LK 1172, 2690415 / 1195360. Höhe 435 m.
Datum der Grabung: 4.-15.11., 27.11. und 2.12.2019.
Bibliografie zur Fundstelle: H. Gasser, Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri. Band II: Die Seegemeinden, 116, 126f. Bern 1986; C. Auf der Maur, Das ehemalige Gasthaus «Weisses Kreuz» in Flüelen: Vom mittelalterlichen Hafen zur vornehmen Herberge - Erweiterung eines Dorfareals aus archäologischer Sicht. Historisches Neujahrsblatt 2019, 73. Band, 1. Reihe, 109. Heft, 45-65. Altdorf 2019.
Geplante Notgrabung (Platzgestaltung, Werkleitungsbau). Grösse der Grabung ca. 100 m².
Siedlung.
Aufgrund des Neubaus an der Stelle des ehemaligen Gasthauses «Weisses Kreuz» (s. Fundmeldung JbAS 102, 2019) wurden die Werkleitungen ersetzt sowie die Platzgestaltung mit Baumgrube beim Ochsenplätzli neu ausgeführt. Einerseits tangierte die Lage der Leitungen und der Baumgrube das ehemalige Pfrundhaus (spätere Schulhaus), welches 2007 kurz vor dem Abbruch bau- und bodenarchäologisch begleitet, jedoch kaum dokumentiert werden konnte. Andererseits war die Chance groß, dass die im Bereich des Platzes vermutete ehemalige Dorfkapelle St. Georg und St. Nikolaus (1360 erstmals erwähnt) ebenfalls angeschnitten werden würde. Tatsächlich ist ein gemauerter Gebäuderest mit ungefähr 0.8 m breiter Mauer im Leitungsgraben teilweise freigelegt worden. Vom aufgehenden Mauerwerk war nur noch eine Steinlage vorhanden. Der Bau scheint N-S ausgerichtet, ungefähr 7.3 m im Lichten breit und mindestens 10 m lang gewesen zu sein. Der Nordabschluss mit seiner NW-Ecke wurde in Abschnitten gefasst, der südliche Abschluss bzw. die Gesamtfläche hingegen nicht. Von der Westmauer ging ein weiteres Mauerstück mit gleicher Breite im rechten Winkel in Richtung See ab. Dessen Funktion bleibt unklar (Anbau? Stützmauer?). Im Innern sind mindestens zwei Bodenniveaus festgestellt worden, wobei der ältere Belag einen schlecht erhaltenen Mörtelboden auf Rollierung darstellte und der jüngere Negativabdrücke von Tonplatten (?) aufwies. Mit dem jüngeren Boden ist wohl auch der Raum mit einem weißlichen Kalkputz neu verputzt worden. In der NE-Ecke ließ sich der Rest eines brunnenartigen Schachts feststellen (Abb. 50). Obwohl der Gesamtgrundriss des Gebäudes, insbesondere der Südabschluss (mit dem vermuteten Altarraum) nicht vollständig freigelegt werden konnte, scheint die schriftliche Quellenlage den Standort der Dorfkapelle an dieser Stelle zu favorisieren. Demnach wäre die Kapelle N-S ausgerichtet gewesen, mit Eingang im Norden (vis-à-vis der Sust) und Altarraum im Süden. Diese Ausrichtung ist wohl auf die engen Platzverhältnisse von weniger als 40 m zwischen See und Felsen zurückzuführen. Die nach der Abkurung Flüelens von Altdorf 1663/64 neu erbaute Pfarrkirche St. Georg zwischen Dorf und Burg Rudenz weist dieselbe N-S-Ausrichtung auf. Nach dem Neubau schien die alte Kapelle weiterhin genutzt worden zu sein, wie Münzfunde des späten 17. und 18. Jh. aus jüngeren Bodenschichten nahelegen. Der Zeitpunkt ihres Abbruchs bleibt allerdings unsicher und dürfte spätestens im frühen 19. Jh. geschehen sein. Das östlich benachbarte Pfrundhaus war durch eine Gasse und eine Art Hofmauer von der mutmaßlichen Kapelle getrennt. Die durch das Bauprojekt vorgegebenen Eingriffe betrafen vor allem die innere Raumeinteilung mit Binnenmauern und Fußböden. Die westliche und nördliche Außenmauer war größtenteils ausgeraubt, von der südlichen konnten Reste festgestellt werden. Die Binnenmauern zeichneten einen W-O verlaufenden Mittelgang nach, der bis zum Abbruch erhalten blieb. Nach Norden und Süden gingen Räume ab. Die Binnenmauern wiesen mehrere Umbauphasen auf, die mit verschiedenen Bodenbelägen (Steinplatten- und Mörtelböden) korrespondierten. Ein im Mittelgang isoliert stehendes, schmal rechteckiges Mauerpodest bleibt hinsichtlich seiner Funktion unklar (Stützenfundament? Teil eines älteren Ofens/Feuerstelle?). Neben einem trocken verlegten Steinkranz - vermutlich Teil einer rechteckigen Grube - im südlichen Bereich des Hauses waren sekundär genutzte Architekturwerkstücke (u. a. Sturz eines Eingangs mit Kielbogenfries) horizontal als Platten verlegt worden.
Archäologische Funde: Geschirr-, Ofen- und Baukeramik, Hohlglas, Münzen, Eisen, bearbeiteter Stein.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: Holzkohleproben.
Datierung: archivalisch; archäologisch. Spätmittelalter; Neuzeit.
Im Auftrag der Abt. Natur- und Heimatschutz UR, ProSpect GmbH, Ch. Auf der Maur.
Flüelen UR, Ochsenplätzli
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Flüelen
Kanton
UR
Ort
Ochsenplätzli
Koordinaten
E 2690415, N 1195360
Höhe
435 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle
Analysen
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Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
100 m2
Datum Beginn
04 November 2019
Datum Ende
02 Dezember 2019
Datierungsmethoden
Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
Mittelalter, (Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch
Art der Fundstelle
Siedlung
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik (Gefäss), Glas (Gefäss), Metall (Münze(n)/Medaillen)
Knochen
vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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