LK 1068, 621 480/264 965. Höhe 284 m.
Datum der Grabung: 21.1.-4.8.2000 (mit Unterbrüchen)
Bibliographie zur Fundstelle: P.-A. Schwarz, JbAK 18, 1997, 46-51; P.-A. Schwarz (mit einem Beitrag von H. Sütterlin), JbAK 19, 1998, 36; H. Sütterlin, AS 21, 1998, 103-110; JbAK 20, 1999, 57-70; J. Rychener (mit einem Beitrag von M. Peter), JbAK 21, 2000, 53-69; J. Rychener, JbAK 22, 2001 (im Druck).
Geplante Notgrabung (Umgestaltungen im Werkhofareal der Firma E. Frey AG) und Fortsetzung Plangrabung (Herrichtung eines neuen Besichtigungsareals in der Römerstadt). Grösse der Grabung ca. 750 m². Siedlung. Brunnenhaus und -schacht mit Zugangstunnel. Städtische Strasse mit Portikus.
Bei der Abgabe des letztjährigen Berichtes für die Fundchronik schien es, als sei im Jahre 2000 nur noch der zum unterirdischen Gewölbe (mittlerweile als «Brunnenhaus» bezeichnet) gehörige Brunnenschacht fertig auszugraben. Die vierte Kampagne im (teils ehemaligen) Werkhofareal der Firma E. Frey AG wurde jedoch wesentlich umfangreicher!
Im Januar begannen die Bauarbeiten für die Umgestaltung des Werkhofareals. Damit verbunden war die Errichtung einer neuen Einstellhalle und ein grossflächiger Niveauausgleich im südlichen Teil des neu gestalteten Areals. Es zeigt sich dabei, dass in diesem Teil die römischen Strukturen praktisch unmittelbar unter dem Asphaltbelag liegen. Für die Stützen der Einstellhalle war eine Reihe kleiner Eingriffe nötig, für die Fundamente der Stirnwände mussten zwei längere Gräben gezogen werden. Weitere Eingriffe ergaben sich beim Anlegen der Dachwasserleitungen, von denen ein Teil in bereits untersuchtem Areal lag, während die anderen in jenen Bereich zu liegen kamen, wo in römischer Zeit eine Häuserzeile entlang der Westseite der Fielenriedstrasse gestanden hatte. Dank der östlich anschliessenden Grabungsfläche von 1997/98 waren die Befunde trotz der kleinen Flächen gut zu interpretieren. Angetroffen wurden Schichtpakete aus dem Innern dieser Häuser, ferner kamen Mauerzüge und in einem Fall eine sichtlich mehrphasige Herdstelle zum Vorschein. Diese kleinen Grabungsflächen wurden nur soweit untersucht, bis die bauseits verlangte Unterkante erreicht war.
Das Fundament der südlichen Wand der Einstellhalle kam ungefähr rechtwinklig zur Fielenriedstrasse zu liegen; in Absprache mit der Bauherrschaft haben wir den entstehenden Profilgraben auf die ganze Strassenbreite verlängert. Dies nicht zuletzt darum, weil beim grossflächigen Abtrag südlich der Halle diese Strasse und (erstmals in dieser Ausdehnung) die östlich davon liegende Häuserzeile gefasst werden konnte. Allerdings mussten wir uns auf die oberflächliche Reinigung der Befunde beschränken, aber auch so ergab sich ein für Augst eher seltenes Bild, lagen doch für einige Tage auf einer Lage von rund 12 m die ganze Breite einer Strasse und beidseits davon Teile der sie begleitenden Überbauung gleichzeitig frei (Abb. 13). Wie sich zeigte, weist nur die östliche Häuserzeile eine Portikus auf, die westliche Häuserzeile stiess direkt an die Strasse an. Die Breite der Strasse beträgt rund 7 m, jene der Portikus gut 2.4 m. Die Säulen der Portikus waren auf grosse violette Bundsandsteinblöcke abgestützt, die in situ erhalten waren. Zwischen Strasse und Portikusmauer fand sich der übliche Abwassergraben. Die Strasse war mehrfach aufgekiest worden. Leider lagen weder im Strassenbelag noch in den feinsandigen Füllungen des Abwassergrabens Funde, sodass die verschiedenen Strassenplanien kaum datierbar sind.
Im April wurde der Abbau der im Brunnenschacht verbliebenen Füllung in Angriff genommen. Die Unterkante der Schicht mit den menschlichen Skeletten und mit den Münzguss-Förmchen war bald erreicht. Nach dem Durchstossen einer Schicht mit viel Bauschutt kam eine dichte Packung von Tierknochen zum Vorschein. Es handelte sich um ganze oder grosse Teile von Tierkadavern. Darunter lagen wieder Bautrümmer, mit Siedlungsschutt durchmischt. Rund 5 m unter dem Bodenniveau des Brunnenhauses trat schliesslich Wasser zutage - auf wesentlich höherem Niveau, als auf Grund der umgebenden Wasserspiegel eigentlich zu erwarten war. Beim weiteren Abbau knapp über, teilweise auch unter dem Wasserspiegel zeigte sich, dass die Ausmauerung des Schachtes rund 5.5 m unter dem Bodenniveau des Brunnenhauses aufhört. Um die Stabilität des Bauwerks nicht zu gefährden, haben wir auf die restlose Entfernung der Schachtfüllung verzichtet. Eine Nachbohrung mit dem Handbohrer ergab, dass einen knappen Meter unter dem Abbauniveau eine undurchdringliche Schicht liegt, wahrscheinlich die Oberkante der wasserführenden Felsschicht. Der Schacht weist einen Durchmesser von rund 1.5 m auf; in der untersten Partie ist er etwas weiter und der Grundriss nähert sich einem Rechteck an. Möglicherweise hat man im Bereich des Wasserspiegels eine kistenartige Konstruktion (Caisson) aus Holz eingebaut, deren inneren Umriss die Ausmauerung nachzeichnet. Im untersten geborgenen Fundkomplex kamen neben dem Bauschutt auch einige Funde aus der Benützungszeit zutage: mehrere ganze oder zu grossen Teilen erhaltene TS-Tassen der Form Drag. 33 mit Stempeln aus der 1. Hälfte des 2.Jh. und eine Münze des Traian (nach einer provisorischen Bestimmung 99/100 emittiert).
Rund zwei Monate lag der Wasserspiegel frei; in dieser Zeit schwankte er maximal um 21 cm, wobei ein gewisser Bezug zur Witterung erkennbar wurde. Nicht zuletzt auf Empfehlung eines Geologen liessen wir das im Brunnen austretende Wasser analysieren - er wies nämlich darauf hin, dass das Grundgebirge des Kastelenhügels nicht aus Kalk, sondern aus Gipskeuper besteht. Die Analyse ergab erstmals einen Anhaltspunkt für die Deutung des merkwürdigen Bauwerks: im Gegensatz zu anderen Quellen in Augst ist dieses Wasser sehr kalkarm, dafür mit Schwefel angereichert - was nach einer gewissen Zeit im Brunnenschacht entsprechend zu riechen war. Trat dieses Wasser in römischer Zeit am Abhang des Kastelenhügels aus und fiel entsprechend auf? Vielleicht wurde die wasserführende Schicht auch beim Bau der ersten Stützmauer und der Herrichtung des Areals für die Überbauung angegraben. Schwefelhaltiges Wasser galt bereits in der Antike als heilkräftig, und so liegt eine Deutung des Bauwerks als «Heilbrunnen» nahe. Dies würde zudem die eindeutig später erfolgte Errichtung des Bades unmittelbar neben der Brunnenlage erklären - seine Lage wäre gut begründet.
Weitere kleinere Nachuntersuchungen im Areal wurden durch nachträgliche Eingriffe im Zusammenhang mit der Restaurierung der Anlage notwendig. Sie ergänzten die bisher gewonnenen Informationen über die Stratigraphie im Areal.
Faunistisches Material: etliche vollständige Kadaver oder Kadaverteile (Untersuchung im Gange).
Probenentnahmen: Sedimentproben, makrobotanische Proben (aus dem Brunnenschacht: relativ wenige Makroreste).
Sonstiges: vereinzelte Münzgussformen (1. Hälfte 3.Jh.).
Datierung: archäologisch; 2.Jh.-Mitte 3.Jh. n. Chr.
Ausgrabungen Augst, J. Rychener.
Augst BL, E. Frey AG
Consulter le PDF original
Détail de la chronique
Commune
Augst
Canton
BL
Lieu-dit
E. Frey AG
Coordonnées
E 2621480, N 1264965
Altitude
284 m
Numéro de site cantonal
--
Numéro d'intervention cantonal
--
Nouveau site
--
Prélèvements
restes botaniques, échantillons de sédiments géoarchéologiques
Analyses
--
Institution
--
Date de la découverte
--
Surface (m2)
750 m2
Date de début
21 janvier 2000
Date de fin
04 août 2000
Méthode de datation
archéologique
Auteur.e
--
Année de publication
2001
Époques
Empire romain
Type de site
habitat, habitat (ville), habitat (bâtiment d'habitation), infrastructure (transport)
Type d'intervention
fouille
Mobilier archéologique
métal (monnaies/médailles)
Os
ossement d'animaux isolés
Matériel botanique
autres
×