LK 1131, 687 228/225 904. Höhe 800 m. Datum der Untersuchung: März-Mai 2014. Neue Fundstelle. Bibliografie zur Fundstelle: J. Grünenfelder, Die Kunstdenkmäler des Kantons Zug. Neue Ausgabe 1. Das ehemalige äussere Amt Die Kunstdenkmäler der Schweiz 93, 158. Basel 1999. Ungeplante Notuntersuchung (Neubauprojekt). Siedlung.
Das ehemalige Gasthaus Adler im Dorfkern von Menzingen sollte abgebrochen werden. Bei der vorgängigen baugeschichtlichen Untersuchung zeigte sich, dass darin Teile eines spätmittelalterlichen Blockbaus die Zeit überdauert hatten. Das Holzgefüge des Urbaus war 1427 an unbekanntem Ort errichtet und noch im Spätmittelalter an seinen heutigen Standort versetzt worden. Dafür wurde am angetroffenen Standort ein frischer gemauerter Sockel errichtet. Mit seiner giebelständigen Hauptfassade war das Haus nach Süden auf die Alte Landstrasse, den alten Verbindungsweg vom Ägerital in den Kanton Zürich, gerichtet. Der spätmittelalterliche Bau wies eine Grundfläche von 91 m² (8.6 × 10.6 m) auf. Wie bei den traditionellen Zentralschweizer Blockbauten üblich, wurde der Grundriss durch eine quer zur Firstrichtung verlaufende Wand in ein Vorder- und ein Hinterhaus zweigeteilt. Das Vorderhaus war unterkellert, das Hinterhaus ursprünglich wahrscheinlich ebenerdig angelegt. Im ersten Vollgeschoss des Holzaufbaus waren im Vorderhaus eine Stube von 6.4 m Breite und eine sehr schmale Nebenstube von 1.7 m Breite eingerichtet. Als Hinweis auf eine Sitzbank in der Stube ist ein Schmutzstreifen an der Westwand 40 cm über dem Fussboden zu werten. Ein wohl bauzeitlicher Ofenstandort verriet sich durch Standspuren und die geringere Abnutzung der Bodenbohlen in der Nordostecke des Raumes. Darüber waren im zweiten Vollgeschoss zwei Kammern von annähernd gleicher Grundfläche eingerichtet. Im Hinterhaus, das durch spätere Umbauten und eine junge Unterkellerung nur noch wenig originale Bausubstanz aufwies, ist im Nordwesten des zweiten Vollgeschosses eine Eckkammer nachgewiesen. Es ist anzunehmen, dass an entsprechender Lage auch im ersten Vollgeschoss eine Eckkammer bestand. Das übrige Hinterhaus wurde, wie dies die starke Russverkrustung der Wände belegt, durch eine bis unters Dachwerk offene Rauchküche eingenommen. Nebst der üblichen Kammereinteilung wies das Haus typische Konstruktionsmerkmale eines Blockbaus aus der Zeit vor der Mitte des 15. Jh. auf, wie beispielsweise wandsichtige Fussböden/Decken, Einzelvorstösse und niedrige Türhöhen von ca. 1.35 m. Die dendrochronologische Datierung ergab das Fälldatum Herbst/Winter 1426. Inzwischen liegen aus der Zuger Landschaft auffällig viele Baudaten von Ständer- und Blockbauten aus den 1420er-Jahren vor (Baar Leihgasse 39/41, Menzingen Hauptstrasse 6, Neuheim Lindengasse 2, Neuheim Hinterburgstrasse 44/46). Ältere erhaltene Holzhäuser sind bislang nur aus der Stadt Zug bekannt. Die Wände der Stube weisen zwei stark abgeblätterte Malschichten auf. Bereits für die erste Bemalung wurden Schwundrisse und Frassgänge ausgekittet. Senkrechte und horizontale Linien in weiss und rot könnten auf eine Feldereinteilung der Malerei hinweisen. Für die zweite Malschicht wurden die Fugen und Risse in den Balken wiederum gekittet und mit Bändern aus textilem Gewebe überklebt. Bei dieser jüngeren Malschicht sind Ranken zu erkennen und möglicherweise Reste von figürlicher Malerei. Letztere sind anhand naher Vergleichsbeispiele in die Zeit um 1520-40 zu datieren. Es liegen Zwischenbodenfunde vor; besonders erwähnenswert ist eine Münze, die im späten 15. Jh. geprägt wurde, und ein Fragment einer grünstichigen Butzenscheibe. Die übrigen Funde dürften zu einem Grossteil ins 18. und 19. Jh. zu datieren sein.
Datierung: dendrochronologisch. 1426/27; 18./19. Jh. ADA ZG, A. JeanRichard und A. Thürig.
Menzingen ZG, Hauptstrasse 9, ehem. Wirtshaus Adler
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Menzingen
Kanton
ZG
Ort
Hauptstrasse 9, ehem. Wirtshaus Adler
Koordinaten
E 2687228, N 1225904
Höhe
800 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
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Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
91 m2
Datum Beginn
März 2014
Datum Ende
Mai 2014
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2015
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Andere
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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