LK 1131, 677 945 / 225 935. Höhe 420 m.
Datum der Untersuchung: April/Mai 2005.
Bibliografie zum Bauwerk: L. Birchler, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug 1, 321-335. Basel 1934.
Geplante Untersuchung (Änderungen im Bebauungsplan) Wohnhaus.

Das sogenannte Turmhaus steht am Nordostrand der Halbinsel St. Andreas in Cham. Das Turmhaus befindet sich innerhalb des vom Halsgraben begrenzten Bereichs der Halbinsel, wo wahrscheinlich das spätmittelalterliche „Städtchen“ lag. Im Zusammenhang mit der geplanten Änderung des Bebauungsplanes der Halbinsel St. Andreas musste das Turmhaus archäologisch beurteilt werden. Infolge tief greifender, zum Teil auch historisierender Umbauten des 20. Jh. war eine oberflächliche bauhistorische Beurteilung nicht einfach.
Das Turmhaus erhebt sich mit zwei Obergeschossen auf einem Keller über längsrechteckigem Grundriss. Es besteht aus einer bis unter die Traufe gemauerten und verputzten Westhälfte und einer als Riegelbau ausgeführten Osthälfte. Im Bereich der Osthälfte des Hauses liegen auf den Kellermauern Schwellen, die zum Teil noch original sind. Der letzte Jahrring der Eichenschwelle der Ostfassade datiert laut Dendrobericht sehr wahrscheinlich ins Jahr 1481 (mit zwei oder drei Splintringen). Das Fälldatum dürfte um 1490 anzusetzen sein.
Beim Turmhaus handelt es sich laut historischer Nachrichten um die alte Kaplanei (d.h. das Wohnhaus des Kaplanen) der Kapelle St. Andreas. 1477 übernahm die Stadt Zug den Kirchensatz von St. Andreas und ließ 1486-1488 die Kapelle neu erbauen. In einem Urbar von 1495 wird das Haus des Kaplanen erwähnt: „Item Sant capplany pfruond hat ein eigen huss und hoffstat mit den boungarten [...] in der Vorburg by turn gelegen“. Das dendrochronologische Datum passt zu diesen historischen Überlegungen. Laut weiteren historischen Nachrichten wurde die Kaplanei nach einem Brand 1650 in einem Haus am Kirchenplatz auf der Kuppe der Halbinsel neu eingerichtet, wo noch heute die 1757/58 umgebaute Kaplanei steht. Die alte Kaplanei, d.h. das Turmhaus, wurde zum Pächterhaus.

Datierung: dendrochronologisch; historisch. Um 1490.
KA ZG, A. Boschetti-Maradi.