LK 1131, 2675 023/1 228 527. Höhe 390.8 m.
Datum der Aushubüberwachung: 7.7.2021-21.7.2022.
Neue Fundstelle.
Bibliografie zur Fundstelle: Schucany, C./Winet, I. (2014) Schmiede - Heiligtum - Wassermühle. Cham-Hagendorn (Kanton Zug) in römischer Zeit. Grabungen 1944/45 und 2003/04. Antiqua 52. Basel.
Geplante Aushubüberwachung (Werkserweiterung Fensterfabrik), Grösse der Aushubüberwachung ca. 40000 m².

Sonstiges.

Römische Funde und Befunde eines Gewerbe- und Ritualbezirks sowie Lesefunde auf den umliegenden Parzellen waren der Grund für die Überwachung der Erdarbeiten der Werkserweiterung der Fensterfabrik Baumgartner. Doch Römisches blieb weitgehend aus - der Aushub ermöglichte dagegen einen überraschenden Einblick in eine viel ältere Zeitepoche.
Der Bodenaufbau des überwachten Geländes bestand im Liegenden vornehmlich aus groben, kiesigen Lorzenschottern, in die mit Schwemm- und vereinzelt Verlandungssedimenten verfüllte Fließrinnen alter Lorzeläufe einschnitten. Die Ablagerungen dieser Flusslandschaft wurden überdeckt von grauen und ockerfarbenen Auenlehmen.
An verschiedenen Stellen wurden in den von der Lorze abgelagerten Sedimenten in 2-5 m Tiefe vom Bagger Baumstämme freigelegt, welche bei Hochwasserereignissen verlagert worden sein dürften sie waren meist von der Wurzel bis zum Wipfel erhalten, während die Äste grossmehrheitlich bereits fehlten. Holzartbestimmungen an den Baumstämmen ergaben zumeist Eiche (Quercus sp.), in je einem Fall Esche (Fraxinus excelsior) und Waldföhre (Pinus sylvestris). C-14 Analysen haben überraschend hohe Alter für die datierten Hölzer geliefert. Sie dürften demnach aus Schwemmereignissen ganz am Anfang des Holozäns um 8700 v. Chr., stammen (Daten Eichen: ETH-120680, $9322 +- 31 BP ; ETH -120682,9514 +- 31 BP ;$ ETH-120683, $9485 +- 31 BP$; Datum Waldföhre: ETH-120681, $9381 +- 31 BP$ ). Aufgrund von Pollenanalysen ist zwar bekannt, dass es damals in unserer Region bereits die ersten Eichen gab, subfossile Eichenhölzer dieses Alters konnten bisher noch nicht geborgen werden.
Aus sandigem Sediment in einer Tiefe von knapp 4 m unter der heutigen Oberfläche stammt die vordere Unterkieferhälfte eines ca. 5-7 Jahre alten Keilers (Sus scrofa) mit erhaltenen Schneide- und Eckzähnen (Abb. 1). Auch dieser Fund hat ein frühholozänes C14 Alter ergeben, das sich mit dem der älteren Eichen überschneidet (ETH-126678, 9527 ± 29 BP). Ausweislich der Schnittspuren von Silexgeräten auf der Kieferunterseite, deren Orientierung typisch für das Abtrennen der Haut am Kinn sind, handelt es sich hierbei um einen archäologischen Fund.
Nach dem Abhumusieren konnten im Norden des Geländes beim Absuchen des Auenlehms, auf dem noch Reste einer Pflugschicht lagen, einige archäologische Funde gemacht werden. Neben neuzeitlichen Funden, einem möglicherweise römischen oder frühmittelalterlichen Beschlag und einem im Querschnitt leicht abgeflacht rundstabigen, gebogenen Buntmetallfragment konnten einige Silices geborgen werden. Ähnliche Silexfunde waren bereits von Begehungen der 1990er-Jahre auf Nachbarparzellen bekannt. Eine Begutachtung ergab in zwei Fällen typologisch ansprechbare Artefakte, einen Daumennagelkratzer sowie einen etwas größeren Kratzer mit vergleichsweise flacher Kratzerkappe. Daumennagelkratzer sind typisch für das Mesolithikum, sie kommen aber auch im Neolithikum noch vor. Die Silices lassen sich damit von typologischer Seite zeitlich nicht sicher einordnen. Aufgrund ihrer stratigraphischen Position im oder direkt unter dem Humus, also deutlich über den frühholozänen Funden, die in situ angetroffen wurden, ist zudem unklar, ob sie wirklich ursprünglich hier abgelagert worden sind. Möglich ist auch eine sekundäre Verlagerung durch das Auftragen von ortsfremdem Erdmaterial.

Archäologische Funde: Unterkiefer eines Wildschweins mit Schnittspuren, Silex, Buntmetall.
Probenentnahmen: C14, Dendrochronologie, Holz.
Datierung: C14; archäologisch. Frühmesolithikum; Metallzeiten (?) ADA ZG, K. Weber, J. Reinbard, R. Huber, G. Schaeren.
Université de Neuchâtel, laboratoire d'archéozoologie, W. Müller.