LK 1068, 621 425/265 515. Höhe 271 m.
Datum der Grabung: 7.3.-5.12.1997.
Bibliographie zur Fundstelle: 27. Jahresbericht der Stiftung Pro Augusta Raurica über 1962, 5f.; 28. Jahresbericht der Stiftung Pro Augusta Raurica über 1963, 7; R. Laur-Belart, bearbeitet von L. Berger, Führer durch Augusta Raurica, 5. erw. Aufl., 183, 185. Basel 1988; U. Müller, JbAK 9, 1988, 238-244; 18, 1997, 106 f.
Geplante Notgrabung (Schulhausneubauprojekt). Grösse der Grabung ca. 600 m².
Siedlung. Grab.

Bereits 1996 ist ein Sondierschnitt durch den Wirtschaftshof des noch unabgebrochenen Gasthofs Löwen gezogen worden. Ab Frühjahr 1997 wurden zunächst die Flächen innerhalb der römischen Umfassungsmauern zur sog. römischen Silberschatzgasse ausgehoben.
Im Bereich zwischen römischer Silberschatzgasse und römischer Castrumstraße konnten Fundamente - wohl zweier streifenartiger Steinhäuser mit einem U-förmigen Hofumgang - freigelegt werden. Darunter lagen stellenweise Gräblein - wohl Spuren älterer Fachwerkbauten. Zugehörige Füllungen wiesen u.a. mehrfarbigen Wandverputz auf. Entlang der Umfassungsmauern gab es Reste von einzelnen Säuglingsgräbern. Im Grabungs-Ostteil konnten im gewachsenen Boden zwei tiefe Gruben beobachtet werden, die zur Kiesgewinnung (?) für einen ersten Straßenbau gedient haben dürften.
Oberhalb der Steinbauten lag ein Mauerwinkel, dessen ein Schenkel als einzige Struktur in der bisherigen Grabungsfläche sich an der Richtung der Kastellmauer orientierte. Im Anschluss an diese Mauer fand sich u.a. spätrömische Keramik. Ungestörte, eindeutig spätrömische Nutzungshorizonte sind bisher jedoch nicht gefasst worden. Ganz in der Nähe der Grabungsgrenze NW gab es mehrere größere Gruben, in denen sich auch früh- bis hochmittelalterliche Keramik fand. Die gesamte Grabungsfläche außerhalb des abgebrochenen Gasthauses war durch verschiedene Leitungen, Abfallgruben und andere moderne Bodeneingriffe stark gestört.
Die Silberschatzgasse wurde geschnitten und lokal als Stufenprofil mit einer Vielzahl von Nutzungshorizonten auspräpariert. Es zeigten sich mindestens drei Perioden von Straßenschüttungen. Die Silberschatzgasse führt schleifend unter der Kastellmauer hindurch. Diese ist somit lokal auf bzw. in die römische Straße gebaut worden. Im Bereich von Turm 4 und etwas westlich davon ist ein schiefwinkliger Abzweiger - lesbar an dem von Kalksteinreihen eingefassten Kieskörper - freigelegt worden. Er dürfte ins Steinbruchareal, Region 19;D/F (Grabungen KA 1996.06; KA 1982.01), geführt haben.
Unterhalb des modernen Keller-Wohntrakts des abgebrochenen Gasthof-Westflügels sind Reste der Portikus und der Gebäudeaußenmauer einer - bisher unbekannten - südlichen Randbebauung der Silberschatzgasse gefunden worden. Offenbar diente die sog. Silberschatzgasse als Verbindung der frühen Straße an den Rhein (sog. Castrumstraße) zur NW-Unterstadt. Sie dürfte Ende 1. Jh./Anfang 2. Jh. gebaut worden sein.
Hinter den modernen Kellerwänden des abgebrochenen Wohnflügels ist erstmals ein Querschnitt durch das Kastellmauerfundament sichtbar. Das Ost-Profil zeigt einen frühen Entwässerungsgraben, eine Portikusmauer und unterhalb des Kastellmauerfundaments Reste der Gebäudeaußenmauer der neu entdeckten Südrandbebauung. Über dem mehrperiodischen Straßenkörper ist eine Brandschicht mit Planierung und darauf der Bauhorizont des aufgehenden Kastellmauerwerks erkennbar. Aufgrund erhoffter Funde im Bereich des Bauhorizonts, der 1998 abgetragen werden soll, müsste die Bauzeit des Kastells näher eingegrenzt werden können.
Unterhalb des Kellerbodens des Gasthaus-Saaltrakts sind die untersten Fundamentlagen einer Apsis mit ca. 10 m Durchmesser angeschnitten worden. Wir vermuten, es handle sich um die Westapsis eines Monumentalbaus, der in der südlichen Kastell-Mittelachse stand und die vom nun aufgegebenen (?) Kastell-Südtor kommende Straße überbaute. 1986 wurde etwa 30,5 m weiter östlich eine zweiphasige Südapsis (KA 1986.03: Grabung Tellenbach) gefunden. Aufgrund der wenigen erfassten Spuren - der ursprüngliche Nutzungshorizont dürfte ca. 2 m oberhalb des beobachteten Fundaments gelegen haben - und der Lage im Kastellplan, könnte es sich bei diesem Gebäude um die Principia bzw. das zentrale Verwaltungsgebäude des späten RAURACENSE handeln.

Anthropologisches Material: Reste von Säuglingsgräbern, unbearbeitet.
Faunistisches Material: unbearbeitet.
Probenentnahmen: 3 Sedimentproben, unbearbeitet.
Datierung: archäologisch. Mittelkaiserzeitlich, spätrömisch und nachrömisch.
Ausgrabungen Kaiseraugst, U. Müller.