LK 1131, 2681563/1224362. Höhe 421 m.
Datum der Bauuntersuchung und Ausgrabung: April-Juli 2019.
Neue Fundstelle.
Geplante Notuntersuchung (Umbau).
Wohnhaus.

Das Haus Oberaltstadt 16 liegt am südlichen Ende der Gasse und grenzt westlich an einen schmalen Ehgraben. Ein bevorstehender Umbau machte 2019 eine bauhistorische Untersuchung erforderlich. In diesem Zusammenhang musste auch der oberste Bodenbereich archäologisch untersucht werden.
Verschiedene archäologisch gefasste Mauern stellen die bislang ältesten baulichen Überreste auf der Parzelle dar. Ein Mauerzug in der Flucht der heutigen Gassenfassade bog ungefähr in deren Mitte im rechten Winkel nach Westen ab. Eine an diese Ecke anstossende, in der Fassadenflucht nach Süden verlaufende Mauer ist einer folgenden Phase zuzurechnen. Eine weitere, T-förmige Mauer kam unter der aktuellen Wandflucht an der Ehgrabenseite zu Vorschein. Aufgrund spärlicher Funde dürfte sie noch im 13. Jh. gebaut worden sein. Der genaue bauliche Zusammenhang der Mauern bleibt vorderhand unklar. Fest steht, dass die Parzelle bereits vor dem Bau des aktuellen Hauses über eine an der heute noch gültigen Gassen- und Ehgrabenflucht orientierte Bebauung verfügte.
Das bestehende Gebäude umfasste einst auch das schmale Haus Oberaltstadt 17. Es handelte sich insgesamt um einen rund 12 × 8 m messenden, dreigeschossigen Steinbau mit gemauerten Giebelfeldern und steilem Satteldach. Er lehnte sich an das südlich gelegene Spitalgebäude (Oberaltstadt 18) an. Der Steinbau ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert: Erstens ist der Innenausbau über dem Sockelgeschoss als zweigeschossiger Ständerbau gefügt. Die Lage der gassenseitigen Ständer 70 cm hinter der Fassadenflucht macht deutlich, dass auch die Gassenfassade gemauert war. Es fanden sich keine Hinweise darauf, dass Holz- und Steinbauteile unterschiedlichen Bauphasen angehören. Zweitens verfügt das Haus über eine zweiraumtiefe Grundrisseinteilung mit überdurchschnittlicher Raumhöhe.
Das Sockelgeschoss wies zwei durch eine Mauer getrennte Räume auf. Im ersten Obergeschoss lag gassenseitig ein als Stube anzusprechender, ofengeheizter Raum mit einer Breite von 5.2 und einer Tiefe von 3.8 m. Die Stube verfügte über eine profilierte, ein südlich anschliessender Raum von 3 m Breite über eine einfache Bohlenbalkendecke. Südlich schloss eine weitere Kammer von 2.1 m Breite an. Das zweite Obergeschoss besass ursprünglich eine vergleichbare Raumeinteilung. Die Raumhöhe im ersten Obergeschoss liegt bei 2.45 m, diejenige des zweiten Obergeschosses sogar bei 2.83 m. Im hinteren Hausteil befanden sich die Küche, die Treppen zur Erschliessung und mindestens eine kleine Kammer. Der Rauch von Herd und Ofen wurde wahrscheinlich mit einem Kamin in den Dachraum geführt und entwich durch eine Öffnung in der Giebelwand. Das Gebäude verfügte über einen stehenden Dachstuhl. Die dendrochronologische Analyse der Bauhölzer ergab ein Baujahr von 1482. Nach Aussage dendrochronologischer Daten wurde 1597 die Gassenfassade mit neuen Fenstern ausgestattet und die Stube mit Täfer verkleidet. Die Unterteilung in zwei Häuser erfolgte um 1830. Das Haus Nr. 16 wurde in der Folge um ein Geschoss aufgestockt und mit Einzelfensterachsen ausgestattet.
Die ungewöhnliche Struktur des Steinbaus von 1482 deutet nicht auf ein Wohnhaus hin. Ob ein Zusammenhang des Hauses zum südlich benachbarten Spital bestand, müsste von historischer Seite geklärt werden.

Archäologische Funde: Geschirrkeramik, Ofenkeramik, Baukeramik, Glas, Metall, Münzen, Papier, Textilien.
Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: archäologisch: Mittelalter; Neuzeit. - dendrochronologisch: 1482, 1597.
ADA Zug, M. Camenzind-Nigg und Ch.Rösch.