Schmid Meyer (KA 2007.006)
LK 1068, 621 415/265 610. Höhe 267 m.
Datum der Grabung: 10.4.-31.10.2007.
Bibliographie zur Fundstelle: U. Müller, JbAK11, 1990, 87-91; 12, 1991, 251-258; R. Schatzmann, JbAK 21, 2000, 145-224.
Geplante Notgrabung (Neubau eines Einfamilienhauses). Grösse der Grabung ca. 200 m².
Siedlung (Nordunterstadt von Augusta Raurica/Castrum Rauracense). Neonatengräber.

Bereits 1936 hatte Laur-Belart innerhalb der geplanten Baugrube Mauern des Ostannexes an die Rheinthermen freigelegt. 1989/1990 folgten Grabungen auf der Nachbarparzelle Ost.
Die 2007 untersuchte Parzelle liegt in der Westrandbebauung der frühen Verbindungsstrasse vom Stadtzentrum von Augusta Raurica über den Rhein, einem Areal, das in spätrömischer Zeit zum NW-Quadranten des Castrum Rauracense gehörte. Auch die Randbebauung der West-Ost-Achse greift in die Grabungsfläche die Schnittstelle all dieser Strukturen also. Hier war die Abfolge von Bauzuständen aus einem halben Jahrtausend zu beobachten. (Abb. 24)
Zu den frühesten Siedlungsspuren gehören eine Pfostenreihe und ein Erdkeller mit Ölamphoren aus der Mitte 1. Jh. n. Chr. Darüber finden sich Reste von Holz-/Lehmbauten, die im Westen von einer Hofmauer begrenzt werden. Jüngere Holzbauspuren manifestieren sich in mit dunklen Sedimenten verfüllten Gräbchen.
Anfang 2. Jh. erfolgte eine Umstrukturierung: die Hofmauer wurde abgebrochen und Steinbauten entlang der West-Ostachse errichtet. Hier fand sich auch ein Sodbrunnen. Angrenzend an die neuen Steinbauten wurde eine W-O-verlaufende Hintergasse angelegt. Auf deren Nordseite entstanden Holz-/Lehmbauten.
In einem weiteren Schritt wurden die östlichen Anbauten an die Rheinthermen errichtet. Nun füllte ein grosser Gebäudekomplex mit Innenhof den NW-Quadranten des Castrum Rauracense. Im Bauhorizont der östlichen Apsis kam eine um 270 n. Chr. geprägte Münze mit Zirkulationsspuren zum Vorschein. An die Apsis ist ein Vorraum angefügt, der als Zugang zum Präfurnium einer Kanalheizung diente, die ihrerseits in die Raumreihe nördlich der Apsis führte.
In spätrömischer Zeit wurde eine Mauer eingezogen, die den Hofbereich des Thermenkomplexes von einem östlich angrenzenden Gewerberaum abtrennte. In deren Fundament fällt eine Lage aus Spolien (Architrave, Säulenschaftteile, Abdecksteine) aus römischen Monumentalbauten auf. Der Raum war mit einer Ziegelschuttschicht bedeckt. Darunter wurden verschiedene Gruben freigelegt, die auf handwerkliche Tätigkeiten hindeuten.
Ein Keramikschachtofen durchstösst die erwähnte Ziegelschuttschicht. Sein Inneres war mit Schutt des Lehmausstrichs, Bruchstücken der Lochtenne und Keramikfragmenten des 5. bzw. 6. Jh. (Wölbwandtöpfe, Knickwandschüsseln), sowie Fehlbränden verfüllt - die gefundene Ware muss also hier gebrannt worden sein. Im Ziegelschutt zeichneten sich zudem Gruben und Gräben ab, die wohl zu Bauten gehören, die in die spätantiken Strukturen hinein errichtet wurden.
Die späten Nutzungshorizonte der nördlichen Raumreihe liegen deutlich tiefer als jener des südlich angrenzenden Gewerberaums. In diese Raumreihe sind zahlreiche Gruben eingetieft, in denen im Füllmaterial u.a. Münzen des mittleren 4. Jh. lagen. So ist es nicht verwunderlich, dass hier keine Spuren des Kastellmauerbaus (Mörtelhorizonte) vorhanden sind. Die Raumreihe im Norden war mit verschiedenen Schuttschichten verfüllt. Einzelne Horizonte weisen Spuren von Hitzeeinwirkung auf. Das Fundmaterial ist nachrömisch und vermischt.

Anthropologisches Material: unbearbeitet: einzelne Menschenknochen, Neonatengräber.
Faunistisches Material: unbestimmt.
Probenentnabmen: Erdproben aus Gruben.
Datierung: archäologisch. 1.-4. Jh.; 5./6. Jh.; Mittelalter; Neuzeit.
Ausgrabungen Kaiseraugst, U. Müller, S. Waddington und L. Grolimund.