhöfe an. Die Fassaden der Gebäude sowie Raumunterteilungen sind durch Kalksteine markiert, die als Balkenunterlager dienten. Fussböden zeichnen sich in Form dünner Bänder mineralisierten Holzes und Lehmpackungen ab. Im rückwärtigen Bereich der Parzellen fanden sich Hinweise auf handwerkliche Tätigkeiten wie Ofenkonstruktionen und Gruben, die Schlacken und eine grosse Menge an Tierknochen enthielten.

Der Bau des zweiten Leitungsgrabens wurde im August von Beginn an archäologisch begleitet. Er durchschneidet eine einzelne Hausparzelle. Der älteste Befund ist eine Planie, welche Terrazzomörtel enthält und damit auf den Abbruch eines frühen Steinbaus in der Umgebung hinweist. Die über 1 m mächtige Stratigrafie darüber stammt von mehreren Holzbauten, von denen sich wiederum Balkenfundamente und Lehmböden sowie möglicherweise der Versturz einer Flechtwerkwand erhalten haben. Knapp 60 m von der römischen Strasse entfernt enden die fundreichen Schichten, wodurch sich eine Siedlungsgrenze abzeichnet.

Die im August neu erstellte Leitung erschliesst eine Bauparzelle, auf welcher eine Gewerbehalle errichtet wurde. Sondierungen vor Baubeginn zeigten, dass der Bauperimeter ausserhalb des römischen Vicus liegt - es wurde lediglich eine Schicht mit Holzkohle und wenig stark verrundeter römischer Keramik angeschnitten. Die Baubegleitung bestätigte, dass der Bereich weitgehend fundleer ist. Angetroffen wurde einzig eine Grube, verfüllt mit Bauschutt bestehend aus Leistenziegeln und teils behauenen Sandsteinen. Zudem zeigte sich, dass die in den Sondierschnitten erfasste anthropogen geprägte Schicht die Verfüllung einer alten Wasserrinne ist. Von früheren Grabungen ist bekannt, dass mehrere solcher natürlicher Schwemmrinnen zur Einebnung des Baugrundes aufgefüllt worden waren.

Die neuen Grabungen zeigen, dass beidseits der römischen Strasse von einer dichten Belegung der Parzellen mit Wohnbauten auszugehen ist. Die Gebäude wurden mehrfach erneuert, jedoch stets unter Beibehaltung der Aussengrenzen und sogar der Binnengliederung der Parzellen. Durch die Überdeckung mit Hangerosionsmaterial sind die römischen Befunde gut geschützt. Sollte das Gelände jedoch wie geplant in den nächsten Jahren überbaut werden, sind grossflächige Grabungen unumgänglich.

Archäologische Funde: Gefässkeramik, Baukeramik, Glas, Metall, Schlacke, Stein.
Faunistisches Material: Tierknochen bearbeitet und unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14, Mikromorphologie, Mörtelproben.
Datierung: archäologisch. Römische Zeit.

KA SH, K. Schäppi.