LK 1070, 2661 780/1 264 860. Höhe 371m.
Datum der Grabung: 14.7.-7.8.2020 (tageweise).
Neue Fundstelle. Ungeplante Notgrabung (Aushub für Überbauung). Am Rennweg in Würenlingen wurde auf dem Schwemmfächer des Dorfbachs im Hinterhofbereich der historischen Bebauung eine Baugrube von 1000 m² für eine Tiefgarage ausgehoben. Dabei wurde eine mächtige Stratigraphie entdeckt. Diese konnte aber nur noch in einem etwa 4 m breiten Streifen entlang der Südostseite der Baugrube dokumentiert werden, da der Aushub bereits weit fortgeschritten war.
Insgesamt konnten in der 2.7 m hohen Stratigraphie drei mittelalterliche Siedlungsphasen sowie spätbronzezeitliche Befunde dokumentiert werden. Direkt unter dem Humus lag als singulärer Befund eine Grube von 0.6 m Durchmesser. Die Grube enthielt eine dicke Packung von Keramikfragmenten des 12./13. Jh. Die meisten daraus geborgenen Fragmente sind ziegelrot, sandig und schwach gebrannt. Einige Fragmente von Becherkacheln, Bügelkannen sowie Töpfen mit Leistenrändern weisen im Gegensatz dazu einen gesinterten, verformten, zum Teil geschmolzenen Scherben auf. Sowohl die zu schwach gebrannte Keramik als auch die zu heiß gebrannten, gesinterten Exemplare sind als Fehlbrände einer Töpferei zu interpretieren. Der indirekte Nachweis einer Töpferei im ländlichen Kontext mit einem breiten Spektrum an Warenarten ist für das 12./13. Jh. in der Schweiz bisher einmalig.
Das könnte aber unter anderem daran liegen, dass die Forschung die historischen Ortskerne der alten Dörfer noch zu wenig im Fokus hat. Unter dem jüngsten Horizont des 12./13. Jh. wurden zwei weitere mittelalterliche Horizonte festgestellt. Zu einem großflächigen Brandhorizont gehört ein Erdkeller von 1.5 m Durchmesser und 1.2 m Tiefe. Im Brandschutt des Erdkellers fanden sich größere Fragmente einer Tüllenkanne des 10./11. Jh. (Abb. 83) Eine Kiesplanie markiert den nächst älteren mittelalterlichen Siedlungshorizont. Ihre Oberfläche war durch die Begehung festgetreten. Mehrere Pfostengruben stammen vermutlich von Pfostenbauten. Das spärliche Fundmaterial dürfte aus dem 9./10. Jh. stammen. Südlich der Kiesplanie lag eine flache Rinne, die der Entwässerung diente. Sie enthielt schlammige Sedimente mit Tierknochen, Schmiedeschlacken sowie eine Schmiedekalotte.
Unmittelbar unter diesen mittelalterlichen Schichten fand sich eine humose Schicht mit einzelnen, gut erhaltenen Scherben der frühen Spätbronzezeit (BzD/HaA1). Der spätbronzezeitliche Oberboden mit einzelnen Funden konnte in der gesamten Baugrubensohle verfolgt werden. Der Fundanteil nahm jedoch von Südosten nach Nordwesten stark ab. Eine Teilfläche bestand aus einer dicken Packung von Hitzesteinen mit einzelnen großen Keramikfragmenten, Knochen und Holzkohle. Das Ganze erweckt den Eindruck einer Zone, in der gezielt störender Abfall wie Hitzesteine, Asche, Holzkohle, Knochen und größere Scherben entsorgt wurde.
Zur Mitte der Baugrube hin konnten auf der Baugrubensohle eine rechteckige Feuergrube und eine mit senkrecht gestellten, spätbronzezeitlichen Scherben gefüllte kleine Grube dokumentiert werden. Im benachbarten Baugrubenprofil wurden drei weitere Brandgruben angeschnitten und dokumentiert. Die Befunde deuten darauf hin, dass bei der Überbauung am Rennweg der Rand einer spätbronzezeitlichen Siedlung erfasst wurde. Ihr Zentrum dürfte unter dem historischen Ortskern liegen.
Von zahlreichen mittel- und spätbronzezeitlichen Fundorten (im Aargau z. B. Boswil, Kaisten, Seengen, Spreitenbach, Wittnau) gibt es inzwischen Indizien dafür, dass Siedlungen häufig ähnlich strukturiert sind. Sie liegen am Hangfuß in der Nähe eines Bachs. Dabei ist in tiefer gelegenen Bereichen mit Feuergruben und Deponierungen zu rechnen, während die dazugehörigen Häuser weiter oben stehen - häufig dort, wo auch im Mittelalter bevorzugt gesiedelt wurde.
Archäologische Funde: Keramik (Spätbronzezeit, Mittelalter), Schlacke.
Faunistisches Material: Tierknochen.
Probenentnahmen: Schlämmproben, C14-Proben, mikromorphologische Proben.
Datierung: archäologisch. 13./12. Jh. v. Chr. (BzD/HaA); Mittelalter, 9.-13. Jh. n. Chr.
KA AG, D. Wälchli und Ch. Maise.
Würenlingen AG, Rennweg
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Dettagli della cronacha
Comune
Würenlingen
Cantone
AG
Località
Rennweg
Coordinate
E 2661780, N 1264860
Altitudine
371 m
Numero del sito cantonale
--
Numero dell'intervenzione cantonale
--
Nuovo sito
Sì
Campionamento
campioni di liquame archeobiologici, campioni di sedimenti geoarcheologici
analisi
14C, micromorfologia
istituzione
--
Data della scoperta
--
Superficie (m2)
1000 m2
Data di inizio
14 luglio 2020
Data di fine
07 agosto 2020
Metodi di datazione
14C, archeologico
autore
--
Anno di pubblicazione
2021
Epoca
Medioevo, Età del Bronzo
Tipo di sito
funerario (tomba)
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
ceramica, metallo
ossa
ossa d'animali disperse
materiale botanico
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