Nach der Entdeckung und Erstuntersuchung der bronzezeitlichen Ufersiedlungen Thun, Schadau zwischen 2014 und 2019, wurde 2020 im früh-/mittelbronzezeitlichen Siedlungsbereich im Norden der Fundstelle die erste Rettungsgrabung durchgeführt. Vier Jahre später, 2024, wurde die Untersuchung fortgesetzt und während drei Monaten eine zusätzliche Fläche von rund 360 m2 dokumentiert. Der früh-/mittelbronzezeitliche Teil der Fundstelle befindet sich in der Schifffahrtsrinne nahe dem Aareausfluss, wo grosse Kurs- und Lastschiffe erhebliche Umlagerungsprozesse am Seegrund verursachen und grosse Zerstörung in der Fundstelle anrichten. Die Seegrunderosion äussert sich in lokalen Geländesenken und Sedimentansammlungen, mehr oder weniger ausgeprägten Erosionskanten sowie bereits erodierten und wieder zugedeckten Pfählen.
Sämtliche Kulturschichten im früh-/mittelbronzezeitlichen Siedlungsbereich sind bereits komplett zerstört. Von den 920 während der beiden Grabungskampagnen dokumentierten Pfählen hat sich bei 80 % nur der zugespitzte Teil erhalten. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass nur gerade 30 % noch über den für die Ermittlung des Fälldatums entscheidenden letzten Jahrring, die sogenannte Waldkante, verfügen.
Im Pfahlfeld kristallisieren sich nebst den Häuserpfählen weitere Strukturen heraus. Besonders augenscheinlich sind drei bis vier vermutlich konzentrische Pfahlreihen sowie eine bereits seit 2020 bekannte Nordwest-Südost-verlaufende, dichte Pfahlsetzung, die möglicherweise mit der innersten der konzentrischen Pfahlreihen zusammenhängt. Aufgrund der fortgeschrittenen Erosion haben nur solide Fundobjekte die Zeit überdauert. Die Keramik ist kleinfragmentiert und oberflächig stark erodiert. Erfreulicherweise kamen einige gut erhaltene Bronzeobjekte, insbesondere Nadeln, zum Vorschein, die das Fundensemble von 2020 erweitern. Durch die beiden Grabungskampagnen 2020 und 2024 wurde ein wichtiger Teil der akut erosionsgefährdeten früh-/mittelbronzezeitlichen Siedlungsreste dokumentiert. Es verbleiben aber Zonen, insbesondere im Süden der Grabungsfelder, die eine zeitnahe Dokumentation erfordern. Auch wenn einige Bereiche momentan mit mächtigen Decksedimenten geschützt sind, zeigen die geschilderten Umlagerungsprozesse, dass die Erosion in der gesamten Schifffahrtsrinne hochdynamisch und letztlich unberechenbar ist. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass zukünftige Rettungsgrabungen auf weite Bereiche des Siedlungsareals ausgedehnt werden müssen.