LK 1170, 2670545 / 1201034. Höhe 458.00 m. Datum der Grabung: 9.12.2015-28.1.2016 und 11.2.-22.4.2016. Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Kanalisationssanierung). Größe der Grabung 85 m². Friedhof. Werkplätze.
Die Sanierung der Kanalisation und der Einbau zweier neuer Retentionsbecken im unmittelbaren Umfeld der Pfarrkirche Stans NW machten im Winter 2015/16 und im Frühjahr 2016 archäologische Grabungen nötig. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf einer rund 50 m² großen Fläche auf der Kreuzung Nägeligasse/Kniri gasse, ein Areal, das nachweislich noch bis in die Mitte 19. Jh. als Friedhof genutzt worden war. Eine weitere, 15 m² große Fläche südöstlich davon wurde baubegleitend untersucht. Schließlich wurde ein Werkleitungsschnitt nördlich davon archäologisch begleitet. Insgesamt wurden 130 Einzelbestattungen dokumentiert. Die Toten lagen sehr dicht beieinander und in teilweise bis zu sechs Gräberlagen übereinander. Obwohl während der laufenden Grabungen in den Medien bereits von einem Massengrab berichtet wurde, handelte es sich dabei um einen regulären, mittelalterlichen/neuzeitlichen Friedhof. Bemerkenswert ist die sehr lange, mittels C14-Messungen (BE 5570.1.1: 1304 23 BP, 660-767 AD, cal. 2 Sigma) nachgewiesene Belegungszeit. So wurden die ältesten Bestattungen ins 7./8. Jh. datiert. Sie gehören damit wohl zu den frühesten, 1984 unter der heutigen Pfarrkirche nachgewiesenen Vorgängerbauten, die nach Ausweis der Bautypologie ins 8./9. Jh. gehören. Außergewöhnlich waren zudem drei große Grabgruben mit bis zu 20 gleichzeitig bestatteten Körpern von Menschen, die gemäß C14-Messungen alle in der 2. H. 15. bis 1. H. 17. Jh. verstarben (gemessen wurden jeweils eines der untersten und der obersten Skelette; Abb. 73). Möglicherweise handelt es sich dabei um Opfer von Pestzügen, die insbesondere vom späten 15. bis frühen 17. Jh. in Nidwalden wüteten. Ein endgültiger Beweis hierfür ist allerdings nur schwer zu erbringen. Von großem Interesse waren schließlich die Befunde, welche in der kleineren, südöstlichen Untersuchungsfläche zutage traten. Hier fanden sich die Reste eines Kalkbrennofens, der gemäß C14 Datierung ins 7./8. Jh. und damit möglicherweise zum Bauplatz der ältesten Kirche von Stans gehörte. Dies wäre somit ein weiterer Beleg für deren frühe, bislang nur bautypologisch definierte Zeitstellung. Mit der Errichtung der Kirche begann auch die Belegung des Friedhofs. Wohl im Hoch- oder Spätmittelalter erstellte man innerhalb des Friedhofs ein rund 3.9 x 4.8 m großes Gebäude (Bau A) unbekannter Funktion (Kapelle?). Später installierte man auf dem Platz des bereits davor ruinös gefallenen, mittelalterlichen Gebäudes Bau A eine Glockengusswerkstatt, in der insgesamt drei übereinanderliegende Glockengussgruben angelegt wurden (Abb. 74). Gemäß der typologischen Einordnung und der an einem Konstruktionsholz (Achse der drehbaren Formschablone) gemessenen C14-Datierung (BE-5571.1.1: 326 ± 21 BP, 1488-1641 AD, cal. 2 Sigma) gehört die Anlage ins späte 15. bis 1. H. 17. Jh. Zwei heute noch erhaltene Glocken in der Pfarrkirche Stans stammen aus den Jahren 1531 bzw. 1533 und wurden vom Zürcher Gießmeister Peter Füessli hergestellt. Es wäre demnach denkbar, dass in der Grabung Nägeligasse/Knirigasse die Reste der temporär vor Ort eingerichteten Füesslischen Gießwerkstatt gefasst wurden.
Archäologische Funde: Keramik, Knochen, Metall. Anthropologisches Material: Menschenknochen, unbearbeitet. Probenentnahmen: Holzkohle-, Mörtel-, Sedimentproben; C14- und DNA-Proben. Datierung: archäologisch/historisch, 2. H. 15.-20. Jh. - C14: 7./8. Jh.-19. Jh. Im Auftrag des Kantons Nidwalden: ProSpect GmbH, V. Homberger und K. Rüedi.
Stans NW, Kreuzung Nägeligasse/Knirigasse
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Stans
Kanton
NW
Ort
Kreuzung Nägeligasse/Knirigasse
Koordinaten
E 2670545, N 1201034
Höhe
458 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
14C, aDNA
Institution
--
Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
85 m2
Datum Beginn
09 Dezember 2015
Datum Ende
22 April 2016
Datierungsmethoden
14C, Historisch, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2017
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Bestattung (Begräbnisplatz)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Metall
Knochen
vereinzelte menschliche Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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