LK 1051, 2689 700/1 275 000. Höhe 368 m. Datum der Grabung: 24.4.-2.11.2023. Wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 91, 2008, 224; JbAS 92, 2009, 327; JbAS 101, 2018, 236; JbAS 102, 2019, 172 f.; JbAS 103, 2020, 156; JbAS 104, 2021, 144 f.; JbAS 105, 2022, 242 f.; JbAS 106, 2023, 260; Zingg, L. (2018) Neu entdeckte prähistorische Siedlungsspuren im Kiesgrubengebiet bei Marthalen. Archäologie im Kanton Zürich 03, 28-71; Freitag, L./Möckli, D./Pelloni, S. et al. (2023) Fundgrube: Kiesgrube. Ein Quadratkilometer Archäologie in Marthalen. Einst und Jetzt 15, 4-17. Geplante Notgrabung (Kiesabbau). Größe der Grabung 10400 m². Siedlung. Einzelfund.
Um neue Flächen für die Kiesgewinnung freizugeben, wurde die Grabung im Kiesabbaugebiet bei Nidermartel fortgesetzt. Die diesjährigen Flächen schlossen sich westlich an die 2018/2019 und 2022 untersuchten Areale an. Dabei konnten die Fortsetzung der frühmittelalterlichen Siedlung sowie spätbronzezeitliche Siedlungsspuren freigelegt werden. Die Ausgrabung in diesem Jahr war stark geprägt von einer postglazialen Flussrinne, die quer durch die Grabungsfläche verläuft. Die Rinne ist etwa 60 m breit und 2-3 m tief. Die Hoffnung, dass in diesen Bereichen besser erhaltene Baubefunde vorhanden sind, bewahrheitete sich leider nicht. Vermutlich war das Gelände hier zu feucht, um als Siedlungsgebiet zu dienen. Um dieser Vernässung entgegenzuwirken, wurde die Geländeoberfläche zu verschiedenen Zeiten anthropogen gefestigt. Es konnten vermutlich drei separate Gehniveaus ausgemacht werden, deren zeitliche Einordnung jedoch Schwierigkeiten bereitet. Die älteste Oberfläche befindet sich sehr tief in der Rinne und ist im Vergleich zu den anderen Niveaus weniger gut fassbar. Datierendes Fundmaterial liegt keines vor. Von dieser Oberfläche durch mehrere Schwemmschichten getrennt, folgen zwei weitere gefestigte Gehniveaus, deren Trennung jedoch nicht immer möglich war. Das untere dieser Niveaus ist etwas diffuser bzw. nicht so gut erkennbar. Funde in und unter dieser Schicht deuten auf die Spätbronzezeit hin. Nur knapp darüber besteht eine weitere Bodenbefestigung aus Kies, die sich dicht liegend über eine Fläche von mindestens 2000 m² erstreckt. Zwei römische Fibeln des 1./2. Jh. n. Chr. können als tpq für die Begehung angesehen werden. Bronzene Pfeilspitzen und eine Spitzpaukenfibel (HaD) deuten aber auf einen früheren Ursprung der Bodenbefestigung hin. Damit könnte auch ein Bezug zu den nahe gelegenen Gräbern aus HaB und HaD bestehen. Einen stratigraphischen Bezug zur großflächigen frühmittelalterlichen Siedlung herzustellen, ist aktuell nicht möglich.
Im Randbereich bzw. außerhalb dieser Flussrinne dokumentierten wir auch in diesem Jahr wieder vielfältige Siedlungsspuren. Wegen der schlechten Schichterhaltung treten die meisten Befunde auf demselben Niveau auf, was eine zeitliche Differenzierung nur bei vorliegendem Fundmaterial möglich macht. Eine Korrelation zu den Bodenbefestigungen innerhalb der Rinne ist nicht möglich. Ausgehend von den Funden können Siedlungsspuren aus mindestens zwei Epochen nachgewiesen werden. Die älteren Spuren datieren in die Spätbronzezeit. Es handelt sich vor allem um Gruben, die mit Abfällen von Feuerstellen sowie Keramik verfüllt wurden. Zusätzlich konnte eine schlecht erhaltene Brandgrube mit Hitzesteinen untersucht werden. Die zweite vertretene Epoche ist das Frühmittelalter. Die Fortsetzung der in den letzten Jahren untersuchten Siedlung zeichnete sich durch fünf weitere Grubenhäuser sowie unzählige Pfostenstellungen aus. Eine Grube mit Schlacke belegt zudem das Schmiedehandwerk in der Nähe. Das Fundmaterial ist gut vergleichbar mit jenem der letztjährigen Kampagnen und zeigt eine Besiedlung mit Schwerpunkt im 7. Jh. an. Als besonderes Fundensemble ist aus diesem Jahr eine vollständige, tauschierte Schuhschnallengarnitur aus dem 1. Drittel des 7. Jh. zu nennen, die aus einer Grubenhausverfüllung geborgen wurde. Die Ausgrabung wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Die Fläche liegt dabei zu einem großen Teil wieder innerhalb der Flussrinne, mit erwarteten Befunden in den Randbereichen.
Archäologische Funde: Eisen, Buntmetall, Keramik, Glas, Silex, Lavez, Stein, Knochen, Geweih. Faunistisches Material: Knochen, Geweih. Probenentnahmen: Holzkohle, Sedimentproben (botanisch), Profilkolonnen für Mikromorphologie. Datierung: archäologisch. Spätbronzezeit; ältere Eisenzeit (Einzelfunde); Römische Zeit (Einzelfunde); Frühmittelalter (7. Jh.). KA ZH, L. Freitag.
Marthalen ZH, Chliwatt Süd
Das Original-PDF ansehen
Detail des Fundberichts
Gemeinde
Marthalen
Kanton
ZH
Ort
Chliwatt Süd
Koordinaten
E 2689700, N 1275000
Höhe
368 m
Signatur Fundstelle Kanton
--
Signatur Ereignis Kanton
--
Neue Fundstelle
--
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Botanische Reste, Geoarchäologische Sedimentproben
Analysen
Mikromorphologie
Institution
--
Datum der Fundmeldung
--
Oberfläche (m2)
400 m2
Datum Beginn
24 April 2023
Datum Ende
02 November 2023
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
--
Publikationsjahr
2024
Epoche
Mittelalter, Eisenzeit, Römisches Reich, Bronzezeit
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Metall, Glas, Stein, organisches Material
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle, Andere
×