LK 1109, 2638 235/1 237788. Höhe 437 m.
Datum der Bauuntersuchung: 20.-21.7. und 4.-6.8.2020.
Neue Fundstelle. Geplante Bauuntersuchung (Umbau). Städtisches Bürgerhaus.

Das rund 17 m tiefe und nur 6 m breite Bürgerhaus in der Unterstadt von Zofingen steht traufseitig an der Hauptgasse und besteht aus drei Wohngeschossen, einem eingeschossigen Dachstuhl und einem großen, halbseitigen Gewölbekeller. Im Zuge der Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich im Kern um einen dreischiffigen Bohlen-Ständerbau handelt, der zur Bauzeit um 1500 drei Querbünde umfasste und etwa 16 m lang gewesen sein dürfte. Es haben sich mehrere Ständer, First- und Unterfirst, Kopfhölzer und einige Rafen erhalten, obwohl vor allem das Erdgeschoss und die gassenseitigen Außenwände im 19. und 20. Jh. tiefgreifend verändert worden sind. Die Firstständerkonstruktion ist tief rauchschwarz und zeigt in der untersuchten Liegenschaft Spuren einstiger Flechtwerkwände im Dachgeschoss und in der Binnenwand zur südlichen Nachbarliegenschaft. Es wird angenommen, dass das kernbauzeitliche Gebäude sowohl einen Wohn- als auch einen Ökonomietrakt umfasste. Die Unterteilung des Gebäudes in mehrere Wohnteile erfolgte spätestens 1833, könnte aber schon früher erfolgt sein. Die Binnenwand zwischen der untersuchten und der Nachbarliegenschaft zeigt im Dachgeschoss eine geriegelte Aufstockung des Nachbars von 1833 und in den Wohngeschossen eine verputzte und vertäfelte Flechtwerkwand und zwei spätestens im 19. Jh. zugemauerte Verbindungstüren. Die Türen könnten noch aus der Zeit nach 1500 oder von einer späteren Unterteilung stammen. 1835 wurde auch die untersuchte Liegenschaft auf der Rückseite verlängert und aufgestockt. Trotz der tiefgreifenden Umbauten im 19./20. Jh. ist im 1. Obergeschoss die spätgotische Stubendecke aus der Bauzeit erhalten geblieben. Sie besteht aus einer teilweise gestraften Balkendecke mit gerippten Fasen, die mit einem mit Mäanderfries versehenen Rähm überkämmt sind. Der Fries weist mehrere Farbfassungen auf, darunter vermutlich auch eine Schwarzfassung; die restauratorische Untersuchung steht noch aus. Die Deckenbalken nehmen eine Schiebedecke auf, die in den Seitenwänden in ein gefastes Rähm eingelassen ist, das in eine 7 cm dicke Sturzbohle übergeht. Darauf klebten Reste zweier Fladerpapiere mit Holzmaserierung aus der 2. Hälfte des 16. und dem frühen 17. Jh. Es stellte sich heraus, dass in der untersuchten Liegenschaft die Hauptwohnräume des einstigen Kernbaus untergebracht waren, zu denen gassenseitig eine schön ausgestattete Stube, im mittleren Raum die Erschließung und möglicherweise die Küche sowie einige Kammern im Hinterhaus und im 2. und 3. OG gehörten. Weitere Aussagen über die Funktion können aufgrund der fehlenden Ausstattung nicht mehr gemacht werden.

Probenentnahmen: Dendrochronologie.
Datierung: nach 1500, nach 1833 und nach 1835. KA AG, C. Gut.