LK 1131, 2681778/1224452. Höhe 429 m.
Datum der Bauuntersuchung und Ausgrabung: September 2018-Februar 2019.
Neue Fundstelle. Geplante Notuntersuchung (Umbau). Wohnhaus.
Das im Dorfquartier liegende Haus Ägeristrasse 20 konnte aufgrund eines Umbauvorhabens bauhistorisch untersucht werden. Das markante Eckhaus ist noch heute prägend für diesen Ortsteil, welcher bis um 1500 außerhalb der Stadtbefestigung lag.
Als Kern des Hauses ließ sich ein Ständerbohlenbau erfassen, der über ein hölzernes Sockelgeschoss und einen separat abgebundenen, zweigeschossigen Wohnteil verfügte. Südseitig lehnt sich der Bau an das ältere Haus Dorfstrasse 2 an. Traufseitig, zur Dorfstraße und auf der gegenüberliegenden Seite kragte der Wohnteil gegenüber dem Sockelgeschoss um gut 1 m vor. An der zur Ägeristrasse gerichteten Giebelseite betrug die Vorkragung lediglich ca. 20 cm.
Die Staffelung der Wohnräume orientierte sich bemerkenswerterweise nicht an der dorfstraßenseitigen Trauffassade, sondern an der zur Ägeristrasse gerichteten Giebelseite. Hier lagen in der Nordostecke die Stube (3,9 × 4,9 m) mit Bohlenbalkendecke und westlich anschließend zwei weitere Räume. Dahinter, im südlichen Hausteil, befanden sich der offene Küchenraum mit der Erschließung des oberen Geschosses und vermutlich eine weitere Kammer. Auch der Raum über der Stube besaß ursprünglich eine Bohlenbalkendecke. Die mittels Dendrochronologie erfassten Schlagdaten der Bauhölzer (Herbst/Winter 1398/99 und 1399/1400) lassen auf ein Baujahr des Ständerbohlenbaus von 1400 schließen. Auf einer erhaltenen Bohlenwand in der Stube konnte eine Holzimitationsmalerei der Zeit um 1500/50 und ein Graffito eines Frauenkopfes nachgewiesen werden, welches stilistisch der zweiten Hälfte des 16. Jh. zugewiesen wird.
Die Bohlenwände dürften noch im 16. Jh. mit Wandtäfern verdeckt worden sein. Die Täferbretter weisen sogenannte eingedrückten Streifen auf, eine Zierform die nach 1600 keine Anwendung mehr fand. Erste größere Umbauten erfuhr das Haus 1568, als nach Aussage der Holzaltersbestimmung das Sockelgeschoss ausgemauert und mit neuen Unterzügen versehen wurde. Vermutlich versah man bei diesem Umbau die neuen Erdgeschossräume mit einem Mörtelgussboden. 1620 fand ein Ersatz der Bohlenwände der Giebelfassade durch Fachwerk statt. Das heutige Volumen des Hauses geht im Wesentlichen auf den Bau des Steildaches im Jahr 1639 zurück. Das Satteldach wurde bereits zur Bauzeit beidseitig mit einer Lukarne ausgestattet. Gleichzeitig fand eine Änderung der Raumeinteilung im gesamten Haus statt.
Die ältesten erhaltenen Reste der archäologisch gefassten Gewerbeeinrichtungen im Erdgeschoss in Form von Rinnen, welche mit Tonplatten ausgekleidet waren, dürften in dieser Zeit entstanden sein. Im Rahmen des Untersuchs konnte die bestehende Datierung des südlichen Nachbarhauses Dorfstrasse 2 überprüft werden. Verschiedene Bauhölzer ohne Waldkante weisen Endjahre zwischen 1348 und 1371 auf. Bislang liegt erst eine Probe mit Waldkante Herbst/Winter 1371/72 vor, welche ein Bau des Hauses im Jahr 1372 nahelegt.
Das Haus Ägeristrasse 20 stellt einen ausgesprochen interessanten Bauzeugen dar. Der gut 150 m von der Altstadt entfernt errichtete Ständerbohlenbau vereinigt, baulich an die Ecksituation angepasst, strukturell Elemente von städtischen und ländlichen Ständerbauten.
Archäologische Funde: Geschirrkeramik, Ofenkeramik, Baukeramik, Glas, Metall, Münzen, Papier, Textilien, Leder, Silex, Knochen, Holz, Schlacken.
Probenentnahme: Dendrochronologie.
Datierung: Mittelalter; Neuzeit. - dendrochronologisch. 1400, 1568, 1620, 1639
ADA Zug, M. Camenzind-Nigg und Ch. Rösch.
Zug ZG, Ägeristrasse 20
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Detail des Fundberichts
Gemeinde
Zug
Kanton
ZG
Ort
Ägeristrasse 20
Koordinaten
E 2681778, N 1224452
Höhe
429 m
Signatur Fundstelle Kanton
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Signatur Ereignis Kanton
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Neue Fundstelle
Ja
Probenentnahmen
Holz/Holzkohle
Analysen
Dendrochronologie
Institution
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Datum der Fundmeldung
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Oberfläche (m2)
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Datum Beginn
September 2018
Datum Ende
Februar 2019
Datierungsmethoden
Dendrochronologisch
Autor*in
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Publikationsjahr
2020
Epoche
Mittelalter, Mittelalter
Art der Fundstelle
Siedlung (Wohngebäude)
Art der Untersuchung
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Archäologische Funde
Keramik, Keramik (architektonisches Element), Glas, Metall, Metall (Münze(n)/Medaillen), organisches Material, organisches Material (Textilien), organisches Material (Kleidungsbestandteil), Stein (Werkzeug)
Knochen
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Botanische Funde
Holz/Holzkohle
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