LK 1075, 2746136/1254771. Höhe 674 m.
Datum der Grabung: 8.4.-28.6.2019 (Grabung); 3.7.-14.9.2019 (Baubegleitung, einzelne Tage).
Bibliografie zur Fundstelle: E. Poeschel, Die Kunstdenkmäler des Kantons St. Gallen, Band 2 = Kunstdenkmäler der Schweiz 37. Basel 1957; A. Hardegger/S. Schlatter/T. Schiess, Die Baudenkmäler der Stadt St. Gallen. St. Gallen 1922; JbAS 96, 2013, 236-238; 97, 2014, 283f.
Geplante Notgrabung (Bau eines Unterflur-Presscontainers). Größe der Grabung inkl. Baubegleitung ca. 23 m².
Stadt, Friedhof.
Von Anfang April bis Ende Juni führte die Kantonsarchäologie auf dem Vorplatz der Fachschule eine Ausgrabung durch, da der projektierte Container-Standort einen Bereich des ehemaligen Friedhofs von St. Mangen tangierte. Die seit dem Mittelalter genutzte Begräbnisstätte auf dem Kirchhügel St. Mangen war nach der Aufhebung des Friedhofs bei der St. Laurenzenkirche 1567 der einzige innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern. Er wurde 1876/77 aufgehoben. Die 63 Gräber verteilten sich auf sechs Bestattungsebenen über eine Tiefe von rund 1.6 m und waren bis auf vier Ausnahmen geostet. Die Verstorbenen wurden in der Regel in gestreckter Rückenlage beerdigt, Unterschiede ließen sich in Bezug auf die Arm- und Beinstellung nachweisen. Teilweise war eine relativ dichte Belegung festzustellen. Anhand der Größe wurde auf der Grabung zwischen Kinder- und Erwachsenengräbern unterschieden. Die 19 Kindergräber lagen mehrheitlich in der obersten Bestattungsebene, was darauf hindeutet, dass dieser Bereich gegen Ende der Friedhofsnutzung im 19. Jh. für Kinder reserviert war. Die 44 Erwachsenengräber dagegen lagen in allen Bestattungsebenen. 41 Verstorbene waren nachweislich in Särgen beigesetzt. Bei 13 Grablegungen könnte es sich um einfache Erdbestattungen handeln, bei weiteren neun um Beisetzungen mit Totenbrett. Ungewöhnlich und möglicherweise als St. Galler Eigenheit zu werten sind «Unterlagsknochen» in 23 Gräbern. Sie dienten vermutlich als Unterlage für Särge. Aufgrund der spärlichen Ausstattung der Gräber ist eine genaue Datierung schwierig. Die geborgenen Funde beschränken sich auf Gewandverschlüsse, Knöpfe und Textilreste. Vereinzelt ließ sich Eisendraht nachweisen, der von Blumengebinden oder -kränzen stammen könnte. Der Nachweis einiger Porzellanknöpfe in Gräbern der beiden obersten Bestattungsebenen spricht für eine Datierung ins 19. Jh. Die darunterliegenden Gräber müssen älter sein. Aufgrund des Befundes ist klar, dass sich die Grabfolge linear von unten nach oben entwickelt hat. Über welchen Zeitraum dies geschah, bleibt vorerst offen. Aus diesem Grund sind neben der anthropologischen Untersuchung zusätzliche naturwissenschaftliche Datierungen geplant. Die geborgenen Funde decken einen Zeitraum vom Hochmittelalter bis ins 19. Jh. ab. Zu den besonderen Objekten zählt ein Petschaft aus Buntmetall, der einem Vertreter der seit dem 17. Jh. in St. Gallen ansässigen Familie Erpf gehörte. Die ältesten Funde (Gefäßkeramik) datieren ins 11./12. Jh. Funde aus dem 9./10. Jh., die mit der alten Kernsiedlung bei St. Mangen in Verbindung gebracht werden könnten, ließen sich nicht nachweisen.
Archäologische Funde: Hüttenlehm, Bau-, Ofen- und Gefäßkeramik; Eisen, Glas, Buntmetall; Textilreste, Holz- bzw. Sargreste.
Anthropologisches Material: 63 Bestattungen, Streuknochen, in Bearbeitung durch V. Trancik-Petitpierre.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: C14, Textil- und Holzproben, Erd- und Mikromorphologieproben.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit.
KA SG, Th. Stehrenberger und M.-J. Fahrni.
St. Gallen SG, Kirchgasse 15
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
St. Gallen
Kanton
SG
Ort
Kirchgasse 15
Koordinaten
E 2746136, N 1254771
Höhe
674 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
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Probenentnahmen
Holz/Holzkohle, Geoarchäologische Sedimentproben, Andere
Analysen
14C, Mikromorphologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
23 m2
Datum Beginn
08 April 2019
Datum Ende
14 September 2019
Datierungsmethoden
14C, Archäologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
(Frühe) Neuzeit, Zeitgenössisch, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung (Stadt), Bestattung (Begräbnisplatz)
Art der Untersuchung
Ausgrabung (Rettungsgrabung)
Archäologische Funde
Keramik, Metall, Glas (Gefäss), organisches Material (Textilien), organisches Material (Holzobjekt)
Knochen
menschliche Skelette, vereinzelte tierische Knochen
Botanische Funde
Holz/Holzkohle