LK 1145, 584 375/219 650, Höhe 427 m.
Datum der Grabung: 12.8.-21.10.1999.
Bibliographie zur Fundstelle: Th. Ischer: Die Pfahlbauten des Bielersees, bes. 166ff. Biel 1928; J. Winiger, Bestandesaufnahme der Bielerseestationen als Grundlage demographischer Theoriebildung. Ufersiedlungen am Bielersee, Band 1, bes. 53ff. Bern 1989.
Geplante Rettungsgrabung (Erosion). Grösse der Grabung ca. 1500 m².
Ufersiedlung. Palisade.

Anlässlich eines Sondage-Tauchgangs im März 1999 haben wir festgestellt, dass vor der heutigen Ufermauer Reste eines längst verloren geglaubten Pfahlfeldes der „Neuen Station“ erhalten sind. Wegen der akuten Erosionsgefahr haben wir es im Herbst 1999 im Rahmen einer knapp 3 Monate dauernden Rettungsgrabung dokumentiert und beprobt.
Die Grabungsfläche von rund 1500 m² umfasst das ganze heute im Wasser liegende Pfahlfeld (Abb. 10): 970 Pfähle, 79 % davon sind Eichen, weitere 14% Erlen. Die Mehrzahl der Eichen gehört zu einer massiven Palisade. Seewärts davon findet sich ein strukturloses Pfahlfeld, das wir in Anlehnung an die Befunde von Greifensee ZH-Böschen als „Annäherungshindernis“ interpretieren. Ganz im Nordosten unserer Grabungsfläche haben wir innerhalb der Palisade einen Hausgrundriss angeschnitten, der sich sogar mit dem Plan von Ischer (1928) zur Deckung bringen lässt. Ansonsten ist die Innenfläche pfahlfrei. Aufgrund der Bohrungen von 1986 wissen wir aber, dass unter der heutigen Aufschüttung eine grossflächige Kulturschicht erhalten ist. Die noch nicht abgeschlossenen dendrochronologischen Untersuchungen datieren die Palisade ins Jahr 952 v. Chr.; etwas jüngere Pfähle sind 940 v. Chr. gefällt worden. Zwei Pfosten des oben erwähnten Hausgrundrisses sind im Jahr 869 v. Chr. geschlagen worden. Die wenigen Funde umfassen spätbronzezeitliche Keramik sowie eine Nadel und einen Angelhaken aus Bronze.
Mit den jetzt vorliegenden dendrochronologischen Schlagdaten zeichnet sich für die bislang kaum fassbaren spätbronzezeitlichen Fundstellen der Bucht von Biel/Nidau ein überraschendes Ergebnis ab. Wir müssen nämlich davon ausgehen, dass in der 2. Hälfte des 10. Jh. v. Chr. drei zeitgleiche Dörfer oder Dorfteile existiert haben. Die Situation am Ausfluss des Bielersees erinnert damit an jene am unteren Zürichsee-Becken, wo für die 2. Hälfte des 11. Jh. v. Chr. vier zeitgleiche Dörfer belegt sind. Die Inselsiedlung Zürich-Grosser Hafner und die Ufersiedlung Zürich-Mozartstrasse liegen am rechten Ufer, die Stationen Zürich-Alpenquai und Zürich-Wollishofen-Haumesser am linken Seeufer.

Probenentnahmen: Holzproben zwecks Holzartenbestimmung (D. Steffen) und Dendrochronologie (J. Francuz).
Datierung: dendrochronologisch. Schlagdaten zwischen 952 und 869 v. Chr.
ADB, Abt. Ur- und Frühgeschichte.