LK 1033, 2715930 / 1280825. Höhe 397 m.
Datum der Gebäudeuntersuchungen: 18.2.2016; März-Juli 2016; September 2017.
Bauuntersuchungen (teilweiser Abbruch infolge Brand).
Grösse der untersuchten Fläche 850 m².
Bibliografie zur Fundstelle: A. Raimann/P. Erni, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau 6, Der Bezirk Steckborn, 324-331, 367-368. Bern 2001.
Altstadt.

Am 21.12.2015 brach in der Seestrasse nahe des Hafens ein Brand aus. Bereits während der Löscharbeiten mussten das strassenseitige Gebäude an der Seestrasse 101 (Parz. 48) bis auf einzelne Bauteile des Erdgeschosses und die oberen Stockwerke der Bauten an der Kirchgasse 2/Seestrasse 99 (Parz. 53) sowie Seestrasse 103 (Parz. 52) rückgebaut werden (Abb. 57).

Von den Überresten dieser Gebäude und dem Haus an der Seestrasse 105 (Parz. 51), das durch Feuer- und Löschwasserschäden unbewohnbar war, erstellte das Amt für Archäologie in Zusammenarbeit mit der Stadt Steckborn sowie dem Amt für Denkmalpflege Aufnahmepläne. Aus Sicherheitsgründen wurde auch das Gebäude auf Parz. 52 unter archäologischer Begleitung vollständig abgebrochen.

Die erhaltene Bausubstanz, mit Ausnahme eines Waschhauses sowie einer Scheune im hinteren Parzellenbereich von Seestrasse 101 (Parz. 48), wurde gebäudearchäologisch untersucht. Im Rahmen eines Architekturwettbewerbs fiel der Entscheid zugunsten einer Neubebauung der Parz. 53, 48 und 52. Im September 2017 trug man daher, wiederum unter archäologischer Begleitung, auch die Reste der Bauten auf Parz. 53 ab.

Der Gebäudekomplex bestand aus zwei bei einem massiven Umbau ab 1980 unter anderem mit einem gemeinsamen Treppenhaus aus Beton versehenen Bauten. Das Haus an der Kirchgasse 2 hatte im 1. Obergeschoss noch gut erhaltene Riegelwände und Deckenbalken mit Datierungen nach 1655. In der angrenzenden Seestrasse 99, ab 1658 als "Haus zum Adler" erwähnt, waren im Erdgeschoss lagig gemauerte Bollensteinfundamente zu fassen. Der Unterzugsbalken eines Raumteilers und die Deckenbalken stammen von 1593/94. Dasselbe Baudatum hat die Fachwerkkonstruktion im 1. Obergeschoss.

Die heutige Westfassade wurde um 1732 neu gebaut. Vom Haus an der Seestrasse 101 hatten sich die unteren Geschosse der an die Seestrasse 99 angebauten Ost- (um 1659) sowie die an Seestrasse 103 angebauten Westfassade (um 1665) erhalten. Zwei stehende Dachstühle ließen vermuten, dass das Gebäude zwei ältere Zeilenhäuser umfasste. Bei einem Ladeneinbau im 20. Jh. festgestellte bauliche Reste im Erdgeschoss bestätigten jedoch diese Vermutung nicht.

Der schmale Bau an der Seestrasse 103 enthielt im 1. Obergeschoss Bodenbalken von 1580, die Nordfassade stammt in Teilen aber von 1655. Das Haus an der Seestrasse 105 war bis auf die gemeinsame Wand mit Seestrasse 103 komplett erhalten. Der um 1630 entstandene Bau lässt sich in der Längsachse in drei etwa gleich große Abschnitte einteilen, wobei sich in der Südfassade Teile eines älteren, vermutlich zweigeteilten Gebäudes aus dem frühen 15. Jh. (nach 1422) erhalten haben.

Vom nicht vom Brand betroffenen Haus an der Seestrasse 107 wurde nur die gemeinsame Wand mit Seestrasse 105 dokumentiert. Sie besteht bis ins 2. Obergeschoss aus einer Bollensteinmauer, eine aufliegende Riegelwand stammt aus dem 1. Viertel des 15. Jh. (1414).

Ob die an der parallel zum Seeufer verlaufenden Durchgangsachse gelegenen Parzellen wie vermutet bereits spätestens ab dem 14. Jh. überbaut waren, könnte sich bei Bodeneingriffen im Rahmen der Neuüberbauung zeigen. Ebenso sind weitere Hinweise auf eine vorgängige Parzellenunterteilung möglich.

Probenentnahmen: 87 Holzproben zur Jahrringanalyse.

Datierung: Kirchgasse 2: nach 1648, nach 1649, nach 1651, nach 1654, nach 1655, nach 1657; Seestrasse 99: 1592, 1593 (WK?), 1594 (WK?), nach 1648, 1659 (WK?), 1732, 1734+10, 1826; Seestrasse 101: um 1659, 1662+10, 1668+10; Seestrasse 103: nach 1573, 1580, nach 1630, 1655; Seestrasse 105: nach 1422, nach 1611, 1620 (WK?), 1620+10, 1621+10, 1629+10, 1631+10, 1641, nach 1643; Seestrasse 107: 1414 (WK?).
Amt für Archäologie TG.