LK 1147, 2614480/1211550. Höhe 587m.
Datum der Grabung: 25.4.-25.9.2018.
Bibliografie zur Fundstelle: J. Schweizer, Die Kunstdenkmäler des Kanton Bern. Landband 1, = Die Kunstdenkmäler der Schweiz 75, Die Stadt Burgdorf, 78-175. Bern 1985
Geplante Notgrabung und Bauuntersuchung (Umbau und Umnutzung des Schlosses). Größe der Grabung: Bronzezeit 80 m²; Mittelalter 420 m².
Siedlung.

Eine älteste Nutzung des Schlossbergs lässt sich über ein Radiokarbondatum für die Zeit des Cortaillod postulieren. Klarer fassbar ist eine frühbronzezeitliche Nutzung mit Pfostengruben und schlecht erhaltenen Schichtresten. Diese Strukturen werden von mindestens zwei großen, spätbronzezeitlichen Gruben geschnitten. Eine davon ist rechteckig, rund 80 cm tief erhalten und weist an den Wänden die Abdrücke eines Holzeinbaus in Blockbauweise auf. Es handelt sich vermutlich um einen Keller. Er war mit Brandschutt vom darüberstehenden Gebäude verfüllt. Die zweite, vermutlich runde - aus statischen Gründen nur partiell untersuchte - Grube hat einen Durchmesser von mehr als 5 m und ist etwa 5 m tief. Ihre Wände wurden mehrfach mit Lehm- und Steinkonstruktionen gesichert. Ihre Funktion bleibt unbekannt. Könnte es sich um eine Zisterne oder ein Silo handeln? Reichhaltige Fundkomplexe aus beiden Gruben belegen spätbronzezeitliche Nutzungsphasen vom mittleren 11. bis ins 9. Jh. v.Chr. Zahlreiche Funde sind stark verbrannt, darunter Lehmfragmente von Wandverkleidungen, die interessante Einblicke in die Konstruktionsweise der Häuser erlauben.
Alle weiteren Funde und Befunde stammen aus der Bau- und Nutzungszeit der Burganlage zwischen dem späten 12. und dem 19. Jh. Noch in die Zähringerzeit um 1200 gehört eine fast kreisrunde Filterzisterne (Abb. 38), die gut 20 m östlich des Bergfrieds an der Nordwehrmauer liegt. Ihre Maße betragen 7.5 x 8 m, die Tiefe wird auf 6 m geschätzt. Sie ist, abgesehen vom zentralen Schöpfschacht, den man bei der Aufgabe der Anlage im späten 13. Jh. entfernte, sehr gut erhalten. Gemauert und innen mit einem Lehmmantel abgedichtet, enthielt sie noch den kiesig-sandigen Filterkörper, den oben ein Mörtelgussboden als Schutz und Benutzungsniveau abschloss. Erhalten blieb auch der Ein- respektive Überlaufkanal. Zwei Mauerzüge, welche in Sondierschnitten erfasst wurden, belegen, dass die zähringische Burganlage schon den gesamten Molassehügel einnahm, topografisch aber stärker gestuft war. Um 1260 wurde die Burg unter den Grafen von Kyburg ausgebaut. Die zähringerzeitliche nördliche Wehrmauer wurde weitgehend abgebrochen und neu, verstärkt mit zwei neuen halbrunden Schalentürmen, aufgeführt. Außerdem entstand im Nordosten ein rechteckiger Schalenturm als neuer(?) Hauptzugang zur Burg. Abnutzungsspuren belegen, dass er mindestens bis zur Übernahme der Berner im Jahr 1384 in Betrieb war. Spätestens seit dem Bau des heutigen Torturms 1559 im Westen liegt der Hauptzugang dort. Die markanten Niveauunterschiede zwischen dem Burghof und der gut 5 m tiefer liegenden Toranlage wurden im frühen 17. Jh. egalisiert und auf das heutige Niveau aufgeschüttet, wahrscheinlich beim Bau eines Kornhauses um 1611 am Nordostende der Burg. Das heutige Erscheinungsbild des Innenhofs wird wesentlich vom Neubau des 1749 errichteten sogenannten Grossen Kornhauses längs der nördlichen Wehrmauer geprägt. Mitte 19. Jh. wurde letzteres zum Gefängnis und Schwurgericht (Assisensaal) ausgebaut. Aus Platzmangel baute man 1885 auch im Erdgeschoss neue Gefängniszellen ein, die bis vor einigen Jahren in Betrieb waren. Der Umbau bot eine gute Gelegenheit, die reichlich vorhandenen Hölzer der gesamten Anlage dendrochronologisch zu untersuchen.

Archäologische Funde: Keramik, gebrannter Ton, Hüttenlehm, Bronze, Felsgestein, Silex, Bergkristall, Glas.
Faunistisches Material: Knochen, verbrannt und unverbrannt.
Probenentnahmen: Holzkohle für C14; Sediment für Botanik, Mikromorphologie und Palynologie.
Datierung: archäologisch; C14; dendrochronologisch; Schrift- und Planquellen. Cortaillod; Frühbronzezeit; Spätbronzezeit; Mittelalter; Neuzeit.
ADB, M. Amstutz, A. Baeriswyl und M. Ramstein.