LK 1069, 2646 495/1 257 885. Höhe 428 m.
Datum der Grabung: 3.4.-12.10.2023.
Bekannte Fundstelle. Geplante Notgrabung (Neubauprojekt).
Größe der Grabung ca. 2600 m², weitere ca. 5000 m² nicht untersucht. Siedlungen des Neolithikums und der Bronzezeit. Straße der römischen Zeit und des frühen Mittelalters. Eisenzeitliche Streufunde.

Im Oberdorf von Herznach mündet das Moosenbächli ins Tal des Staffeleggbachs. Auf dem Schwemmfächer, der sich hier gebildet hat, sondierte die Kantonsarchäologie Aargau schon 2019 und entdeckte dabei einen alten Oberboden mit prähistorischer Keramik. Daher wurde der Aushub für fünf Mehrfamilienhäuser archäologisch begleitet. Geophysikalische Messungen nach dem Humusabtrag lieferten erste Hinweise, wo sich die prähistorische Nutzung des Areals konzentrierte.
Im westlichen Teil des Geländes fand sich in ca. 1 m Tiefe eine Holzkohlestreuung. Ein brandgeröteter Bereich zeigte eine Feuerstelle von rund 1.3 m Durchmesser an (Abb. 5, Nr. 1). In ihr verstreut lagen etwa ein Dutzend Silexabsplitter, Präparationsabschläge und ein Klingenfragment. Die Struktur war wahrscheinlich ein neolithischer Silexschlagplatz an einer Feuerstelle. Weitere brandgerötete Stellen und Holzkohle-Konzentrationen (Nr. 2) könnten mit Rodungsaktivitäten in Verbindung stehen.
Im Nordwesten des Bauperimeters fand sich auf einem Kiesrücken zwischen zwei alten Bachläufen eine ca. 3.7 =× 2.8 m große und bis zu 35 cm tiefe Mulde (Nr. 3). Ihre Verfüllung bestand an der Oberfläche aus mehrheitlich verbrannten Steinen. Sie enthielt Knochen und Silices, ein Steinbeilfragment sowie endneolithische oder frühbronzezeitliche Keramik.
Im Osten des Baufelds wurde eine mehrere Meter breite und ursprünglich gut 1 m tiefe Geländerinne (Nr. 4) in mehreren Profilen dokumentiert und stellenweise ausgegraben. Ihre Böschungen waren oft steil, teilweise sogar unterschnitten. Das zeigt, dass hier zeitweise Wasser mit hoher Geschwindigkeit geflossen war. Humose Verfüllungen dieser Rinne enthielten gut erhaltenes Fundmaterial, insbesondere Keramik aus dem jüngeren Abschnitt der Glockenbecherkultur, gut vergleichbar mit den Funden aus Alle JU. Diese Verfüllungen wurden offenbar vom Menschen als gezielt entsorgter Abfall aus einer nahegelegenen Siedlung der Glockenbecherzeit hier eingebracht.
Deutlich jünger war eine ca. 3-4m breite, mit groben Steinen befestigte Straße mit begleitenden Gräbchen (Nr. 5). Sie verlief über der vollständig verfüllten ehemaligen Bachrinne. Zwei römische Münzen datieren den Bau der Straße ins 1./2. Jh. n. Chr. Sie wurde einmal vollständig erneuert. Ob diese Erneuerung noch in der römischen Epoche oder erst im Frühmittelalter erfolgte, ließ sich nicht mehr feststellen. Scherben sandiger Drehscheibenware zeigen jedenfalls, dass die Straße bis mindestens ins 7./8. Jh. n. Chr. genutzt wurde. In diese Epoche datiert wohl auch ein Ost-West verlaufendes Gräbchen (Nr. 6), dessen Böschungen mit Staketenreihen befestigt waren.
Im südöstlichen Teil des Baufelds wurden weitere Geländerinnen entdeckt. Eine von ihnen (Nr. 7) könnte die Fortsetzung der glockenbecherzeitlichen Rinne (4) darstellen. Ein 5 m breites Bündel flacher Rinnen (Nr. 8) enthielt u. a. das Bruchstück einer bronzenen Schlangenfibel. Diese Rinnen wurden also frühestens in der späten Hallstattzeit (HaD) verfüllt.
Einige Pfostengruben (Nr. 9) und ein Komplex aus amorphen Gruben (Nr. 10) datieren vermutlich in die Spätbronzezeit, besonders interessant sind vier annähernd zylindrische Gruben (Nr. 11), die wohl ebenfalls in die Spätbronzezeit datieren. In allen fanden sich Reste verkohlter Eicheln. Die Eicheln waren bereits geschält. Das deutet darauf hin, dass sie als Vorrat für den Winter geröstet werden sollten.

Archäologische Funde: Keramik, Silices, Felsgesteingeräte, Tierknochen und Geweihstücke, gebrannter Lehm, verkohlte Hölzer und botanische Makroreste.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbestimmt.
Probenentnahmen: Sedimentproben, mikromorphologische Proben, C14-Proben, Proben für OSL (Lumineszenz-Datierungen).
Datierung: archäologisch. Endneolithikum (Glockenbecher); Spätbronzezeit; Frühe Eisenzeit (HaD); Römische Kaiserzeit (1./2. Jh. n. Chr.); Frühmittelalter (7./8 Jh. n. Chr.).
KAAG, B. Höpfer und Ch. Maise.