LK 1032, 707 200/279 040. Höhe 405 m. Datum der Grabung: November 1999-März 2000. Bibliographie zur Fundstelle: Ch. Morel, Castell und Vicus Tascaetium in Rätien. In: Commentationes Mommensi, 151-158. Berlin 1876; J. Christinger, Zur älteren Geschichte von BurgStein und Eschenz. TB 17, 1877, 4-20; B. Schenk, Die römischen Ausgrabungen bei Stein am Rhein. Antiqua 1883, 67-71.73-76; B. Schenk, Die römischen Ausgrabungen bei Stein am Rhein. Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 13, 1884, 110-116; K. KellerTarnuzzer/H. Reinerth, Urgeschichte des Thurgaus, 110-112.234-236. Frauenfeld 1925; M. Höneisen (Hrsg.), Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Antiqua 26/Schaffhauser Archäologie 1, 42f.. Basel 1993; V. Jauch, Eschenz - Tasgetium. Römische Abwasserkanäle und Latrinen. Archäologie im Thurgau 5, 9-11. Frauenfeld 1997; B. Hedinger/V. Jauch, Inschriften auf römischen Gefässen aus Eschenz, AS 20, 1997, 77-79; AS 22, 1999, 131. Geplante Grabung. Grösse ca. 600-1000 m². Siedlung. Uferbereich.
Im November 1999 begann nach längerer Vorbereitung eine Grabung im vermuteten Zentrum des Vicus von Tasgetium. Neben einem rund 120 m langen Schnitt von Norden nach Süden ist die Erforschung von auf Luftbildern entdeckten römischen Gebäuden geplant. Die Arbeiten im Jahr 1999 konzentrierten sich auf den Nordteil des Profilschnittes sowie auf einen gut sichtbaren, rechteckigen Gebäudegrundriss auf der ersten Höhenterrasse über dem Untersee. Die Grabungsfläche liegt direkt gegenüber der Insel Werd, etwa 75 m östlich des Fundortes der 1977 entdeckten Figur aus Eichenholz.
Der Profilschnitt im leicht abfallenden Gelände gegen das Seeufer erbrachte eine ausserordentlich mächtige Schichtabfolge römischer Zeit, welche leider im nördlichsten Teil durch eine Kanalisationsleitung beeinträchtigt ist.
Im Profilgraben kamen neben zahlreichen sehr gut erhaltenen Holzkonstruktionen eine als Uferbefestigung oder aber als Weg interpretierte Ost-West-orientierte Kieskofferung sowie Fundament bzw. Mauerkonstruktionen zum Vorschein. Stets Ost-West-verlaufende Mauern bzw. Fundamente erreichten wir erst deutlich vom heutigen Seeufer entfernt, am Rand der Höhenter rasse. Die 1977 etwa 75 m weiter westlich gefundene Ufermauer fehlte in unserem Graben, sie liegt vielleicht weiter nördlich, unter dem heutigen Fussweg von Stein am Rhein nach Eschenz. Der erwähnte, am Rand mit Pfählen befestigte Kieskoffer war zum Teil aus wieder verwendeten Brocken aus wasserfestem Mörtel aufgeführt. Die im Profilgraben angetroffenen Holzkonstruktionen wurden zum grössten Teil zur Zu- bzw. Wegleitung von Wasser verwendet (Abb. 20).
Wie bereits in unserer Grabung 1997/98 im Uferbereich (etwa 75 m weiter östlich) trat im Profilgraben, aber auch in allen anderen Grabungsflächen massiv Hang- bzw. Grundwasser auf. Die bereits in römischer Zeit gebauten Kanäle weisen darauf hin, dass der Untergrund stets ausserordentlich nass war. Zahlreiche Dendroproben, eine Stratigraphie von bis zu 3 m Höhe sowie Hinweise auf vermutete prähistorische Vorgängersiedlungen aus dem Neolithikum und der späten Bronzezeit stellen weitere interessante Zwischenresultate dar.
Im Bereich eines auf Luftaufnahmen deutlich sichtbaren, rechteckigen Grundrisses stiessen wir unmittelbar unter der dünnen Humusschicht auf die römischen Mauerkronen und auf noch nicht gedeutete mächtige Steinsetzungen späterer Zeitstellung. Da hier bereits früher, beim Fällen eines Baumes, ein Mauerwinkel aufgedeckt worden war, gingen wir davon aus, dass sich an dieser Stelle das im vorletzten Jahrhundert aufgedeckte Badegebäude befindet, dessen genaue Lage durch die Ausgräber leider nicht überliefert ist. Walter Drack, Uitikon, hatte uns im Vorfeld der Grabung freundlicherweise weitere Unterlagen zum Bad von Eschenz aus dem Archiv der antiquarischen Gesellschaft in Zürich beschafft. Eine dort aufgefundene Planskizze, die während der Grabung 1875 angelegt worden ist, erlaubt es, die Orientierung des Bades sowie dessen Abmessungen recht genau anzugeben.
Unser Bau von rund 13 × 8 m Aussenmassen erwies sich nun nicht als römisches Badegebäude, sondern als Gewerbe-, vielleicht als Lagerhaus. Neben dem Grabungsbefund machten auch die Abmessungen rasch klar, dass das Bad anderswo zu suchen ist - unser Gebäude war noch nie freigelegt worden und überdies doch etwas kleiner als das Bad, für das Masse von ca. 21 × 13 m überliefert sind. Dass sich das römische Bad allerdings in der näheren Umgebung befindet - einige Hinweise deuten auf eine Lage gegen das Seeufer, etwas westlich unserer Grabung - machen viele Fragmente von Baukeramik wie Tubuli, Teile von Opus Spiccatum-Böden sowie Stücke von bemaltem Wandverputz klar.
Das neue Steingebäude erwies sich als erfreulich gut erhalten: Das Fundament von rund 0.8 m Dicke ist noch weitgehend vorhanden, während vom Aufgehenden wohl nur wenige Steinlagen der rund 0.6 m dicken Südmauer übrig geblieben sind. Soweit erkennbar, bestanden keine in Stein ausgeführte Raumunterteilungen. Noch unklar ist, ob nicht im Norden eine gedeckte Portikus oder ein Anbau rekonstruiert werden muss.
Die Befunde erlauben es bereits jetzt, mit Sicherheit im Gebäudeinnern einen vom Untergrund abgehobenen Holzboden zu rekonstruieren. Ein in der Südostecke freigelegtes, etwa 1 × 1 m grosses gemörteltes Steinfundament muss ebenfalls Teil des Innenausbaus sein, zu denken wäre an ein Treppenfundament (Abb. 21). Weitere Einbauten bestanden, so belegen Pfostenstellungen, aus Holz. Besonders auffällig sind eine ganze Menge von baulichen Massnahmen, die der Trockenhaltung des Gebäudes dienten: Nicht nur eine mächtige Bodenaufschüttung aus Ton im Gebäudeinnern, sondern auch ein streckenweise auf der Innenseite sauber vermörteltes Fundament sowie ein diagonal durch das Gebäude verlaufender Drainagekanal aus mächtigen Eichenbrettern belegen einen sehr grossen Aufwand für die Trockenlegung des Untergrundes. Das Gebäude war mit Ziegeln gedeckt, die in grosser Zahl in und um den Grundriss aufgefunden wurden.
Soweit ersichtlich, stand das Gebäude frei auf der ersten Hangterrasse über dem Untersee. Westlich davon kamen Nord-Süd orientierte hölzerne Kanäle zum Vorschein. Noch nicht bekannt sind die Zugänge und die Strassen bzw. Wegniveaus um unseren Steinbau. Hinweise auf gewerbliche Aktivitäten bestehen in einer kleinen, sorgfältig aufgebauten Feuerstelle westlich ausserhalb des Gebäudes.
Die verbauten Hölzer dürften eine Datierung des Baus ermöglichen; ungenauer werden Aussagen zu dessen Benützungs- und Zerstörungszeit sein. Die Zerstörung erfolgte wahrscheinlich nicht durch einen Brand, sondern durch Zerfall (dies belegen die Ziegellagen und Mauerverstürze). Später muss es immer wieder zu Steinraub und zu vereinzelten, späteren Aktivitäten am Ort gekommen sein - beides lässt sich zeitlich noch nicht recht eingrenzen. Wir nehmen zurzeit an, dass das Lagerhaus(?) noch im 1. Jh. n. Chr. erbaut worden ist und spätestens Ende des 3. Jh. zerstört war.
Im Jahr 2000 werden sich unsere Grabungen Richtung Süden fortsetzen: Neben der Erforschung von zwei kleineren Grundrissen soll in erster Linie der Profilschnitt weitergeführt werden. Zwei Bauprojekte in nächster Nähe werden überdies kleinere Notgrabungen auslösen.
Archäologische Kleinfunde: Münzen; Keramik (darunter zwei weitere Fragmente beschrifteter Gefässböden); Lavez; Eisen (darunter ausserordentlich viele Nägel aus dem Gebäude); Holzobjekte usw. Probenentnahmen: botanisches Material; Dendroproben. Faunistisches Material: Tierknochen (sehr grosse Mengen). Datierung: archäologisch. 1.-3. Jh. n. Chr. Amt für Archäologie TG.
Eschenz TG, Untereschenz, PZ 446
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Dettagli della cronacha
Comune
Eschenz
Cantone
TG
Località
Untereschenz, PZ 446
Coordinate
E 2707200, N 1279040
Altitudine
405 m
Numero del sito cantonale
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Numero dell'intervenzione cantonale
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Nuovo sito
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Campionamento
legno / carbone, resti botanici
analisi
dendrocronologia
istituzione
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Data della scoperta
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Superficie (m2)
1000 m2
Data di inizio
01 novembre 1999
Data di fine
31 marzo 2000
Metodi di datazione
dendroconologico, archeologico
autore
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Anno di pubblicazione
2000
Epoca
Impero romano, Neolitico, Età del Bronzo
Tipo di sito
abitato
Tipo di intervenzione
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Mobiliare archeologico
metallo (monete), ceramica, litico, metallo (strumento), materiale organico (oggetto in legno)
ossa
ossa d'animali disperse
materiale botanico
legno / carbone, altro
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