LK 1011, 677 450/288 170. Höhe 503 m.
Datum der Grabung: 19.8.-4.9.2002.
Neue Fundstelle.
Ungeplante Notgrabung (Deponie-Erweiterung).
Grösse der Grabung ca. 200 m².
Siedlung.

Dank einer Fundmeldung von Willi Bächtold (Schleitheim) wurde die Kantonsarchäologie auf eine Deponie-Erweiterung in der Flur Auf der Egg aufmerksam. Dort hatte der Bagger auf einer Länge von knapp 50 m eine bis zu 1 m mächtige Schicht mit bronzezeitlicher Keramik angeschnitten (Abb. 1). Die Fundschicht besteht aus einem dunkelbraunen, schwach tonigen Silt mit gelbbraunen Lehmbrocken und grösseren Holzkohlen. Darin eingebettet fanden sich spätbronzezeitliche Keramikscherben in einer unüblich hohen Dichte. Bemerkenswert ist der aussergewöhnlich gute Erhaltungszustand der Funde und die für bronzezeitliche Landsiedlungen ungewöhnliche Grösse der Gefässbruchstücke. Die Scherben sind mechanisch kaum beansprucht und nur selten oberflächlich korrodiert. An der Basis der Schicht lag an einer Stelle eine dichte Packung brandgeröteter, oft faustgrosser Sandsteine, die von deutlichen Holzkohleniveaus begleitet wurde. Deren Oberkante scheint erosiv überprägt zu sein. Allem Anschein nach handelt es sich hierbei um einen in situ Befund unbekannter Funktion und Ausdehnung, der möglicherweise im Zusammenhang mit einer flächigen Feuersbrunst steht. Direkt unter der reichen Fundschicht wurden in einer siltig-tonigen, wohl fluviatilen Ablagerung kleinteilige Keramikscherben sowie eine gut erhaltene mittelbronzezeitliche Lochhalsnadel mit konischem Kopf geborgen. Sie findet gute Entsprechungen in einem Grab von Thayngen SH-Gatter (Stufe Bz B).
Das keramische Fundgut der reichen Fundschicht umfasst grobe Wirtschaftsware mit kräftigen, vertikalen Schlick-Riefen, die teils den ganzen Gefässkörper bedecken, teils unterhalb einer unverzierten Schulterleiste angebracht sind. Neben geschwungenen, leicht verdickten Gefässrändern treten scharf profilierte, horizontal umgelegte Ränder mit breitem Kragen auf, die sich in die Stufe Bz D (wohl Mengener Typus) datieren lassen. Die Feinkeramik umfasst sorgfältig geglättete, dunkle Gefässbruchstücke mit feinen Ritz- und Riefenverzierungen. Neben kurzen, schräg schraffierten Dreiecken ist auch eine kleine Anzahl flacher, umriefter Buckel im Fundmaterial vertreten.
Die Situation am Ort wirft zahlreiche Fragen zur Genese der bis zu 3 m hohen Schichtabfolge auf. So ist beispielsweise unklar, ob die reichen Keramikfunde der dunkelbraunen Fundschicht einen längeren Besiedlungszeitraum repräsentieren oder ob es sich um eine aussergewöhnliche Akkumulation von Siedlungsmaterial handelt. Eine Klärung der noch offenen Fragen ist von einer für die nahe Zukunft geplanten Deponie-Erweiterung zu erwarten.

Archäologische Kleinfunde: Keramik, Metall (Bronzenadel und Bronzezwinge), 1 Fragment einer retouchierten Klinge aus Bohnerzjaspis, 1 Schneidenfragment einer Steinbeilklinge.
Faunistisches Material: wenig, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14-Datierungen, Sedimentproben.
Weitere Untersuchungen: geologisches Gutachten (Philippe Rentzel, Basel).
Datierung: archäologisch. Mittelbronzezeit (Bz B); frühe Urnenfelderzeit (Bz D).
K A S H.