LK 1068, 621 480/264 965. Höhe 284 m.
Datum der Grabung: 6.4.-30.9.1999.
Bibliographie zur Fundstelle: P.-A. Schwarz, JbAK 18, 1997, 46-51; P.-A. Schwarz (mit einem Beitrag von H. Sütterlin), JbAK 19, 1998, 36; H. Sütterlin, AS 21, 1998, 103-110; H. Sütterlin, Ausgrabungen im Areal der E. Frey AG. JbAK 20, 1999, 57-70; J. Rychener, JbAK 21, 2000 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Terrainabsenkung innerhalb des Werkhofareals der E. Frey AG und Herrichtung eines neuen Besichtigungsareals in der Römerstadt). Grösse der Grabung ca. 890 m². Siedlung. Badegebäude. Gewölbe mit Brunnenschacht und Zugangstunnel. Metallverarbeitung.
Die dritte Grabungskampagne galt zwei Zielen: der Freilegung des im Frühjahr 1998 entdeckten unterirdischen Raumes und der weiteren Abklärung des Überbauungsprozesses. Da Ende 1998 entschieden war, dass das Areal rund um die unterirdischen Konstruktionen und das Bad Bestandteil einer neuen Besucherstätte innerhalb der Römerstadt werden sollte, die vorhandenen Bodenzeugnisse also nicht zerstört würden, haben wir die Ausgrabungsarbeiten nur in sehr beschränktem Raum auf den gewachsenen Boden hinuntergeführt. Nicht zuletzt wollten wir dadurch Schäden an den vorhandenen Baustrukturen, besonders an den intakten unterirdischen Konstruktionen, vermeiden. Dies bedeutete allerdings, dass wir die Baugeschichte nicht in allen Einzelheiten abklären konnten.
Die Freilegung der Konstruktion, bestehend aus einem kellerartig konstruierten Gewölbe (Abb. 15), einem Zugangstunnel und einem Brunnenschacht (Abb. 16), erfolgte von drei Stellen aus. Vom nur geringfügig beschädigten Tunnelportal aus gingen wir den unmittelbar hinter dem Eingang liegenden Schuttkegel und das dahinter angesammelte Sediment an, was verhältnismässig einfach war. Die Tunnelkonstruktion erwies sich für ein gefahrloses Arbeiten als stabil genug. Unmittelbar hinter dem Eingang kam das im Sehnenverband liegende Skelett eines Hundes zu Tage, weiter im Tunnelinneren dann noch ein zweites Hundeskelett. Beide Tiere sind im Tunnel ums Leben gekommen.
Die zweite Angriffsstelle ergab sich dort, wo die Tunneldecke in antiker Zeit auf eine Distanz von gut einem Meter eingebrochen war. Dabei ist bis fast zur Oberkante der erhaltenen Sedimente ein dolinenartiger Einbruch entstanden, den wir von oben her abtrugen. Mit dem Abteufen innerhalb des Brunnenschachtes war ein dritter Zugang ins Gewölbe möglich. Der beschränkte Raum und die notwendige Aushubtiefe zwangen zu einem langsamen Arbeiten, stets mit Rücksicht auf die Sicherheit der Arbeitenden und die Stabilität der Gesamtkonstruktion. Auf eine vollständige Freilegung der Gewölbeoberseite und seitliche Eingriffe in die Tiefe haben wir bewusst verzichtet: Jegliche Entlastung des Mauerwerks hätte die Gefahr von Setzungen, Rissen oder Schlimmerem mit sich gebracht.
Nach dem Freilegen der Zugänge räumten wir den im Gewölbe liegenden Schuttkegel aus. Das Material war teilweise bereits in der Antike, nach Aufgabe der Anlage, bewusst hineingeschüttet worden; im oberen Teil gelangte es in nachrömischer Zeit durch Erosionsprozesse in den Schacht.
Der Abtrag des Schuttkegels brachte mehrere Überraschungen mit sich: Schon gleich zu Anfang war ein an der Oberfläche des Kegels liegender menschlicher Schädel sichtbar geworden, und beim Abbau der ersten Tranche kamen zahlreiche weitere menschliche Knochen zu Tage, die in «wildem» Durcheinander lagen. Eine vorläufige Durchmusterung ergab Reste von mindestens fünf Individuen; ein Knochen wies eine Schnitt- oder Hiebspur auf. Nach dieser Überraschung entschieden wir, das gesamte Material des Schuttkegels in Gewölbe und Brunnenschacht zu schlämmen. Dabei kam es zur zweiten Überraschung, lagen doch im Kegelmaterial Falschmünzer-Gussförmchen in teils ausgezeichneter Erhaltung. Bis jetzt (der Brunnenschacht ist noch nicht vollständig ausgeräumt) haben wir weit über 6000 Stück geborgen, wovon rund 900 zu mehr als zwei Dritteln erhalten sind. Die bisher jüngsten sind Abformungen von Münzen Gordians III. und Philippus Caesar (238-244/244-246). Als weitere Überraschung kamen teils grössere, recht qualitätvolle Architektur-Bruchstücke (Kapitell, Säulentrommel, Säulenbasis) zutage, die sicher absichtlich in den Brunnenschacht geworfen worden waren. Zwischen den Menschenknochen lagen Knochen von mindestens fünf Hunden und Teile eines Pferdeskeletts.
Das unterirdische Bauwerk ist sehr gut erhalten. Der Bau der Anlage hängt wohl ursächlich mit dem Brunnen zusammen. Noch ist unklar, ob es sich dabei um einen Sod oder womöglich um eine Quellfassung handelt. Aus bisher nicht erkennbaren Gründen wurde hier ein Bauwerk errichtet, für das bisher direkte Parallelen fehlen. In einer ersten Phase wurde in einer ausgedehnten Baugrube ein im Grundriss etwa eiförmiges Bauwerk errichtet (grösster Durchmesser rund 3.7 m), das im Innern die typischen Merkmale römischer Keller aufweist: Nischen mit hölzernen Simsen und Stürzen und durch Reduzieren der Mauerstärke ausgebildete Licht- und Luftschächte. Demnach dürften die Oberseite der Decke und das aussen wieder aufgeschüttete Niveau einander ungefähr entsprochen haben. Für ein oberirdisches Bauwerk gibt es keinerlei Anzeichen, wenn man nicht die Mauern der ersten Phase als Fundament eines über das äussere Gehniveau hochgeführten Gebäudes interpretieren will. Wie der am «spitzen Ende» des Grundrisses liegende Brunnenschacht mit dem Gewölbe der ersten Phase zusammengebaut war, ist nicht bekannt, denn in einer zweiten Phase wurde der Raum mit einer aus Tonnen- und Kuppelgewölbe konstruierten Decke aus Tuffsteinen versehen; dabei konstruierte man gegen den Brunnenschacht zwei Bögen, die sich über ein Kapitell auf einen Pfeiler aus Sandsteinblöcken abstützen. Der Pfeiler steht am Rand des Schachtes. Die Lichtschächte der ersten Phase wurden gekappt, jedoch liess man insgesamt vier eher kleine, rechteckige Luftschächte ins Gewölbe ein. Ihre Fortsetzung an die antike Erdoberfläche des nochmals aufgeschütteten Geländes bestand in einem Fall aus einem mit Leistenziegeln ausgekleideten «Kamin». Ebenfalls nachträglich hat man an zwei Stellen am Boden Schächte in die Mauer des Gewölbes eingebrochen, die bis zum umgebenden gewachsenen Kies reichen. Es handelt sich wohl um Überlaufeinrichtungen. Obwohl das Gewölbe über den Tunnel leicht zugänglich war, fehlen Spuren eines eigentlichen Fussbodens; auch im Tunnel wurde kein fester Boden eingebaut. Der Tunnel weist eine Länge von gut 11 m auf und ist innen bei einer Breite von 1 m rund 2 m hoch. Er fällt ziemlich steil ab, verläuft allerdings auf den letzten zwei Metern vor dem Gewölbe fast waagrecht. Der Brunnenschacht hat einen lichten Durchmesser von gut 1.1-1.3 m; im oberen, aber nicht originalen, sondern nach Ausweis einer hoch liegenden Baugrube erneuerten Teil ist er trocken gemauert, im unteren Teil mit Mörtel verfugt. In der Verfüllung der Tunnelbaugrube lag einiges Fundmaterial, welches den Schluss zulässt, dass die Anlage im letzten Viertel des 1. Jh. n. Chr. gebaut wurden. Für die Datierung der Umgestaltung(en?) ist die genauere Analyse des Fundmaterials abzuwarten. Für die endgültige Aufgabe des Bauwerks geben uns die Münzförmchen einen Terminus post; ob die Auflassung direkt mit dem Einsturz des Tunnels zusammenhängt, ist noch abzuklären.
Ausserhalb der unterirdischen Anlage konzentrierten sich die Untersuchungen auf Abklärungen zur Baugeschichte des Bades und die Nutzung des Areals in der Zeit vor dem Bad. Flächig freigelegt wurde dabei u.a. eine schon 1998 angegrabene Werkstatt für die Verarbeitung von Buntmetall. Die vorhandenen, teils weiträumig ausplanierten Reste lassen auf eine längere Zeit und zu unterschiedlichen Zwecken genutzte Einrichtung schliessen (1. Jh. n. Chr.). Die Zeugnisse deuten auf den Guss von Teilen von Grossbronzen; eine sehr gut erhaltene ofenartige Einrichtung auf das Schmelzen von Altmetall. Über diesen Befunden lag der aus mehreren Komponenten bestehende Bauhorizont des Badegebäudes, den wir grossflächig fassten. Von Interesse ist ausserdem, dass ein beachtlicher Teil des Sediments im Nordteil des Areals aus Siedlungsschutt besteht, der vom vormals vorhandenen Kastelenhügel hinunter geworfen worden war: Das Fundmaterial gehört in die 1. Hälfte des 1. Jh., als das Areal am Hügelfuss noch kaum besiedelt war.
Im Jahre 2000 soll (soweit technisch möglich!) der Brunnenschacht fertig ausgehoben werden. Im Vordergrund steht aber die Konservierung der unterirdischen Anlage und die Herrichtung der umgebenden Ruinen und des Geländes zu einer neuen Besucherattraktion in der Römerstadt Augusta Raurica.
Anthropologisches Material: Knochen von mind. 5 Individuen (noch nicht genauer untersucht).
Faunistisches Material: Speiseabfälle aus Siedlungsschichten; diverse Hundeskelette (zwei davon schon genauer untersucht).
Probenentnahmen: Sedimentproben, Proben aus Schutt der Metallwerkstatt, makrobotanische Proben (aus dem Tunnel untersucht; praktisch fundleer).
Sonstiges: rund 6000 Münzgussformen (1. Hälfte 3. Jh.), provisorisch gesichtet.
Datierung: archäologisch. 2. Viertel des 1. Jh. bis Mitte 3. Jh. n. Chr.
Ausgrabungen Augst, J. Rychener.
Augst BL, E. Frey AG
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Détail de la chronique
Commune
Augst
Canton
BL
Lieu-dit
E. Frey AG
Coordonnées
E 2621480, N 1264965
Altitude
284 m
Numéro de site cantonal
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Numéro d'intervention cantonal
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Nouveau site
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Prélèvements
restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
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Institution
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Date de la découverte
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Surface (m2)
890 m2
Date de début
06 avril 1999
Date de fin
30 septembre 1999
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2000
Époques
Empire romain
Type de site
habitat, habitat (établissement isolé), habitat (bâtiment d'habitation)
Type d'intervention
fouille (fouille de sauvetage/préventive)
Mobilier archéologique
métal (monnaies/médailles)
Os
ossements humains isolés, ossement d'animaux isolés, autres
Matériel botanique
autres
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