LK 1175, 759 150/194025. Höhe 564 m. Datum der Grabung. Herbst/Winter 1987/88.
Neue Fundstelle. Geplante Notgrabung (Schlossrenovation). Grösse der Grabung ca. 2000 m².
Siedlung.
Im Zusammenhang mit der 1. Renovationsetappe im weitgehend der Renaissance (1544) entstammenden Schloss Haldenstein wurden bauseits bedingte Bodeneingriffe durch den Archäologischen Dienst GR begleitet. Dadurch konnten neuzeitliche Störungen, meist Leitungsgräben aus der Jahrhundertwende, erkannt und zum Einbau der modernen Leitungen wiederverwendet werden, so dass die intakten archäologischen Strukturen meist nicht tangiert werden mussten. Die systematische Untersuchung und Aufnahme der Grabenprofile erlaubte einen Überblick der topographischen Situation vor dem Bau des Schlosses und führte zur Entdeckung römerzeitlicher und urgeschichtlicher Straten. In der Folge ergaben sich im Hinblick auf die archäologischen Untersuchungen zwei Schwerpunkte:
1. Die spätmittelalterlichen, in Beziehung zum Schloss resp. dessen Vorgängerbauten stehenden Befunde erstreckten sich über das gesamte Schlossareal (ca. 2000 m²), wobei die Intensität der Untersuchung meist von der aktuellen Bautätigkeit vorgegeben war. Als markanteste Befunde seien erwähnt: die Pflästerung im Innenhof und in einzelnen Räumen, ein Abwasser-Kanalsystem zum Renaissance-Schloss; viel Fundmaterial fiel bei der Untersuchung von Abfall- und Fäkaliengruben und der Lokalisierung der Münzwerkstätte Haldenstein (1612-ca. 1770) in Räumen des Schlosses an.
2. Die flächige Untersuchung der römerzeitlichen und urgeschichtlichen Straten beschränkte sich auf zwei nicht zusammenhängende Räume von insgesamt ca. 50 m². Im einen Raum liessen sich die Kulturschichten dank dazwischenliegenden, sterilen Trennschichten gut isolieren, während im andern Raum die Kulturschichten ineinander übergriffen.
2.a) Die römische Kulturschicht, eine bis 30 cm starke Strate, brachte neben Sigillaten aus dem 2. Jh. noch Lavez, Glas, bronzene und eiserne Kleinfunde und Knochen hervor. Aus sekundärem Fundzusammenhang stammt eine Münze (vermutl. COMMODUS). An Befunden konnten nur vereinzelte Pfostenlöcher dokumentiert werden.
2.b) Die eisenzeitliche Kulturschicht im Bereich der gut trennbaren Straten zeigte eine Anzahl parallel verlaufender Gräben unbestimmter Funktion. In unmittelbarer Nähe dieser Gräben konnten aus der gleichen Schicht Hüttenlehmfragmente geborgen werden (Profiluntersuchung). Aus Grabenverfüllungen und zugeordneter Schicht stammt spärliches Keramikmaterial vom Typ «Tamins». Im zweiten untersuchten Raum konnte eine am Rande mit Trockenmäuerchen begleitete Grube (Hausgrube?) dokumentiert werden. Aus Verfüllung derselben und deren Umgebung stammt Keramik sowohl vom Typ «Schneller» wie auch vom Typ «Tamins». Ebenso ein Fragment einer Sanzeno-Schale. Weiteres Fundmaterial aus dieser Strate: Etwas Knochen, bearbeitete Steine und vereinzelte bronzene Kleinfunde. Dieser Siedlungshorizont ist grob in die Zeit um 500 v.Chr. zu datieren. Aus unmittelbarer Nähe der Hausgrube stammen Reste eines Kinderskeletts (chronologisch älter als das Schlossbauniveau).
Unter dem eisenzeitlichen Horizont liegende Schichten brachten sporadisch kleine Keramikfragmente hervor. In Ermangelung von klaren Leitformen lassen sich diese Fragmente nur relativ-chronologisch älter als der Taminser Horizont datieren.
Datierung: archäologisch.
Archäologischer Dienst GR, A. Gredig.
Haldenstein GR, Schloss
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Chur (Ehemalige Gemeinde: Haldenstein)
Kanton
GR
Ort
Schloss
Koordinaten
E 2759150, N 1194025
Höhe
564 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
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Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
2000 m2
Datum Beginn
22 September 1987
Datum Ende
19 März 1988
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
1989
Epoche
Eisenzeit (Hallstatt früh (C)), Eisenzeit (Hallstatt mittel (D1)), Römisches Reich, Eisenzeit (La Tène spät (D))
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
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Knochen
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Botanische Funde
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