LK 1070, 2661 500/1 265 210. Höhe 361 m
Datum der Grabung: 20.4.-10.5.2023
Neue Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Neubauprojekt).
Grösse der Grabung ca. 1200 m².
Mittelalterliche Siedlung und eisenzeitliche Befunde.

Auf dem Schwemmfächer von Würenlingen im unteren Aaretal waren seit 2020 wiederholt ur- und frühgeschichtliche sowie mittelalterliche Funde und Befunde entdeckt worden. Seitdem gilt der gesamte historische Ortskern als archäologische Verdachtsfläche. Auf der Parzelle 398 wurde das stattliche Bauernhaus des 18./19. Jh. abgerissen. Der Bereich wurde zusammen mit dem ehemaligen Gartenareal auf der angrenzenden Parzelle 394 mit zwei Mehrfamilienhäusern überbaut. Im Osten des ehemaligen Gartenareals wurden nach dem Humusabtrag mit dem Metalldetektor relativ viele spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Kleinbronzen und Münzen entdeckt, darunter ein Silber-Brakteat von Laufenburg (14. Jh.). Etwa 50 cm tiefer lag eine Planierschicht aus dem Hochmittelalter (12./13. Jh.) mit sehr viel verziegeltem Fachwerklehm, vermutlich einplanierte Überreste eines abgebrannten Hauses. Direkt darunter lagen zwei schwach eingetiefte flache Gräben, die Keramik der frühen Eisenzeit enthielten. Funde dieser Epoche sind im Aargau sehr selten. Einige fundleere Pfostenlöcher dürften ebenfalls in diese Zeit datieren. Im westlichen Bereich des Gartenareals wurde eine bis zu 40 cm dicke Schicht aus grossen Kieseln angetroffen. Sie setzte sich unter dem ehemaligen Bauernhaus fort. Diese Schicht hatte sich im Laufe des Mittelalters gebildet. Da der Bereich recht morastig war, wurden offenbar immer wieder grössere Mengen Steine eingebracht, die das Gelände begehbar hielten. Insgesamt 5 unterschiedlich alte Grubenhäuser liegen im Bereich dieser Steinpackung. Teils reicht die Steinpackung bis an die Grubenhäuser heran, teils sind die Grubenhäuser mit Steinen verfüllt und werden von der Steinpackung überdeckt. Da die Strukturen mangels Grabungsarbeitern weitgehend mit dem Bagger gegraben werden mussten, ist das Fundmaterial spärlich. Aus der frühesten Phase stammen zwei Eisenmesser, eines davon sehr gross und massiv. Auffällig war auch ein Grubenhaus, in dessen Verfüllung eine verziegelte Lehmwand lag. Die Keramik datiert ins 12.-14. Jh. und zeigt damit, dass dieser Ortsteil von Würenlingen deutlich älter ist als lange angenommen. Bisher war man davon ausgegangen, dass das mittelalterliche Würenlingen am Hangfuss in der Nähe der Kirche lag und der 800 m entfernte Bereich an der Tegerfelderstrasse erst ab dem 16. Jh. besiedelt war.

Archäologische Funde: Keramik, Silbermünze, Bronze, Eisen, Knochen.
Probenentnahmen: Sedimentproben für Archäobotanik.
Datierung: archäologisch. Eisenzeit (HaC/D1); Mittelalter.
KA AG, D. Wälchli und Ch. Maise.