LK 1207, 614 610/178 745. Höhe 590 m. Datum der Grabung: 19.5.-18.7.2014.

Bibliografie zur Fundstelle: P. Hofer, Die Stadtanlage von Thun. Burg und Stadt in vorzähringischer Zeit, 17-24. Thun 1981; V. Herrmann/L. Büchi, Schloss Thun. Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte von Burg und Schloss. Mittelalter - Moyen Age - Medioevo - Temp Medieval 19, 2014, 4, 121-125; V. Herrmann/L. Büchi/R. Gubler, Thun, Schloss. Prähistorische und mittelalterliche Siedlungen und Befestigungen auf dem Schlossberg. Arch BE 2015 (in Vorbereitung).

Geplante Notgrabung (Bau einer Hotelterrasse vor der Südfassade des neuzeitlichen Schlossbaus). Grösse der Grabung 200 m². Siedlungen. Befestigungen.

Der Schlossberg gilt als möglicher Kristallisationspunkt der frühen Siedlungsentwicklung im Altstadtgebiet von Thun. Schon in prähistorischer Zeit bot die strategisch günstige Position über dem Aaretal und dem Mündungsgebiet des Thunersees gute Voraussetzungen für die Anlage eines zentralen Ortes. Die Grabungen im Bereich der südlichen Schlossterrasse lieferten 2014 erstmals gesicherte Belege für eine intensive Besiedlung und Befestigung der westlichen Spornspitze in der Bronze- und Eisenzeit sowie im Hochmittelalter. Untersucht wurden ein knapp 40 m langes Längsprofil im Bereich der Schlossfassade und ein ca. 5 m langes Querprofil auf Höhe des südöstlichen Eckturmes. Aufschlussreich war insbesondere das bis zu 3.75 m hohe Längsprofil. Es lieferte einen repräsentativen Querschnitt zur Stratigrafie der südlichen Schlossterrasse. Die Mauern des Schlossbaus greifen nur geringfügig in das über die Jahrtausende gewachsene Paket aus Kultur- und Planierschichten ein. Unter den Fundamenten erhalten geblieben sind Kulturschichten, eine Brandgrube und ein Graben der Spätbronze- oder frühen Eisenzeit. Sie sind überdeckt mit einem mächtigen, mehrphasigen Nutzungs- und Planierhorizont, der vor dem Bau der Burg der Zeit um 1200 entstanden sein muss. Die aktuellen Befunde ergänzen damit die Ergebnisse der Untersuchungen von 2013 im Schlosshof. Zudem bestätigen sie die Annahme einer früh- bis hochmittelalterlichen Burganlage im Bereich des Thuner Schlossbergs. Aus der ältesten dokumentierten Kulturschicht liegt ein frühbronzezeitliches C14-Datum vor (ETH-57501: 3291 29 BP). Auch einige Keramikfragmente deuten auf eine früh- bis mittelbronzezeitliche Nutzung hin. Der Grossteil der Keramik aus dieser Schicht gehört aber in die frühe Spätbronzezeit. Der Abfall ist offenbar verlagert und stammt von einer nördlich angrenzenden Siedlung. Nach oben hin abgeschlossen wird die Schicht durch einen Nutzungshorizont der ausgehenden Spätbronze- und frühen Hallstattzeit mit einem entsprechenden Keramikspektrum, dessen Datierung durch erste C14-Analysen bestätigt wird. Zuzuordnen ist der Besiedlung eine Brandgrube und ein 1.2 m tiefer und mindestens 3 m breiter Abschnittsgraben. Er trennte vermutlich die Spornspitze vom anschliessenden Höhenzug. Jüngere Verfüllschichten deuten an, dass er sehr lange genutzt und erst mit dem Bau der Zähringer Burg um 1200 endgültig aufgegeben wurde. Ein C14-Datum aus der zugehörigen mittelalterlichen Nutzungsschicht weist in die Zeit zwischen 979 und 1147 (ETH-57500: 1011士27 BP). Westlich davon sind zwei weitere Abschnittsgräben nachgewiesen, die gleichfalls der früh- bis hochmittelalterlichen Schlossbergsiedlung zuzuordnen sind. Der eine von ihnen ist als flacher, gut 6 m breiter Sohlgraben ausgebildet, während der andere mit einer Breite von 2.5 m deutlich schmaler ist. Auch zur Zähringer Burg der Zeit um 1200 wurden bei den Untersuchungen Baubefunde entdeckt. So ist im Bereich des heutigen südöstlichen Eckturmes ein winkelförmiges Mauerstück erhalten geblieben, das zu einem Vorgängerturm oder zu einer Toranlage gehören könnte. Der mit Ziegelgrus gemagerte Kalkmörtel gleicht dem Setzmörtel, der beim Bau des Donjons und der zugehörigen nordöstlichen Ringmauer verwendet wurde.

Archäologische Funde: Keramik, Stein.
Probenentnahmen: C14.
Datierung: archäologisch; C14. Bronzezeit; Hallstattzeit; 10.-12. Jh A D B, V. Herrmann.