LK 1075, 746 095/254 455. Höhe 667-672 m.
Datum der Baubegleitung: 3.3.-29.8.2014.
Alte und neue Fundstellen.
Bibliografie zur Fundstelle: JbAS 92, 2009, 334f.; 93, 2010, 284, 97, 2014, 284.
Geplante Baubegleitung (Leitungsgräben, Muffenlöcher und Schächte). Grösse der Grabung 306 Laufmeter Leitungsgräben. Stadt.

Im Rahmen des städtischen Glasfaserprojektes (Verlegen neuer EW- und Glasfaserleitungen) wurden in der westlichen Altstadt die Aushubarbeiten archäologisch begleitet. Die Bodeneingriffe zeigten, dass bei der Bautätigkeit in den letzten hundert Jahren viele mittelalterliche und frühneuzeitliche Schichten oder Strukturen ohne archäologische Dokumentation zerstört worden waren. Einzig an der Multergasse 17 trat auf der Aushubsohle eines neuen Leitungsgrabens ein schmaler Streifen von 2 m Länge und 20 cm Breite mit Schichtresten aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit zutage. Eine Sondage zeigte eine Abfolge von mindestens fünf Schichten, die jedoch mangels gut zuweisbarer Funde nicht näher datiert werden können. Vielleicht handelt es sich um die Auffüllschichten eines im Mittelalter zwischen Klosterareal und Stadt angelegten Grabens, der im Bereich der Multergasse vermutet wird, oder um eine bauliche Maßnahme, um abschüssiges Terrain auszugleichen.
Am südöstlich angrenzenden sogenannten Brunnenplatz kamen in einem neuen Werkleitungsgraben auf Projekttiefe Fundamentreste (?) eines alten Brunnens zum Vorschein. Eine Stadtansicht aus dem 16. Jh. zur Wasserversorgung der Stadt St. Gallen sowie Schriftquellen wie das Lehenbuch von 1500 zeugen von der Existenz eines Brunnens, der einst fast an gleicher Stelle wie der heutige Bacchusbrunnen in Betrieb war.
In Hinterlauben, einer nördlich gelegenen und parallel zur Multergasse verlaufenden Gasse, zeigten sich im Profil eines neu gegrabenen Muffenlochs verlagerte Kulturschichtreste aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit. Sie wurden bei früheren Bodeneingriffen angeschnitten und gelangten als Leitungsgrabenverfüllung wieder in den Boden. Sie bestätigen indirekt frühere Beobachtungen, die im Zusammenhang mit der Neugestaltung des angrenzenden Bärenplatzes gemacht worden waren (JbAS 93, 2010, 284).
In der Neugasse wie auch in der Markt- und Feuergasse waren wegen früherer Werkleitungssanierungen und weiterer Bautätigkeiten keine ungestörten archäologisch relevanten Schichten mehr vorhanden. Immerhin ließen sich in der Neugasse an wenigen Stellen Reste eines gedeckten Sandsteinkanals nachweisen, unter anderem eine Kanalverzweigung in der Einmündung Hinterlauben in die Neugasse. Diese Kanäle ersetzten im 19. Jh. die offenen Schmutzwasserkanäle, die auf alten Stadtansichten aus dem 16. und 17. Jh. abgebildet sind.

Archäologische Funde: Gefäß-, Bau- und Ofenkeramik, Eisen, Glas, Buntmetall; unbearbeitet.
Faunistisches Material: Tierknochen, unbearbeitet.
Probenentnahmen: Mörtelproben, verkohltes oder organisches Material für C14-Datierung.
Datierung: archäologisch. Mittelalter; Neuzeit.
KA SG, Th. Stehrenberger und R. Meyer.