LK 1168, 600 750/199 750. Höhe 536 m.
Dauer der Untersuchung: Januar-Dezember 2002.
Neue Fundstelle.
Bibliographie zur Fundstelle: P. Hofer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Die Stadt Bern, Bd. 2, Gesellschaftshäuser und Wohnbauten. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 40. Basel 1959; A. Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter. Archäologische und historische Studien zum Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau. Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 30. Basel 2003 (in Vorb.); A. Boschetti, Vom Turmhaus bis zum Holzpfostenbau, in: R.C. Schwinges/Ch. Gutscher (Hrsg.), Berns Mutige Zeit, Das 13. und 14. Jahrhundert neu entdeckt. Bern 2003.
Geplante Bauuntersuchung (Sanierungsprojekt) und ungeplante Notgrabung.
Grösse der Grabung ca. 50 m².
Siedlung. Stadt. Wohnhaus. Werkstatt.
Die Sanierung von drei Gebäuden mit je 4 Voll- und 2 Dachgeschossen in einer Häuserzeile in der nördlichsten Gasse der Gründungsstadt ermöglicht einen Einblick in die Frühzeit Berns. Die vorläufigen Hauptergebnisse vor Beginn der Auswertung lassen sich wie folgt zusammenfassen:
I. Vorzustand: Was der im Vergleich zu den übrigen Gassen Berns auffällige, kurvenförmige Verlauf der Brunngasse bereits andeutete, bestätigte sich in den Grabungen: Die Berner Aarehalbinsel formt in diesem Bereich eine Ausbuchtung über dem nördlichen Aarehang.
II. Stadtgründung, um 1191?: Entlang der Hangkante wurde eine 1.1 m starke und mehr als 4.3 m hohe Mauer errichtet. Sie ist als nördlicher Ringmauerzug der Gründungsstadt zu interpretieren, die um 1200, nach chronikalischen Quellen im Jahr 1191 entstand. Vom Mauercharakter her ist eine Datierung nur allgemein in die erste Hälfte des 13. Jh. möglich. Eine Aussage zur Hypothese von Paul Hofer, das ganze Brunngassenquartier gehöre nicht zur Gründungsdisposition, sondern sei erst im mittleren 13. Jh. als Erweiterung entstanden, ist deshalb nicht möglich.
III. 13. und 14. Jh.: In einem ersten Bebauungsschritt errichtete man im Abstand von 3-6 m voneinander drei gemauerte, zweigeschossige Gebäude. Sie waren mit Breiten von 4-5 m und Tiefen von 5-6 m bescheiden dimensioniert und stiessen rückwärtig an die Stadtmauer. Eine wohl bereits im späten 13. Jh. auf Erdgeschossniveau in die Stadtmauer gebrochene Öffnung mit sandsteinerner Kragsturztür (Abb. 33) belegt einen frühen Bedeutungsverlust der Stadtmauer.
In einem zweiten Schritt wurden die Lücken zwischen den Kernbauten mit weiteren gemauerten Gebäuden geschlossen. Sie machen eine wahrscheinlich von Anfang an bestehende, vielleicht aber auch erst durch Unterteilung entstandene Parzellierung mit fünf im Grundriss längsrechteckigen Hofstätten zwischen Stadtmauer und Brunngasse deutlich.
An der Gasse standen von Anfang an ebenfalls Häuser. Sie stiessen gegen hinten jeweils an die Steinbauten und weisen übereinstimmende Fluchten auf, ein Hinweis darauf, dass sie zusammen mit jenen auf einer gemeinsamen Parzelle standen. Diese ursprünglich wahrscheinlich nur eingeschossigen hölzernen Gebäude wiesen langgestreckte Grundrisse von durchschnittlich 8 x 4 m auf. Sie bestanden aus Fachwerkwänden, deren Lage Abdrücke von Balken im Boden markieren. Die Häuser waren mit Lehmstampfböden versehen. Brandspuren, Asche- und Holzkohleschichten sowie die Reste eines kleinen abgetieften Gewerbeofens belegen intensive handwerkliche Tätigkeiten.
Grossflächige Brandrötungen und abgeplatzte Steinköpfe am Mauerwerk sind Beleg für drei verschiedene Brände in dieser Epoche.
IV. spätes 15. und 16. Jh.: Im Laufe des Spätmittelalters entstand allmählich das heutige Gassenbild, als man die rückwärtigen Steinbauten aufstockte, etwas später die gassenständigen Holzhäuser in Stein erneuerte, dabei die Laubenbögen vorlegte und die Häuser schliesslich parzellenweise unter ein gemeinsames Dach nahm.
V. 18. Jh.: Die Zusammenlegung von Parzellen liess im 18. Jh. die heutigen Gebäude Nr. 58 und Nr. 54 entstehen.
VI. 19. und 20. Jh.: Aufstockung der Steinbauten um hölzerne dritte Obergeschosse sowie Dachausbauten. Ferner wurde die Stadtmauer im Erdgeschoss immer stärker durchlöchert, um Zugang zu eingeschossigen Werkstattbauten zu ermöglichen, die man nordseitig, im Aarehang, errichtete. Sie erhielten mit dem Bau der Brunngasshalde im späten 19. Jh. eigene Zugänge.
Probenentnahmen: Bohrkerne für Dendrodatierung.
Datierung: urkundlich, archäologisch, naturwissenschaftlich, stilgeschichtlich. 13.-20. Jh.
ADB, A. Baeriswyl.
Bern BE, Brunngasse 54, 56, 58
Visualizza il PDF originale
Dettagli della cronacha
Comune
Bern
Cantone
BE
Località
Brunngasse 54, 56, 58
Coordinate
E 2600750, N 1199750
Altitudine
536 m
Numero del sito cantonale
--
Numero dell'intervenzione cantonale
--
Nuovo sito
Sì
Campionamento
legno / carbone
analisi
dendrocronologia
istituzione
--
Data della scoperta
--
Superficie (m2)
50 m2
Data di inizio
01 gennaio 2002
Data di fine
31 dicembre 2002
Metodi di datazione
dendroconologico, archeologico
autore
--
Anno di pubblicazione
2003
Epoca
Medioevo
Tipo di sito
abitato, abitato (città), abitato (edificio d'abitazione)
Tipo di intervenzione
Scavo (Scavo di salvataggio)
Mobiliare archeologico
--
ossa
--
materiale botanico
legno / carbone
×