LK 1067, 611.950/262.230. Höhe 300 m.
Datum der Grabung: April-November 2003.
Bibliographie zur Fundstelle: JbSGUF 82, 1999, 296f.; C. Fischer, 3000 Jahre auf einen Blick - prähistorische Spuren in Reinach-Langrüttiweg. Archäologie und Museum 44 (Liestal 2002); www.archaeologie.bl.ch (aktuelle Entdeckungen).
Geplante Notgrabung (Grossüberbauung). Grösse der Grabung ca. 15000 m².
Siedlung.
Eine Grossüberbauung in der Nähe bereits bekannter altpaläolithischer(?), neolithischer und bronzezeitlicher Spuren sowie eines vermuteten römischen Gutshofs zwang zu umfangreichen Notgrabungen, die 2004 weitergeführt werden. Die bisher gewonnenen Resultate sind deshalb noch sehr provisorisch. Die ältesten Spuren der neuen Grabungen datieren ins Jungneolithikum. Es handelt sich um Gruben - darunter eindeutige Koch- oder Werkgruben mit Brandspuren - und möglicherweise zugehörige Reste von Pfostengebäuden. Anders als in früheren Grabungen ist die Bronzezeit erst schwach belegt, mit einigen HaB1-zeitlichen Gruben und wiederum eventuell zugehörigen Pfostenstellungen. Aussergewöhnlich reich ist hingegen die ältere Eisenzeit (HaC/D1) vertreten. Auf einer Fläche von rund 130 m² wurde ein dichter «Scherbenteppich» erfasst, mit bis zu 15 Lagen zerscherbter Keramikgefäße. Darunter fanden sich wiederum mehrere, zum Teil zweifelsohne zeitgleiche Gruben. In unmittelbarer Nähe liegen Pfostenstellungen wohl eines Langhauses. Gemäss einer ersten Durchsicht sind die Gefäße an Ort und Stelle innert eines relativ kurzen Zeitraums zerbrochen, dann aber im Umkreis von einigen Metern verlagert und zum Teil in Gruben deponiert worden. Dabei handelt es sich vor allem um grobkeramische Gefäße, es hat aber auch ein reich verziertes Kegelhalsgefäß, zahlreiche gerundete oder geschweifte, zum Teil grafitierte oder wohl auch rot gefärbte Schalen sowie einige wenige Omphalos-Schalen darunter. Bemerkenswert sind zudem rund 80 Miniaturgefäße, die zum grössten Teil in und über einem Grubenkomplex deponiert waren. Die Interpretation des bemerkenswerten Ensembles ist zur Zeit noch offen. Denkbar ist, wie die bewusste Deponierung andeutet, ein kultischer Hintergrund, allerdings ohne den in anderen Fällen beobachtbaren Einsatz von Feuer.
Nach einer zeitlichen Lücke ohne Funde setzt die Belegung des Areals offenbar im mittleren 1. Jh. v. Chr. wieder ein. Aus dieser Zeit stammt eine fundreiche Planie mit einzelnen Pfostenstellungen, aber keiner klar ablesbaren Bebauung. Auch hieraus gibt es einige bemerkenswerte Funde: nebst einer stattlichen Serie italischer Weinamphoren Dressel 1 etwa den Führungsring eines spätlatènezeitlichen Pferdejoches, mehrere Fibeln oder eine gegossene Touronos-Cantorix-Münze (Abb. 18). Die Römerzeit ist bisher erst durch einzelne Funde vertreten, vor allem aber durch mehrere Gräben, die zum Teil rechtwinklig zueinander und zu einem Grabengeviert eines kleinen, 1998 entdeckten römischen Friedhofes verlaufen. Die Gräben dürften zu einer weiträumigen Parzellierung gehören.
Schon jetzt zeichnet sich ab, dass das Areal Mausacker-Langrüttiweg am Nordrand von Reinach zu einem eindrucksvollen Beispiel für die Nutzungskontinuität eines Siedlungsplatzes werden dürfte, die mit Unterbrüchen von der Mittelsteinzeit (Grabungen 1999) bis ins 3./4. Jh. n. Chr. reicht. Die Gunst des Klimas am südlichen Oberrhein, die guten Böden der Birsterrasse am Fuss des lössbedeckten Bruderholzes sowie die Lage an der direktesten Durchgangsroute vom Oberrheintal ins Mittelland dürften für die beeindruckende Siedlungskontinuität mitverantwortlich sein.
siehe auch Alt- und Mittelsteinzeit.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: C14, Archäobotanik (unbearbeitet).
Datierung: archäologisch. Jungsteinzeit; Bronzezeit; ältere und jüngere Eisenzeit; Römische Zeit.
AKMBL, R. Marti.
Reinach BL, Mausacker
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Reinach (BL)
Kanton
BL
Ort
Mausacker
Koordinaten
E 2611950, N 1262230
Höhe
300 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Botanische Reste
Analysen
14C
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
15000 m2
Datum Beginn
01 April 2003
Datum Ende
30 November 2003
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2004
Epoche
Eisenzeit, Jungsteinzeit/Neolithikum, Bronzezeit, Römisches Reich
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
Andere
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